Ein Ex, ein Kuss - und neues Glück?
sehnsüchtig auf Joshs Anruf. Sie musste ihm unbedingt persönlich sagen, was geschehen war …
„In China ist es gerade mitten in der Nacht“, bemerkte Elspeth. Inzwischen hatte das Telefon mehrmals geklingelt, aber immer hatte sich jemand anders gemeldet. „Wahrscheinlich schläft er gerade und hört seine Mailbox erst am nächsten Morgen ab.“
„Vielleicht hätte ich doch eine Nachricht bei seinem Geschäftspartner hinterlassen sollen.“
„Ich finde, du hast dich genau richtig verhalten. Wenn du ihn gerade nicht erreichen kannst, schafft sein Partner das auch nicht.“
„Aber …“
„Außerdem ist es am besten, wenn er von dir erfährt, was passiert ist. Das sieht er bestimmt genauso. Immerhin stehst du ihm von allem Menschen auf der Welt am nächsten.“
„Warum? Er hat doch noch seine Eltern.“
Darauf ging Elspeth nicht weiter ein. „Komm, iss erst mal etwas“, schlug sie vor. „Hier steht noch eine Quiche …“
Grace schüttelte den Kopf. „Jetzt bekomme ich nichts runter.“
„Das kannst du dir aber nicht leisten. Du brauchst jetzt deine ganze Kraft, um dich um Posie zu kümmern.“
„Und was ist mit dir?“, hakte Grace nach. Immerhin hatte Elspeth gerade ihre beste Freundin verloren und fühlte sich wahrscheinlich ähnlich schrecklich. „Du bist doch schon den ganzen Tag am Rotieren, und gegessen hast du auch noch nichts.“
„Mach dir um mich mal keine Sorgen.“
„Das tue ich aber.“ Grace legte Posie wieder in ihr Bettchen. „Jetzt setz dich bitte hin, und ich koche uns beiden ein Ei.“
„Mit Toaststreifen zum Eindippen?“ Elspeth lächelte etwas angestrengt.
„Für dich doch gern. Zur Abwechslung kümmere ich mich mal um dich, einverstanden?“
„Okay, aber nur, wenn du mir versprichst, eine von den Beruhigungstabletten zu nehmen, die dir der Arzt mitgegeben hat. Du musst endlich schlafen …“
„Das geht jetzt noch nicht“, erwiderte Grace. „Erst wenn Josh mich zurückgerufen hat.“
„Aber danach legst du dich gleich hin, ja?“
„Versprochen.“ Und weil sie wusste, dass Elspeth sonst nichts essen würde, zwang sie sich dazu, ein Ei auszulöffeln und danach sogar noch einen Joghurt.
Dann ließ sie sich ein Bad ein. Fast wäre sie in dem angenehm warmen Wasser eingeschlafen, wenn Posie nicht unruhig geworden wäre. Grace kam es so vor, als ahnte die Kleine, dass ihre Welt aus den Fugen geraten war. Um das Kind mit dem vertrauten Duft ihrer Mutter zu beruhigen, zog Grace sich Phoebes Bademantel über, schmiegte das Baby an ihre Schulter und ging mit ihr den Flur entlang. Mit jedem Schritt hoffte sie, dass das Telefon endlich klingeln würde …
Mehrere Stunden später, als die Sonne auf der anderen Seite der Erdkugel längst aufgegangen sein musste, wählte Grace erneut die Handynummer von Josh. Aber auch diesmal erreichte sie nur den Anrufbeantworter. „Josh, wo bist du?“, rief sie verzweifelt in den Hörer. „Ruf mich doch bitte zurück!“
Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen. Natürlich.
„Michael ist tot, Josh“, brachte sie hilflos hervor. „Und Phoebe ist tot. Posie braucht dich!“
Schnell schlug sie sich die Hand vor den Mund. Sonst hätte sie Josh noch gesagt, dass sie ihn ebenfalls brauchte. Sie hatte ihn schon immer gebraucht, wusste aber, dass Josh sehr gut ohne sie sein konnte. Und selbst in einer Ausnahmesituation wie dieser hatte Grace immer noch ihren Stolz.
„Hat Grace McAllister dich inzwischen erreicht, Josh?“, erkundigte sich Anna Carling.
In Nepal hatte Josh einen Direktflug nach Sydney gebucht. Dort angekommen, war er erst mal ins Büro gefahren, um sich auf den neuesten Stand zu bringen, bevor er sich zu Hause schlafen legte.
„Wie bitte?“ Er runzelte die Stirn und blickte von der Liste mit Nachrichten auf, die seine Assistentin in seiner Abwesenheit aufgeschrieben hatte. „Grace hat angerufen?“
„Ja, Sonntag letzte Woche. Ich habe ihr deine Nummern in Hongkong gegeben. Und dann auch noch deine Handynummer, weil du ja meintest, dass du die ganze Zeit unterwegs sein würdest“, erklärte sie. „Ich hoffe, das war in Ordnung. Grace meinte, es sei sehr dringend.“
„Ja, natürlich, du hast dich ganz richtig verhalten“, beruhigte er sie. Dann wurde er nachdenklich. Was hatte Anna da eben gesagt, Grace hatte letzte Woche angerufen? Am Sonntag war er noch im Himalaja gewesen und hatte dort viel an seinen Bruder Michael gedacht … und an Grace.
Sein Handy hatte ihm zwar angezeigt, dass
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