Ein Engel aus der Hölle
anderen Personen außer ihm noch darauf abfahren würden, aber er musste sich revidieren. Die beiden schienen mehr zu wissen, und er sah es auch nicht als einen Zufall an, dass sie ausgerechnet ihn danach gefragt hatten.
Wie waren sie darauf gekommen?
Indirekt hatten sie es schon zugegeben. Es gab eben Menschen in der Firma, die sich darüber Gedanken machten, warum er es schaffte, seine Fälle so glatt zu lösen und ihm dabei nichts passiert war.
Man war schnell mit der Behauptung, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zuging, bei der Hand. In seinem konkreten Fall war man darauf angesprungen und hatte die beiden Typen geschickt. Es war eigentlich lächerlich, aber ihm war nicht nach Lachen zumute. Das konnte ganz schön in die Hose gehen, wenn gewisse Menschen einmal Blut geleckt hatten, gaben sie nicht so schnell auf.
Zu der Kategorie zählte er sich selbst – und es kam noch etwas hinzu.
Kurz vor dem Eintreffen der beiden Kollegen hatte auch er Besuch bekommen, und zwar von seinem Beschützer. Und der war plötzlich verschwunden wie jemand, dem es nicht mehr gut ging.
Jetzt war der Zeitpunkt erreicht, an dem Frank Durban näher über den Fall nachdachte. Er kam zwar zu keinem konkreten Ergebnis, aber er konnte sich vorstellen, dass Fiona mehr wusste.
Der Name war ihm soeben durch den Kopf gegangen, als er etwas Kaltes spürte, das ihn wie einen Hauch erfasste. Er brauchte sich nicht zu drehen, denn er wusste, wer gekommen war, ohne dass er den Besucher gesehen hatte.
Und schon hörte er hinter seinem Rücken die weiche Stimme des Engels. »Wer hat dich mit seinem Besuch belästigt?«
Durban drehte sich langsam um. Fiona stand vor ihm und wollte eine Antwort haben. »Weißt du es denn nicht?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Nicht so genau, wenn ich ehrlich sein soll.«
»Zwei Kollegen.«
»Aha. Dann ist ja alles im grünen Bereich.«
»Das weiß ich nicht. Sie haben mir schon ein gewisses Misstrauen entgegengebracht.«
»Und warum?«
Frank Durban nahm wieder Platz. »Man kann nicht nachvollziehen, dass ich so große Erfolge errungen habe. Das ist meiner Firma suspekt. Mir ist nie etwas passiert. Wir haben immer nur Leichen hinterlassen.«
»Das musste sein.«
»Ich weiß. Du willst keine Zeugen haben. So ist das auch richtig, aber ich denke, dass ich in der Zukunft etwas vorsichtiger sein muss. Man wird mich wohl beobachten.«
»Haben die beiden dir das gesagt?«, wollte Fiona wissen.
»Nein, weder direkt noch indirekt. Aber ich denke, dass es so sein wird.«
»Als wie gefährlich siehst du die Männer denn an?«, stellte sie die nächste Frage.
»Manche Kollegen können wie Kletten sein, die man kaum los bekommt. Da muss man schon Acht geben.«
»Ja, du hast Recht.«
Frank war verwundert. So nachdenklich kannte er Fiona nicht. »Ist was mit dir?«, wollte er wissen. »Hat dich der Besuch meiner Kollegen beunruhigt?«
Sie nickte. »Das hat er.«
Durban sagte nichts. Nicht, weil er nicht wollte – es hatte ihm die Sprache verschlagen.
So kannte er Fiona nicht. Sie war diejenige, die das Wort Angst nicht kannte, und als er sie genauer anschaute, entdeckte er schon den nachdenklichen Zug auf ihrem Gesicht.
»He, was soll das?«
Fiona hob eine ihrer bleichen Hände. »Und du bist dir sicher, dass es Kollegen von dir waren?«
»Ja, ich habe die Ausweise gesehen.«
»Sehr seltsam.«
»Was ist seltsam?«
»Deine Kollegen. Oder vielleicht auch nur einer von ihnen. So genau kann ich das nicht beurteilen.«
Er hob die Schultern. »Nun ja, wenn man es so nimmt, hast du Recht. Man hat mir bisher noch keine Kontrolleure auf den Hals geschickt. Aber das wird sich...«
»So meine ich das nicht.«
»Hm? Wie dann?«
»Es liegt an mir«, erklärte Fiona. »An meinem Gespür, und ich weiß, dass ich mich nicht geirrt habe.«
Durban wusste nicht so recht, was er noch sagen Sollte. Die Frau sprach in Rätseln. »Verdammt, was meinst du damit? Es kommt mir vor, als hättest du Furcht von ihnen.«
»Nein, nicht das. Ich bin nur ein wenig beunruhigt über das, was ich erlebt habe.«
Der Undercover-Mann begriff immer weniger. »Was hat du denn erlebt. Doch nichts, was uns beunruhigen könnte.«
»Doch.«
Frank Durban nahm eine steife Haltung an. »Jetzt weiß ich nicht mehr weiter. Du hast mir nichts gesagt und...«
»Du hättest es auch nicht verstanden.«
»Aha und jetzt?«
»Werde ich dir reinen Wein einschenken.«
»Da bin ich mal gespannt.«
»Dein blonder Kollege trägt etwas bei
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