Ein Erzfeind zum Verlieben
Experte?«
»Ich habe einige Erfahrung in diesen Dingen, ja.«
»Und wieso?«, fragte sie leise. Sie legte den Kopf schräg und sah ihn misstrauisch aus ihren schokoladenfarbenen Augen an. »Wieso verfügt Mr William Fletcher über intime Kenntnisse der Angelegenheiten meines Onkels, und warum hat er dich gebeten, in dieser Sache Nachforschungen anzustellen?«
Er umfasste ihr Kinn und richtete ihren Kopf wieder auf. »Das geht dich überhaupt nichts an.«
»Du kannst nicht befehlen, dass ich das Gespräch von heute Nacht vergesse, Whit.«
»Nein, aber ich kann deine Reaktion beeinflussen.« Er strich ihr ganz sanft über die Wange. »Und ich könnte sie durch andere, interessantere Erinnerungen ersetzen.«
Sie schlug seine Hand weg, doch er sah, wie ihre Augen funkelten. »Damit beleidigst du uns beide.«
»So war es nicht gemeint«, antwortete er aufrichtig. Ihm lag nichts daran zu beleidigen, vielmehr wollte er sie aus diesem Schlamassel befreien. »Ich kann dir in dieser Sache nicht deinen Willen lassen, Mirabelle.«
»Du brauchst mich gar nichts zu lassen. Meine Anwesenheit bei der Gesellschaft meines Onkels ist unbedingt erforderlich, ganz unabhängig von deinen Gefühlen, und es hat keinen Sinn, dass wir beide dort herumschleichen. Dafür besteht überhaupt kein Grund. Mein Onkel ein Fälscher? Es ist absurd. Deine Mutter würde mir höchstwahrscheinlich zustimmen. Sie würde …« Sie unterbrach ihre Tirade und funkelte ihn an. »Was willst du ihr erzählen? Sie wird nicht glauben, dass du plötzlich den Drang verspürst, deinen Nachbarn besser kennenzulernen.«
»Ich werde ihr sagen, du hättest mich eingeladen, dich zu begleiten.«
»Und sie nicht?«, fragte sie mit einem geringschätzigen Lachen. »Oder Kate oder Evie …?«
»Zu einer Jagdgesellschaft?«
»Es ist nicht lächerlicher als meine Einladung an dich. Es ist schließlich nicht meine Gesellschaft, nicht wahr?«
»Ich weiß, wie man eine glaubwürdige Geschichte ersinnt, wenn es sein muss«, ließ er sie wissen.
»Du kannst gut lügen, meinst du«, korrigierte sie ihn. »Täuschst du deine Mutter für gewöhnlich in diesen Dingen?«
»Für gewöhnlich halte ich meine Mutter von Angelegenheiten fern, die sie nichts angehen.«
»So wie bei mir.«
Bestätigend neigte er den Kopf. »Ja.«
»Man könnte einwenden, dass sie als deine Mutter alles angeht, was du tust, und zweifellos geht es mich etwas an, wenn ein Mitglied meiner Familie ausspioniert werden soll.«
»Er geht dich tatsächlich etwas an«, sagte er sanft. »Ich bin mir durchaus darüber im Klaren, was eine Anklage wegen Geldfälscherei für dich bedeuten würde. Und über den Schaden, den das dem Namen deiner Familie zufügen könnte.«
Sie erbleichte, aber als er einen Schritt auf sie zu tat, um sie zu trösten, schüttelte sie den Kopf und wechselte das Thema. »Es wird nicht funktionieren. Deine Mutter wird keine Sekunde lang glauben, ich hätte dich zu der Jagdgesellschaft meines Onkels eingeladen, und mein Onkel wird nicht glauben, dass du auf einmal gute Nachbarschaft mit ihm pflegen willst.«
»Wie gesagt, ich werde mich darum kümmern.«
»Es wäre vernünftiger, hierzubleiben und es mir zu überlassen …«
»In deinen Augen vielleicht.« Er sah sie an. »Weißt du, was ich denke?«
»Nein«, knirschte sie mit zusammengebissenen Zähnen, »aber ich weiß, wie selten und wie schlecht du es tust. Es kommt ungefähr alle sechs Monate vor, nicht wahr?«
»In guten Jahren«, antwortete er, nicht bereit, in das alte Muster gegenseitiger Beleidigungen zurückzufallen. »Ich denke, du verbirgst etwas.«
»Willst du jetzt etwa behaupten, ich wäre eine Fälscherin?«, spottete sie.
»Du weißt doch, dass ich das nicht meine. Warum möchtest du nicht, dass ich hingehe, Kobold?«
»Weil es dich nichts angeht«, fauchte sie sofort.
»Es ist nicht nur das«, wandte er leise ein. »Du hast bisher kein einziges Wort zugunsten deines Onkels gesagt, nur dass er nicht zum Verbrecher taugt. Kein Wort über seine Ehre.«
»Es ist kein Geheimnis, dass ich meinen Onkel nicht besonders gernhabe. Aber er ist mein Familienangehöriger, und es ist meine Sache, seinen Namen reinzuwaschen, nicht deine.« Sie sprach voller Nachdruck, wich seinem Blick jedoch aus, und bei diesem verräterischen Zeichen kniff er seinerseits argwöhnisch die Augen zusammen.
»Es ist seine Sache«, korrigierte er sie und beobachtete sie. »Deine Hände zittern.«
»Ich bin wütend.«
»Du ballst
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