Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Erzfeind zum Verlieben

Ein Erzfeind zum Verlieben

Titel: Ein Erzfeind zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
Vom Netzwerk:
hätte es nicht getan, denn ihr geschundener Körper protestierte heftig.
    »Nicht bewegen«, befahl Whit und drehte sich wieder zu Miss Heins um. »Wären Sie so freundlich, ins Haus zurückzukehren und einem der Stallburschen Bescheid zu geben, damit er ein Pferd für Miss Browning herbringt?«
    »Ja, natürlich.«
    »Und sagen Sie meiner Mutter, sie soll nach dem Arzt schicken …«
    »Ich brauche keinen Arzt«, widersprach Mirabelle.
    Whit warf ihr wegen der Unterbrechung nur einen gereizten Blick zu. »Sie soll nach dem Arzt schicken«, wiederholte er mit Nachdruck, »und aus der Küche etwas heißen Tee bringen lassen und eine kalte …«
    »Um Himmels willen, Whit!«
    »Ich sorge dafür, dass alles bereit ist«, versicherte ihnen Miss Heins. »Ich laufe, so schnell ich kann.«
    »Es muss gar nichts vorbereitet werden«, wollte Mirabelle einwenden, doch Miss Heins hatte sich bereits auf den Weg gemacht. Verärgert wandte Mirabelle sich stattdessen Whit zu. »Jetzt wird das ganze Haus in Aufruhr geraten. Anfangs wird es heißen, ›Miss Browning ist von einem Hügel gestürzt und hat sich den Fuß verstaucht‹, und binnen einer Viertelstunde wird daraus ›Miss Browning liegt blutüberströmt am Fuße einer siebzig Meter hohen Klippe‹.«
    »Bei jeder anständigen Gesellschaft sollte es mindestens ein wirkliches Drama geben.«
    »Jedes wirkliche Drama sollte auf etwas beruhen, das ein wenig …« Sie machte eine fahrige Handbewegung.
    »Dramatischer ist?«, warf er hilfreich ein.
    »Interessanter«, erwiderte sie, in erster Linie, weil sie fand, dass sie ihre Sätze selbst zu Ende bringen sollte. »Vielleicht solltest du mit Miss Heins gehen, damit niemand hysterisch wird …«
    »Auf keinen Fall.«
    Er strich ihre Röcke zur Seite und schob ihr vorsichtig den einen Arm unter die Knie, den anderen unter den Rücken. Mit einer geschmeidigen Bewegung hob er sie hoch und drückte sie an sich.
    Tief in Mirabelles Innerem war etwas darüber hocherfreut, doch in diese Empfindung mischten sich, sehr viel leichter zu erkennen, Schock und Verlegenheit.
    »Was um alles in der Welt soll das werden?«, japste sie atemlos.
    »Ich bringe dich wieder nach oben«, erwiderte er und trug sie so mühelos, dass sie verblüfft war. »Es gibt hier zu viele Dornen, als dass ein Pferd gefahrlos hinunterkäme.«
    Instinktiv legte sie ihm die Arme um den Hals, als er den Aufstieg begann. Gott, war der Mann stark. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass in seinem schlanken Körper so viel Kraft steckte. Die Brust, gegen die sie gedrückt wurde, war fest und warm, und die Arme, die sie hielten, waren muskelbepackt. Ohne jede Anstrengung trug er sie hinauf und geriet noch nicht einmal außer Atem.
    Er hatte so viel Kraft in sich, dachte sie, die über Reichtum und Titel hinausging. Wie hatte sie das bisher nur übersehen können?
    Er rückte sie zurecht, drückte sie fester an sich, und seine große Hand legte sich leicht um ihr Knie. Und wieder jubelte etwas in ihr, diesmal lauter. Es war ganz ähnlich wie der Ruck, den sie in seinem Studierzimmer gespürt hatte, und ähnlich wie die Empfindung, als sie neben ihm auf der Bank gesessen hatte, und daher schob sie das Gefühl beiseite und versuchte, sich auf etwas gänzlich anderes zu konzentrieren. Zum Beispiel darauf, wie sie sich am besten aus ihrer gegenwärtigen Lage befreien konnte.
    Sie zappelte ein wenig, um etwas Abstand zwischen sich und Whit zu bringen. Es war ein sinnloses Unterfangen, aber sie musste es zumindest versuchen.
    »Dies ist ganz unnötig«, sagte sie. »Wenn du mich absetzt, kann ich ohne Weiteres humpeln.«
    »Gewiss, aber warum solltest du?«
    Ärgerlicherweise war diese Frage nur vernünftig, und dass sie keine vernünftige Antwort darauf hatte, machte die Sache nur umso ärgerlicher. »Weil … ich … es ist unschicklich.«
    »Hör auf zu zappeln, bevor du uns beide verletzt«, warnte er, offensichtlich von ihrer Beweisführung ganz unbeeindruckt. »Unter den gegebenen Umständen wäre es nahezu beleidigend, mein Verhalten als ›unschicklich‹ zu beschreiben. Es ist nur ritterlich – geradezu heroisch.«
    Angesichts der Vorstellung, wie sie und Whit den Hügel hinabrollten, hörte sie auf, sich zu wehren und prustete vor Lachen über seine alberne Behauptung. »Vielleicht bekommst du ja einen Orden.«
    »Ich wäre schon mit der Bewunderung der Damen zufrieden.«
    »Oh, Miss Willory wird entzückt sein, da bin ich mir sicher«, erwiderte sie honigsüß.

Weitere Kostenlose Bücher