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Ein Engel an Güte (German Edition)

Ein Engel an Güte (German Edition)

Titel: Ein Engel an Güte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ippolito Nievo
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dieser Sache annimmt, kannst du sicher sein, dass alles gut wird!»
    Zu dieser Lösung des schwierigen Problems war er nach langem Nachdenken gelangt; ähnlich dem Menschen, der ein entlaufenes Pferd sucht und an einer Weggabelung kehrtmacht, weil er sich sagt:«Ich könnte auf beiden Wegen fehlgehen; üben wir uns also in Geduld und vertrauen wir auf die Vorsehung!»
    Morosina hatte dieser Resignation aus Bequemlichkeit auch nichts entgegenzusetzen, zu viele Gedanken stürmten auf sie ein, und es war schwer zu entscheiden, an welchen man sich halten konnte.« Der Pate will mich verheiraten?», überlegte sie.«Mit wem wohl? Mit wem...?», fragte sie sich wohl hundertmal. Der einzige Mensch, mit dem sie in diesen Tagen gesprochen hatte, war Celio; der einzige Mann, dessen vertraulicher Umgang Formiani genehm zu sein schien, war Celio; der Einzige, der für würdig befunden wurde, sie auf dieser Spazierfahrt durch die Lagune in seine Obhut zu nehmen und sie tags davor in Abwesenheit des Inquisitors zu unterhalten, war Celio; das einzige Wesen, das ihrem Herzen teuer war und am Anfang und Ende all ihres Sinnens und Trachtens stand, war Celio, sodass sie nach langem Zögern die Antwort wagte:«Mit Celio?»
    Das dünkte sie zunächst ein solches Glück, dass es ihr vermessen schien, es für so nah und leicht erreichbar zu halten; nach gründlicherem Nachdenken fühlte sie sich jedoch in dieser Überzeugung bestärkt, denn wenn es Formianis Absicht war, sie zu verheiraten (wie ihr Vater behauptete), dann konnte das nur sein, indem er sie mit dem Cavalier Terni vermählte.«Sollte das die ganze Gunst sein, um die mein Vater mich im Namen des Herrn Paten bitten sollte?», dachte sie. Auf diese zweite Frage antwortete stürmisches Herzklopfen, das besagen sollte:«Um eine solche Gunst zu erlangen, bedarf es keiner Bitte!»
    Am Ende war der Podestà schon fertig angekleidet, während sie noch immer solch teuren Illusionen nachhing. Die Institution der Ehe, die sie gestern noch als abgeschmackt und schändlich angesehen hatte, nun offenbarte sie der keuschen Seele des Mädchens ihre ganze Heiligkeit! Da wurde sie als jenes siebte Sakrament erkennbar, das die Religionslehrerin bei den Seraphinerinnen gelegentlich erwähnt hatte, wenn auch nur flüchtig. Die Liebe zur Familie, die so mächtig und unantastbar in ihr verankert war, dass nicht einmal die Plumpheit und Ignoranz ihres Vaters ihr Abbruch tun konnten, nun fand sie in der verkannten und viel geschmähten Ehe ihren Quell, ihre Erfüllung und Vervollkommnung!
    « Hör zu, mein Liebling!», sagte Valiner mit einem Lächeln.«Wollen wir nicht hinuntergehen und frühstücken?»
    « Aber gern, lieber Vater», antwortete das Mädchen, sich aus ihrer süßen Verzückung losreißend.« Ob der Alte wohl noch schläft?»
    « Wer? Chirichillo? Der ist doch schon vor dem ersten Hahnenschrei auf den Beinen», erwiderte der Podestà.«Aber geh nur nachsehen, wenn du magst; ich kenne mich schon aus im Haus und warte in der Küche auf euch.»
    Chirichillo war nicht in seinem Zimmer, und als sie die Zofen nach ihm fragte, antworteten die, er sei schon in aller Herrgottsfrühe aus dem Haus gegangen, ohne irgendjemandem etwas zu sagen, und sei seither im Palazzo auch nicht mehr gesehen worden. Daher stieg Morosina hinunter in die Küche, wo der Podestà, eine Flasche Wein vor sich, fröhlich an einer Anrichte saß, einen Truthahnflügel abnagte und sich angeregt mit dem Koch unterhielt.
    « Sie denken wohl noch an die Pastetchen, die es vor einem Monat gab, hm?», sagte dieser.«Nun gut, morgen werde ich Ihnen noch schmackhaftere zubereiten.»
    « Ja, ja, morgen, und je eher, desto besser», antwortete der Podestà, dessen glänzende Äuglein zärtlich auf einem zu drei Viertel gefüllten Glas mit dem lieblichen Wein aus Conegliano ruhten.« Ich weiß nicht, wann ich nach Asolo zurück muss, und es sollte mir leidtun, wenn ich heimfahren müsste, ohne die Erinnerung an diese Leckerbissen aufgefrischt zu haben.»Nach diesen Worten führte er das Glas zum Mund, seine Augen strahlten in himmlischer Wonne, und je mehr der Pegel im Glas sank, desto mehr schlossen sie sich in frommer Andacht.
    « Und Don Gasparo?», fragte Valiner, aus dieser Verzückung erwachend.«Ist er noch nicht heruntergekommen? »
    « Ich bin Don Gasparo eben auf der Treppe begegnet», antwortete Morosina, die im selben Augenblick eintrat.
    « Wahrhaftig, ich möchte ihn wohl in aller Ruhe begrüßen!», versetzte der

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