Ein Ex, ein Kuss - und neues Glück?
ihr eigenes Zimmer einrichten.“
Erst jetzt fiel ihr auf, wie schnell Josh sie dazu gebracht hatte, Pläne für ihre unmittelbare Zukunft zu schmieden – obwohl sie doch eigentlich nicht darüber hatte nachdenken wollen. Unglaublich! „Okay, damit hätten wir also mein Leben wieder im Griff. Und jetzt erzähl mir doch mal, wie’s bei dir aussieht. Was genau machst du in Nepal und China?“
Josh erläuterte ihr die Details seiner Ingenieursprojekte. Normalerweise hätte sie sich dabei zu Tode gelangweilt. Aber in diesem Moment war sie einfach so glücklich darüber, ihn ganz für sich zu haben, dass das Gesprächsthema für sie zweitrangig war.
Dann erkundigte er sich nach ihren Goldschmiedekursen. Zu ihrer Überraschung schien er sich wirklich für das zu interessieren, was sie tat. Und als sie ihm ein paar Anekdoten von ihren etwas schrägeren Kursteilnehmern erzählte, musste er laut lachen.
Schließlich stand er auf. „Es ist schon spät, und du bist bestimmt müde“, bemerkte er und begann den Tisch abzuräumen.
Er hatte recht. Jetzt fiel es ihr wirklich schwer, die Augen offen zu halten. Grace sortierte Teller und Besteck in den Geschirrspüler ein, und während Josh Butter und Wein in den Kühlschrank stellte, wischte sie die Sets ab.
Als beide gleichzeitig nach dem Ständer mit dem Essig- und Ölfläschchen griffen, berührten sich kurz ihre Hände …
„Jetzt schläfst du ja ganz allein da oben im Haus, nachdem Elspeth wieder nach Hause gefahren ist“, stellte Josh fest. „Wenn dir das zu unheimlich ist, kann ich in eines der Gästezimmer ziehen.“
„Danke, aber das geht schon.“
Er hob die Hand und legte sie ihr vorsichtig auf die Wange. „Wirklich?“
Grace schluckte. „Wirklich. Außerdem würde Posie dich nur wecken, wenn sie mitten in der Nacht unruhig wird.“
„Dafür müsste ich überhaupt erst mal schlafen, und ich bin noch gar nicht müde. Vielleicht sortiere ich noch ein bisschen Michaels Sachen, bevor ich nach unten in die Souterrainwohnung gehe.“
„Okay, aber sieh zu, dass du deinen Schlaf- und Wachrhythmus allmählich an die Zeitumstellung anpasst.“
Er lächelte. „Keine Sorge.“ Und bevor sie sich zurückziehen konnte, beugte er sich vor und küsste sie auf die Wange. „Gute Nacht, Grace.“
„Hm … gute Nacht“, erwiderte sie, ging rückwärts zur Tür, um sich dann umzudrehen und die Treppen hochzulaufen, bevor sie etwas Unüberlegtes von sich gab oder tat.
Oben angekommen, atmete sie tief durch. Dann sah sie noch kurz nach Posie. Die Kleine schlief tief und fest.
Im Badezimmer lehnte sich Grace mit dem Rücken gegen die Tür und legte sich die Hand auf die Wange. An die Stelle, die Joshs Kinn gestreift hatte. Immer noch spürte sie das leichte Kribbeln der kurzen Barthaare auf der Haut.
Unwillkürlich musste sie wieder an den Kuss denken, mit dem Josh sie nach seiner Ankunft geweckt hatte. Am liebsten hätte sie ihn an sich gezogen und nicht mehr losgelassen. In seinen Armen Trost gefunden, ihm Trost geschenkt.
Wie viele Frauen wohl schon seit ihrer einen gemeinsamen Nacht in seinen Armen gelegen hatten? Darüber wollte Grace lieber nicht genauer nachdenken.
Bei seinen Besuchen in England hatte Josh nur ein einziges Mal jemanden mitgebracht: eine große, braun gebrannte australische junge Frau, die er klammheimlich geheiratet hatte. Die Frau war das absolute Gegenteil von Grace gewesen: lebhaft, kontaktfreudig und bereit, ihm bis ans Ende der Welt zu folgen. Das hatte sie zumindest behauptet.
Die Ehe hatte ein gutes Jahr gehalten, seitdem war Josh nie wieder mit einer Freundin aufgetaucht und hatte auch nie davon gesprochen, dass es eine Frau in seinem Leben gab. Zumindest hatte Grace nichts davon mitbekommen.
4. KAPITEL
Als Posie das Fläschchen ausgetrunken hatte, suchte sie an Graces Brust nach Nachschub. Grace lachte leise. „Du kleiner Gierhals“, raunte sie dem Baby zu.
Draußen ging gerade die Sonne auf. Wie durch ein Wunder hatten sie beide bis eben durchgeschlafen.
Als die Küchentür leise quietschte, blickte Grace auf.
Josh kam barfuß in den Raum. Er schien nicht mitbekommen zu haben, dass er nicht allein war.
So umwerfend ist er nun auch wieder nicht, dachte Grace und musterte ihn kritisch.
Aber als er sich ans Fenster stellte und auf das rosa-graue morgendliche Farbspiel am Himmel hinausblickte, änderte sie ihre Meinung schnell wieder. Gut, er hatte dunkle Ringe unter den Augen, war zerzaust und sah ziemlich
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