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Ein Engel im Winter

Ein Engel im Winter

Titel: Ein Engel im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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Lennons Platte geschenkt.
    Inzwischen war es im Zimmer dunkel geworden. Es war kalt, aber Nathan bemerkte es nicht. Er war ganz in seiner Vergangenheit versunken, in seiner Kindheit, die er glaubte vergessen zu haben und die nun plötzlich wieder an die Oberfläche getreten war. Deshalb hatte er den Wagen nicht gehört, der gerade vor dem Haus parkte.
    Irgendjemand machte im Büro das Licht an.
    Nathan sprang auf und wandte sich zur Tür.

Kapitel 16
    Alle Tage führen zum Tod,
    der letzte erreicht ihn.
    Montaigne

    »Wie ich sehe, haben Sie Cujo bereits kennen gelernt.«
    Garrett Goodrich stand auf der Türschwelle und betrachtete Nathans verletztes Bein mit medizinischem Interesse.
    »Was tun Sie denn hier, Garrett?«, fragte der Anwalt und klappte das Tagebuch zu wie ein Junge, der mit dem Finger im Marmeladentopf erwischt wurde.
    Mit amüsiertem Lächeln erwiderte Goodrich in leicht spöttischem Ton:
    »Meinen Sie nicht, dass vielmehr ich diese Frage stellen sollte?«
    Nathan bebte vor Zorn und explodierte.
    »Warum haben Sie mich nicht informiert? Warum haben Sie mir verschwiegen, dass Sie mich vor dreißig Jahren behandelt haben?«
    Der Arzt zuckte die Schultern.
    »Ich hatte nicht angenommen, dass Sie den Arzt vergessen würden, der Ihnen das Leben gerettet hat. Um ehrlich zu sein, hat mich das sogar gekränkt …«
    »Scheren Sie sich zum Teufel.«
    »In Ordnung, aber vorher desinfiziere ich noch Ihre Wunde.«
    »Ich brauche Sie nicht«, zischte Nathan und ging auf die Treppe zu.
    »Sie täuschen sich: Ein Hundebiss ist immer ein Nährboden für Krankheitserreger.«
    Als der Anwalt am Ende der Treppe angelangt war, drehte er sich um: »Na und, ich werde sowieso nicht mehr lange an den Folgen leiden, also …«
    »Das ist kein Grund, die Dinge zu überstürzen«, rief Goodrich ihm nach.
    Im Kamin prasselte ein loderndes Feuer.
    Draußen wehte ein heftiger Wind und ließ die Scheiben erzittern. Vor dem Haus herrschte Schneegestöber. Es war eine stürmische Nacht, prächtig und erschreckend zugleich.
    Nathan saß in einem Sessel, hatte die Füße auf einen Schemel gelegt und hielt einen dampfenden Grog in den Händen. Er war sichtlich besänftigt, weniger aggressiv.
    Goodrich hatte seine Lesebrille aufgesetzt, um die Wunde mit Wasser und Seife zu reinigen.
    »Autsch!«
    »Hm … tut mir Leid.«
    »Hat das Schicksal mir Ihren verdammten Köter geschickt, um meinen Tod zu beschleunigen?«, spöttelte Nathan.
    »Stellen Sie sich nicht so an«, erwiderte der Arzt und hielt eine Kompresse unters Wasser, »man stirbt selten an den Folgen eines Bisses.«
    »Und wie ist es mit Tollwut und Tetanus?«
    »Ich kann Ihnen seinen Impfpass zeigen, aber natürlich wäre es gut, wenn Sie Ihre Tetanusimpfung auffrischen lassen.«
    Dann desinfizierte er die Wunde mit einem Antiseptikum.
    »Aua!«
    »Sie sind ziemlich wehleidig! Na schön, die Wunde ist auch tief genug. Auch Ihre Sehnen sind verletzt. Ich denke, Sie sollten morgen in der Klinik vorbeikommen.«
    Nathan trank einen Schluck von dem Grog und ließ seinen Blick in die Ferne schweifen. Dann fragte er: »Garrett, erklären Sie mir etwas: Wie konnte ich das Ertrinken überleben?«
    »An sich ist das Phänomen nicht ungewöhnlich: Man hat schon häufig Kinder, die in einen See oder Fluss gefallen sind, wiederbelebt.«
    »Wie ist das möglich?«
    Goodrich holte tief Luft, als suche er eine einfache Antwort auf eine schwierige Frage.
    »In den meisten Fällen ersticken die Ertrinkenden: Sie geraten in Panik und versuchen zu verhindern, dass sich ihre Lungen mit Wasser füllen. Der Sauerstoff in den Lungen ist verbraucht, und schließlich ersticken sie.«
    »Und was ist mit mir beim Ertrinken passiert?«
    »Sie haben zweifellos zugelassen, dass sich Ihre Lungen mit Wasser füllten, was bei Ihnen zu einer Unterkühlung geführt hat. Ihr Herzschlag verlangsamte sich, bis ihr Herz fast völlig zu schlagen aufgehört hatte.«
    »Und all die Visionen waren Near Death Experiences?«
    »Ganz richtig, aber zu Beginn der Siebzigerjahre war die unmittelbare Todeserfahrung noch kein Thema. Heute ist dieses Phänomen wohlbekannt: Tausende von Menschen auf der ganzen Welt haben ähnliche Erfahrungen gemacht wie Sie. All ihre Berichte wurden von Wissenschaftlern gesammelt und ausgewertet.«
    »Und gibt es Ähnlichkeiten mit meiner eigenen Geschichte?«
    »Ja, viele Menschen erwähnen denselben Tunnel, dasselbe intensive Licht und das Gefühl, von unendlicher Liebe umhüllt zu

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