Ein Erzfeind zum Verlieben
ist mit Mirabelle?«
»Was soll mit ihr sein?«
»Sie wird morgen bei ihrem Onkel erwartet«, erklärte er, obwohl er sich sicher war, dass William das wusste.
»Das ist richtig.«
»Sie kann nicht hingehen. Sie kann nicht …«
»Natürlich kann sie«, sagte William. »Und sie wird. Wenn Sie dort hinfahren und Mirabelle nicht, wird das über Gebühr Verdacht erregen.«
»Der Baron wird bereits jetzt argwöhnisch sein.«
»Aber nicht über Gebühr.«
»William …«
»Ich gehe bei dieser Mission keine Risiken ein. Wenn Sie nicht gleichzeitig ermitteln und ein Auge auf das Mädchen haben können, werde ich jemanden finden, der das kann.«
Die Beleidigung traf ihn. »Ich kann verdammt gut auf sie aufpassen.«
»Ausgezeichnet. Also, wenn Sie nichts dagegen haben, gehe ich nun zu Bett. Ich breche morgen früh nach London auf. Werde in einem oder zwei Tagen zurück sein.«
»Gute Reise«, brummte Whit, obwohl ihm im Moment die Vorstellung, wie William kopfüber von seinem Pferd fiel, nicht ganz unwillkommen war. Tatsächlich fand er sie so angenehm, dass er sich noch etwas länger daran erfreute, bevor er aufstand, um die Kerzen auszublasen und zu gehen.
Er würde seiner Familie und Mirabelle irgendwie erklären müssen, warum er die Einladung des Barons annahm, aber morgen Vormittag war es dafür noch früh genung, entschied er, und verschloss die Tür des Studierzimmers hinter sich. Gewiss war niemand von ihnen zu dieser Nachtzeit noch auf.
»Guten Abend, Whittaker.«
Langsam richtete er sich auf und drehte sich um – wobei er hoffte, dass er sich Mirabelles kühle Stimme zu seiner Rechten nur eingebildet hatte. Er betete, dass ihm sein übermüdeter Verstand einen Streich gespielt hatte und dass der Gang leer sein würde, wenn er sich umdrehte. Eigentlich war er gar nicht so müde, aber es war immerhin möglich.
Seine Hoffnung war vergebens, denn da stand sie – in der Tür zum Nebenzimmer, die Arme vor der Brust verschränkt, die dunklen Augen funkelnd.
Er fluchte herzhaft und griff nach ihrem Ellbogen, doch sie wich seinem Griff aus und trat zurück in den Raum.
»Wie lange sitzt du schon hier?«, fragte er scharf, nachdem er ihr gefolgt war und die Tür hinter sich verschlossen hatte. »Und kein Wort über die geschlossene Tür. Wenn es sein muss, klettere ich aus dem Fenster.«
»Gib mir zuerst den Türschlüssel«, beharrte sie.
Ungeduldig zog er den Schlüssel hervor, den er zuvor eingesteckt hatte, und hielt ihn ihr hin. »So, nun beantworte meine Frage. Wie lange bist du …?«
»Lange genug«, unterbrach sie ihn und schnappte sich den Schlüssel, »um zu der Erkenntnis zu gelangen, dass ihr beide, du und William Fletcher, verrückt geworden seid.«
Obwohl er sich nur ungern wiederholte, fluchte er erneut. »Du musst vergessen, was du gehört hast. Verstehst du? Du musst jedes Wort vergessen …«
»Ihr habt vollkommen den Verstand verloren.«
Er beugte sich vor, bis ihre Gesichter sich fast berührten. »Jedes. Einzelne. Wort.«
»Nein«, sagte sie leise, aber so entschlossen, dass sich sein Magen zusammenkrampfte, während sein Ärger wuchs.
»Kobold, du wirst in dieser Sache vernünftig sein …«
»Vernünftig?« Sie lachte spöttisch. »Du hast meinen Onkel der Geldfälscherei beschuldigt, und dann hast du die Kühnheit, mir einen Vortrag über Vernunft zu halten? Herrgott noch mal, Whit, du weißt sehr gut, dass er nichts damit zu tun hatte. Er besitzt weder die Fähigkeiten noch die Beziehungen – und auch nicht die Intelligenz, um sie sich anzueignen.«
»Wenn das der Fall ist, werde ich den Beweis für seine Unschuld finden, du kannst vollkommen beruhigt sein.«
Sie schürzte die Lippen. »Egal, was du sagst, es beruhigt mich nicht und schon gar nicht vollkommen.«
»Mirabelle …«
»Ich werde mich selbst darum kümmern.«
Er zuckte zurück. »Wie bitte?«
»Ich werde nicht zulassen, dass du deine Nase in die Angelegenheiten meiner Familie steckst. Bleib hier in Haldon. Dies ist mein Problem, und ich werde mich darum kümmern.«
Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Und wie genau gedenkst du, das zu tun?«
»Genau wie du«, erwiderte sie, als läge die Antwort auf der Hand. »Ich werde den Beweis für seine Unschuld finden oder vielmehr den Mangel an Beweisen, wie es wohl wahrscheinlicher ist.«
»Du würdest gar nicht wissen, wonach du suchen musst, und noch nicht einmal, wo du suchen musst.«
»Du aber schon, nehme ich an? Du bist also ein
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