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Ein Erzfeind zum Verlieben

Ein Erzfeind zum Verlieben

Titel: Ein Erzfeind zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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»Zweifellos wird sie dir nicht von der Seite weichen und darauf bestehen, dass du die Geschichte deiner Heldentat immer und immer wieder erzählst und …«
    »Das ist schlichtweg grausam«, unterbrach er sie peinlich berührt. »Als Fräulein in Nöten bist du schrecklich, weißt du das?«
    Sie rümpfte die Nase. »Meiner Meinung nach verhalte ich mich bewundernswert stoisch.«
    Er ging um eine Reihe großer Wurzeln herum. »Und meiner Meinung nach bist du, wenn du es ausdrücklich erwähnen musst, laut Definition überhaupt nicht mehr stoisch.«
    Sie überlegte. »Du hast nicht ganz unrecht. Dann hat meine Reaktion eben von lobenswerter Zurückhaltung gezeugt. Ich denke, das ist eine gerechte Einschätzung, wenn man bedenkt, wie gern ich geflucht hätte« – sie wurde kurz gegen ihn gestoßen und biss die Zähne zusammen – »oder es immer noch täte.«
    »Entschuldige, Kobold. Der Weg ist hier sehr uneben, aber du brauchst dich meinetwegen nicht zurückzuhalten. Ich habe dich schon früher fluchen hören wie die Kesselflicker.«
    Sie wollte ihn beim Wort nehmen und öffnete den Mund … und schloss ihn wieder. »Es ist einfach nicht das Gleiche, wenn es von einem erwartet wird.«
    Whit lachte und ging um einen jungen Baum herum. »Oh, ich weiß nicht. Von Männern wird erwartet, dass sie in Gesellschaft anderer Männer fluchen. Ich tue es regelmäßig und genieße es ungemein.«
    Sie erreichten den Weg, doch statt sie hinunterzulassen, ging er weiter in Richtung Haus.
    »Vielleicht ist es eine erworbene Fertigkeit.« Sie verdrehte den Hals, um den Weg zu überblicken. »Willst du mich nicht absetzen?«
    »Das wäre sinnlos. Wir werden unterwegs auf den Stallburschen mit dem Pferd treffen.«
    »Aber du musst doch müde sein«, beharrte sie. »Ich bin kein Kind mehr, Whit.«
    »Nein, das bist du nicht«, erwiderte er sanft, und für eine flüchtige Sekunde wurde aus dem Gelächter und der Sorge in seinen Augen etwas anderes, das sie nicht recht zu deuten vermochte.
    »Ich …« Sie wollte ihn fragen, was dieses Etwas war, aber es war verschwunden, bevor sie den Mut aufbringen konnte, die Worte zu bilden. »Ich glaube, ich höre Hufgetrappel«, beendete sie ihren Satz lahm.
    »Da kommt die Kavallerie. Wenn du möchtest, trage ich dich nach Hause. Das ist bestimmt bequemer, als wenn du dich mit deiner Verletzung auf dem Pferd durchrütteln lässt.«
    »Es ist eine Viertelmeile, Whit. So weit kannst du mich nicht tragen.«
    »Aber gewiss kann ich das.«
    Bei ihrer Antwort nahm Mirabelle Rücksicht auf das, was Evie einmal »die angeborene Verletzlichkeit des männlichen Geschlechts« genannt hatte.
    »Du kennst deine Grenzen sicherlich besser als ich«, sagte sie klugerweise. »Aber es wäre unhöflich, das Pferd nicht zu benutzen, nachdem Miss Heins sich die Mühe gemacht hat, es für uns zu holen.«
    Nach einigen Minuten auf dem Pferd hätte Mirabelle Whits Angebot gern noch einmal in Erwägung gezogen. Sie fühlte sich im Sattel tatsächlich unwohl. Ganz gleich, wie langsam und vorsichtig Whit die Stute führte, ihr verletzter Knöchel prallte immer wieder schmerzhaft gegen das Tier. Gern hätte sie sich durch Geplauder abgelenkt, musste ihre diesbezüglichen Versuche jedoch aufgeben und die Zähne zusammenbeißen.
    Beim Haus angekommen, war sie zu erschöpft, um Einwände zu erheben, als Whit sie vom Rücken der Stute hob und hineintrug. Einer der Diener, die – zusammen mit Lady Thurston – auf sie gewartet hatten, hätte diese Aufgabe übernehmen können, doch es schien sinnlos, darauf hinzuweisen.
    »Welche Gästezimmer stehen leer?«, fragte Whit.
    »Hier entlang.« Lady Thurston führte sie durch die Eingangshalle und gab währenddessen Anweisungen. »Wir werden etwas von Ihrem besonderen Tee benötigen, Mrs Hanson, und noch etwas Holz für das Feuer, Lizzy. Hilcox, wären Sie so freundlich festzustellen, ob meine Nichte und meine Tochter von ihrem Ausritt zurückgekehrt sind? Und ich glaube, man könnte den Herzog und die Herzogin von Rockeforte wecken. Der Mann kann sie schließlich nicht zwingen, ewig zu schlafen.«
    Mirabelle quälte sich für Whit ein schwaches Lächeln ab. »Willst du mich nicht in mein Zimmer bringen?«
    Ihr Zimmer lag, wie sie beide wussten, im Familienflügel am anderen Ende des Hauses – im ersten Stock.
    »Ich werde dich hinbringen, nachdem der Arzt …«
    »Ich brauche wirklich keinen Doktor, Whit«, unterbrach sie ihn. »Und es braucht mich auch niemand in mein Zimmer zu

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