Ein Engel aus der Hölle
»Ich kann nicht klagen.«
»Wie schön. Aber es könnte dir besser gehen.«
»Ach. Wie kommst du darauf? Nein, ich habe mich entschlossen, einige Tage auszuspannen. Da bist du wirklich auf dem falschen Dampfer, meine Teure.«
»Ich habe meine Zweifel.«
»Warum?«
»Weil ich dich kenne«, entgegnete sie.
»Ach. Und weiter?«
»Weil ich hinter deine Fassade schauen kann.«
»Okay.« Er nickte. »Und was siehst du da?«
»Dass du eigentlich nicht zufrieden bist. Dir geht so einiges durch den Kopf.«
»Ja, schon, das ist wohl wahr. Aber ich bin nun mal ein Mensch, der immer an irgendetwas denkt. Ich lasse mein Gehirn nie ganz leer laufen. Das solltest du wissen.«
»So habe ich das nicht gemeint. Ich bin zu dir gekommen, weil ich auch deine Unsicherheit spüre.«
Er räusperte sich. Innerlich musste er zugeben, dass Fiona einen wirklich guten Blick besaß. Es hatte keinen Sinn, sie anzulügen, und er nickte zur Bestätigung.
»Willst du reden?«
»Ich weiß nicht. Ich weiß auch nicht, ob ich von einer inneren Unsicherheit sprechen kann.«
Sie unterbrach ihn. »Aber es ist etwas passiert.«
»Nein«, widersprach er direkt. »Es ist nichts passiert. Genau das ist das Problem. Es ist nichts passiert. Er ist alles perfekt gelaufen, sage ich dir.«
Fiona hatte den Unterton in der Stimme durchaus gehört. »Kann man sagen, dass es zu perfekt gewesen ist?«
Frank’s Blick wurde starr.
»Also doch.«
»Ja und nein.«
»Darm rede mit mir über dein Problem.«
Der heiße Kaffee hatte gewirkt. Auf der Stirn des Agenten lag ein dünner Schweißfilm. Er wischte ihn weg und gab danach seine Antwort. »Ich habe das Gefühl, mich allmählich unglaubwürdig bei meinen Kollegen zu machen.«
»Wie kommst du darauf?«
»Das spüre ich. Sie haben Probleme damit, mir gewisse Dinge abzunehmen. Das habe ich besonders nach dem letzten Fall erlebt. Sie konnten nicht glauben, dass ich aus dieser Klemme mit den beiden Dealern herausgekommen bin.«
Als er nichts mehr sagte, hakte Fiona nach. »Und? Welche Konsequenzen gab es?«
»Keine«, gab er zögernd zu.
»Dann freu dich doch.«
»Nein, das kann ich nicht. Das ist einfach nicht möglich. Ich kann mich nicht freuen. Die Kollegen und Vorgesetzten haben zwar nichts gesagt, doch ich habe das Gefühl, dass ich ihnen allmählich unheimlich werde. Sie können meine Erfolge nicht einordnen. Begreifst du, was ich damit meine?«
»Sehr gut, sogar. Du bist ihnen unheimlich.«
»Genau das ist es.«
»Und was kann man dagegen tun?«
»Gar nichts.« Frank wunderte sich über die letzte Frage der Fiona. Sie hatte so menschlich geklungen, gar nicht nach dem, was sie wirklich war, denn sie selbst hatte sich als Engel bezeichnet.
»Willst du aufhören?«
»Auf keinen Fall.«
»Welche Pläne hast du dann?«
Er hob die Schultern. »Ich weiß das nicht so genau. Ehrlich nicht. Ich stehe irgendwie auf dem Schlauch. Und meine Kollegen sehe ich als misstrauische Neider an.«
»Da bist du dir sicher?«
»Ja, auf jeden Fall. Sie können sich die Siege nicht erklären. Ich bin immer aus diesen Auseinandersetzungen als Sieger hervorgegangen, und so etwas können sie einfach nicht begreifen. Da weiß ich mir keinen Rat mehr.«
Fiona lächelte, als sie fragte: »Aber sie kennen die gesamte Wahrheit nicht, oder? Sie wissen nichts von mir, nehme ich an.«
»So ist es. Ich habe ihnen nichts von einem Helfer oder einer Helferin gesagt.«
»Ja.«
»Und du bleibst dabei?«
»Natürlich.« Frank schaute seinen Engel erstaunt an. »Ich werde immer dabei bleiben. Ich lüfte kein Geheimnis, darauf kannst du dich verlassen.«
»Das ist sehr gut. Es muss auch so bleiben. Und es ist für mich nicht neu, dass sich deine Kollegen so verhalten. Überall gibt es Neider. Sie hocken in allen Positionen. Da spielt es keine Rolle, ob es sich dabei um einen Polizisten handelt oder nicht. Sie haben Lunte gerochen. Sie glauben ihren eigenen Ergebnissen nicht mehr. Und jetzt wollen sie endlich Klarheit haben.«
»Ja, du hast es erfasst.«
»Es ist leicht, Frank, sehr leicht. Menschen sind so. Menschen wollen über das, was sie sich nicht vorstellen können, endlich die Wahrheit wissen, und zu dieser Gruppe gehörst du auch.«
»Kann ich was dagegen tun?«
»Nein, Frank«, antwortete sie mit leichtem Bedauern in der Stimme. »Du musst alles auf dich zukommen lassen und im richtigen Moment handeln.«
»Wann wird der sein?«
»Das weiß ich auch nicht.«
»Hast du darüber nachgedacht, wie das
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