Ein Ex, ein Kuss - und neues Glück?
mir?“, wollte sie wissen. „Ist es so schlimm? Kannst du es mir deswegen nicht sagen?“
„Nein, schlimm ist es überhaupt nicht, im Gegenteil. Aber … wir stehen ja nicht gerade neutral zueinander. Wir waren mal ein Liebespaar … damals, vor zehn Jahren.“
„Ein Liebespaar?“ So hätte sie das nicht ausgedrückt.
„Ich war der erste Mann, der dir … so nahegekommen ist.“
Der erste und der letzte, dachte Grace. Ganz schön traurig eigentlich. Aber darüber wollte sie jetzt nicht genauer nachdenken. „Ich verstehe immer noch nicht, was du an meiner Schwangerschaft so problematisch gefunden hast.“
„Nicht?“ Er sah kurz zu Posie hinüber, dann ließ er den Blick wieder auf ihr ruhen. „Als Michael mir erzählt hat, dass du ein Kind bekommst … und zwar von mir, nicht von ihm … da kam ich mir wieder so vor wie damals. Ich habe dir dein erstes Mal genommen und bin danach einfach verschwunden. Ja, und dann warst du schwanger, und ich habe mich schon wieder aus der Verantwortung gestohlen.“
„Du hast mir nichts genommen, ich habe mich aus freien Stücken dafür entschieden, mit dir zu schlafen. Aber ein Liebepaar waren wir damals nicht.“ Inzwischen war ihr klar, dass sie jahrelang an einer Illusion festgehalten hatte.
„Einem echten Liebespaar geht es nämlich um mehr als bloß um Sex“, fuhr sie fort. Da geht es nicht nur um das Körperliche, sondern um den ganzen Menschen. Bei der Liebe sind auch Kopf und Herz mit im Spiel. Leider war ich damals vor zehn Jahren völlig kopflos, und du warst nicht mit dem Herzen bei der Sache. Ich glaube, du kannst überhaupt niemanden lieben.“
Seltsamerweise war sie darüber nicht wütend, sondern traurig. Gestern hätte sie Josh noch am liebsten geohrfeigt, doch jetzt … jetzt wünschte sie sich, er würde sie in die Arme nehmen und sie trösten. Ihr sagen, dass alles wieder gut würde.
Aber das war natürlich unmöglich.
„Ich muss das erst mal sacken lassen.“ Sie presste die Packung mit den Fläschchen fest an ihren Körper.
„Gut, aber irgendwann musst du den Tatsachen ins Auge sehen“, gab Josh zurück. „Posie ist deine und meine Tochter, also müssen wir uns bald zusammensetzen und uns gemeinsam überlegen, was am besten für sie ist.“ Er blickte auf den dunklen Lockenschopf an seiner Schulter hinunter. „Und dadurch wird sich unser Leben ganz schön verändern.“
„Für mich ist sie immer noch Phoebes und Michaels Tochter“, beharrte Grace. Alles andere musste sie erst mal verarbeiten. „Und so ist es auch in ihrer Geburtsurkunde eingetragen. Daran hast du mich eben selbst erinnert.“
„Umso wichtiger ist es, dass wir beide …“
„Eben nicht. Du hast dich doch nie für sie interessiert und wolltest auch nicht, dass sie überhaupt gezeugt wird. Um das zu verhindern, bist du von Australien hierher geflogen.“
„Ja, aber da war es schon zu spät. Gut, ich bin nicht der erste Mann, der auf einmal vor vollendeten Tatsachen steht.“ Er lächelte schwach. „Aber im Gegensatz zu anderen Männern war ich bei der Zeugung nicht dabei. Leider.“
„Tja, da kann ich dir auch nicht helfen“, gab Grace zurück. „Wenn du dich anstrengst, erinnerst du dich ja vielleicht daran, wie das in etwa gewesen wäre.“
„Dafür brauche ich mich nicht anzustrengen“, erwiderte er, ohne zu zögern. „Das weiß ich immer noch genau.“ Seine Augen funkelten gefährlich. Er hob eine Hand und strich Grace mit dem Daumen ganz leicht über die Wange.
Jetzt konnte sie nur noch an eines denken: daran, wie er sie geküsst hatte. Nicht damals vor zehn Jahren, sondern gestern, nachdem er zu ihr in die Küche gekommen war. Erst hatte er sie geküsst, dann sein Baby. Dass Posie seine Tochter war, hatte er von Anfang an gewusst – nicht aber, dass sie auch ihre Tochter war.
Gerade eben hatten sie zum ersten Mal über die eine Nacht gesprochen, die sie damals miteinander verbracht hatten. Und dabei fühlte Grace sich auf einmal genauso unsicher wie als Teenager. Obwohl sie inzwischen achtundzwanzig Jahre alt war.
Vielleicht war Josh ja ähnlich verlegen? Einen Augenblick lang schwiegen sie jedenfalls beide.
„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen“, sagte sie schließlich. „Wenn mein Vater davon erfährt, drückt er dir bestimmt nicht die Pistole auf die Brust, damit du mich heiratest. Dafür bin ich ihm einfach nicht wichtig genug. Ich weiß ja nicht mal, ob und wo er lebt.“
„Ja, das Gefühl kenne ich auch – dem eigenen
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