Ein Engel aus der Hölle
Verhalten der Kollegen aussehen könnte?«
»Ja, das habe ich, und die Lösung ist sehr einfach. Man wird dich unter Kontrolle halten. Ich rechne damit, dass man dich beschatten wird, um hinter dein Geheimnis zu kommen. Wie sieht es mit dem nächsten Fall aus? Kannst du dazu schon etwas sagen?«
Frank Durban winkte ab. »Ich glaube nicht, dass ich dazu viel sagen kann.«
»Schade.«
»Es ist nicht konkret. Ich bin hinter einem Typen her, der illegal arbeitet und seine Leute erst aufs Festland und dann auf unsere Insel schafft.«
»Kennst du ihn?«, fragte Fiona. »Ich meine, hast du ihn mal gesehen?«
»Noch nicht, obwohl ich ihn gern kennen lernen würde. Er muss der Satan in Aktion gewesen sein. Die Leute haben bei ihm nicht viele Chancen. Wenn sie ihn nicht mehr brauchen, bringen sie ihn einfach um.«
»Ja, das ist schlimm, und ich denke, dass er den Tod verdient hat.«
»Viele der Menschen, die ihre Reise bezahlt hatten, starben noch vor dem Erreichen des Ziels, und dieses Schwein hat sich nichts daraus gemacht.«
»Hast du dich denn intensiv mit ihm beschäftigt und dir genügend Gedanken darüber gemacht?«
»Ja, das habe ich«, versicherte Durban. »Ich weiß auch, wo ich ihn finden kann. Ich muss ihn nur auf frischer Tat erwischen.«
»Dann mach das!«
»Es wird wieder Tote geben.«
»Und weiter?«
»Man wird mir erneut Fragen stellen.«
»Die blockst du locker ab, Frank«, sagte Fiona. »Ich denke jedenfalls, dass man dir eigentlich behilflich sein sollte. Stattdessen legt man dir Knüppel in den Weg.«
»Nein, das tut man ja nicht. Man lässt mich frei schalten und walten. Du siehst es falsch.«
»Leider nicht, Frank«, sagte sie mit leiser Stimme. »Ich denke, dass bereits einige Menschen unterwegs sind. Man hat Konsequenzen aus dem letzten Fall gezogen. Man will mehr darüber wissen, wie es möglich ist, dass du so gut bist.«
Frank Durban schwieg. Über derartige Worte musste er noch nachdenken. »Das gefällt mir nicht«, flüsterte er. »Zu wissen, dass man die eigenen Leute im Nacken hat.«
»Du wirst sie nicht sehen.«
»Und was ist mit dir?«
Die Besucherin saß ab diesem Augenblick stocksteif auf dem fest in den Boden eingelassenen Stuhl. Sie sagte nichts. Sie horchte nur und drehte sich im Sitzen.
»Geht es dir schlecht, Fiona?«
»Ja und nein.«
»Ähm, das verstehe ich nicht. Hier deutet nichts auf eine Gefahr hin.«
»Für dich nicht.« Fiona nahm ihn nicht mehr zur Kenntnis. Sie musste sich erst selbst finden, und dabei stand sie auf. Sehr unruhig ging sie durch das Wohnmobil. Dabei schaute sie sich sehr intensiv um, ohne was zu entdecken, auch Frank Durban hatte eine andere Haltung eingenommen. Falls es wirklich Ärger gab, war er bereit. Einen Grund für die Reaktion des Engels sah er jedoch nicht, und er wollte Fiona darauf ansprechen.
Sie kam ihm zuvor. »Jemand befindet sich in unserer Nähe, den ich nicht unbedingt schätze, Frank.«
»Pardon, aber hier ist niemand.«
»Das meine ich nicht. Draußen, vor dem Wagen, dahinter, wie auch immer. Und deshalb ist es für mich am besten, dass ich zunächst einen Rückzieher mache.«
»Du willst weg?«
»Ja. Und...«
»Keine Fragen mehr, Frank.« Es war von Fiona aus alles gesagt worden. Sie stieg auf den Sitz, schaute aber nicht durch das Fenster. Stattdessen drehte sie sich in die Höhe, und dabei stieß sie sich ab.
Fiona schwebte jetzt über dem Boden, erreichte das Dach und in der nächsten Sekunde war sie nicht mehr zu sehen.
Der Agent stand noch immer vor dem Stuhl. Er konnte nicht mehr richtig denken, es war zu viel in diesen Stunden, das er verkraften musste. Da lieber eine Auszeit nehmen.
Das dachte sich alles so gut, war theoretisch perfekt. In Wirklichkeit wusste er nicht, wie es weitergehen sollte. In ihm steckte eine tiefe Unsicherheit, und die hatte Fiona bei ihm hinterlassen.
Sie hatte von Verfolgern gesprochen, die sich auf seine Fährte gesetzt hatten. Okay, wenn es stimmen sollte, dann musste er sich dem stellen. Aber was hatte Fiona aus dem Wohnmobil getrieben? Darüber grübelte er nach. Doch nicht, dass sich Verfolger in der Nähe aufhielten. Da stand sie drüber. Ihre Kräfte waren viel stärker, das hatte er mehr als einmal erleben können.
Warum also war sie weg?
Frank Durban spürte, dass ihn die Frage nervös machte. Nicht dass er seinen Engel Fiona bisher für unbesiegbar gehalten hätte, aber er hatte dieser Person voll vertraut, und sie hatte sein Vertrauen auch nie
Weitere Kostenlose Bücher