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Ein Erzfeind zum Verlieben

Ein Erzfeind zum Verlieben

Titel: Ein Erzfeind zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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sich zu ihm um und betrachtete sie aus der Nähe. Es waren tatsächlich Kratzer – eine ganze Reihe, die sich quer über seine Schulter zogen.
    Whit warf einen Blick darauf und grinste sie an.
    »Du bist leise«, sagte er wieder. »Aber dafür lebhaft.«
    »Ich war das?« Sie musterte seine zufriedene Miene. »Und es macht dir nichts aus?«
    »Nicht im Mindesten«, versicherte er ihr so überzeugend, dass sie ihm glaubte. Er drehte sich auf die Seite und streckte ihr die Hand hin. »Komm wieder ins Bett, Kobold. Wenn jemand an die Tür klopfen wollte, hätte er es längst getan.«
    »Ich …« Das stimmte, gestand sie sich ein und war nun ein wenig verlegen, dass sie bei der Vorstellung, entdeckt zu werden, so heftig reagiert hatte. Als Entschuldigung konnte sie nur geltend machen, dass sie ein wenig … nun, desorientiert gewesen war; ein anderes Wort fiel ihr nicht ein.
    »Aber was ist mit der Suche?«
    »Dein Onkel ist in seinem Zimmer, und es wäre vermutlich Zeitverschwendung, wenn wir noch einmal auf dem Dachboden nachschauen würden.« Er streckte ihr bittend die Hand entgegen. »Komm wieder ins Bett.«
    Mirabelle vermutete, dass er nicht zusammen mit ihr in der Nacht das Haus durchsuchen wollte, aber sie nahm seine Hand trotzdem und ließ sich von ihm aufs Bett ziehen. Was immer es zu entdecken gab, konnte bis morgen warten.
    Sie kuschelte sich an ihn, den Kopf in seine Armbeuge geschmiegt, und spürte seinen beruhigenden Herzschlag unter ihrer Hand.
    Und zum ersten Mal, seit sie verwaist war, schlief Mirabelle unter dem Dach ihres Onkels mit einem Lächeln auf dem Gesicht ein.
    Am Morgen erwachte sie allein, mit schmerzenden Gliedern, wund, nervös und unbändig glücklich. Sie und Whit hatten … nun, sie und Whit hatten. Das musste genügen.
    Sie wusch sich mit dem kalten Wasser, das noch vom vergangenen Tag in der Schüssel war, und zog eins der hellbraunen Kleider an, die sie von Haldon mitgenommen hatte. Hätte sie nur daran gedacht, das lavendelfarbene Kleid mitzubringen! Sie wollte sich heute so gern hübsch fühlen, und sich in etwas Braunem hübsch zu fühlen war äußerst schwierig. Eine Frau sollte sich doch hübsch fühlen, nachdem sie die Nacht in den Armen des Mannes verbracht hatte, den sie liebte, oder nicht?
    Mirabelle mühte sich gerade mit den Knöpfen hinten an ihrem Kleid ab und hielt mit einem Mal inne.
    In den Armen des Mannes, den sie liebte? Hatte sie das wirklich gerade gedacht? Sie ließ die Arme sinken.
    Sie hatte es tatsächlich gedacht. Und dachte es immer noch.
    Sie liebte Whit.
    Natürlich liebte sie Whit. Sie hätte sonst nicht einmal in Erwägung gezogen, es zu tun … es zuzulassen … es zu genießen … nun, sie hätte es einfach nicht in Erwägung gezogen, das war alles. Abgesehen von der Tatsache, dass sie ihn liebte.
    Hätte es ihr nicht früher klar werden müssen? Hätten da nicht in dem Moment, als sie sich verliebte, Blitz und Donner sein müssen, eine Fanfare in ihrem Kopf? Kates Büchern zufolge schien es immer so zu sein.
    Sie zog die Augenbrauen zusammen und versuchte sich zu erinnern, ob sie in jüngster Zeit einen Sturm der Gefühle übersehen hatte, doch ihr fiel nichts ein.
    Sie empfand Whit gegenüber nicht anders als am Tag zuvor, und genau so hatte sie in der Woche davor empfunden, und genau so hatte sie … hatte sie immer empfunden.
    Weil sie ihn immer geliebt hatte.
    Auch mit dieser Erkenntnis ging keine Fanfare einher, aber sie schien doch ein gewisses Gewicht zu haben. Gedankenverloren rieb sie sich die Herzgegend, wo sie plötzlich eine leichte Enge verspürte. Die ganze Zeit über hatte sie ihn geliebt. Während sie sich gestritten und angefaucht und einander in jeder Hinsicht das Leben schwer gemacht hatten, hatte sie ihn geliebt.
    Hatte er es gewusst?, fragte Mirabelle sich mit plötzlicher Panik. Sollte sie es ihm sagen? Erwiderte er ihre Liebe?
    Nein, nein und – sie war sich nicht ganz sicher, aber alles deutete darauf hin – vielleicht.
    Er konnte es unmöglich gewusst haben, da sie es ja nicht einmal selbst gewusst hatte. Sie konnte es ihm unmöglich sagen, da sie keine Ahnung hatte, wie er empfand. Und sie konnte unmöglich wissen, wie er empfand, da er ihr niemals mehr gesagt hatte, als dass er sie schön fand.
    Bei der Erinnerung daran errötete sie und befand, dass dies für den Moment genügen musste. Sie würde ihre neu entdeckte Liebe für sich behalten. Vielleicht würde er ihr mit der Zeit einen Hinweis geben, einen Grund, auf

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