Ein Ex, ein Kuss - und neues Glück?
„Sie will noch heute Morgen hier sein.“
Grace wollte gerade etwas erwidern, überlegte es sich aber doch anders. Offenbar hatte er ihr noch etwas zu sagen.
„Tja, zurück zum Thema. Ich habe dir ja eben schon erklärt, dass ich der Letzte wäre, über den du dir wegen Posie Gedanken zu machen brauchst.“ Er wirkte wütend.
„Dass du irgendwo mal der Letzte sein würdest, sieht dir überhaupt nicht ähnlich“, gab sie zurück. Auch in ihrem Leben hatte er immer eine entscheidende Rolle gespielt.
„Es ist aber so. Ich stehe ziemlich weit unten auf der Liste ihrer nächsten Verwandten, die das Sorgerecht für sich beanspruchen könnten. Nach mir kommst nur noch du. Und vor mir stehen mein Vater, meine Mutter, sogar deine Mutter …“
Es dauerte einen Moment, bis Grace begriffen hatte, was das bedeutete. Ihr blieb fast das Herz stehen. Plötzlich hatte sie weiche Knie, und ihr rutschte das Päckchen mit den Trinkflaschen aus den Händen.
Hätte Josh nicht sofort die Arme nach ihr ausgestreckt, wäre sie in sich zusammengesunken. Aber er hielt sie ganz fest.
„Ich lasse es nicht zu, dass jemand dir Posie wegnimmt“, sagte er mit fester Stimme.
Grace schmiegte sich an seine nackte, muskulöse Brust. Er gab ihr so viel Halt, während ihre ganze kleine Welt durcheinandergewirbelt wurde, sich aufzulösen drohte …
Sanft strich er ihr über das Haar. „Ich verspreche dir, dass ich alles dafür tue, damit das nicht passiert. Wirklich alles.“
Wie gern hätte sie sich weiter an ihn geschmiegt und alles Weitere einfach ihm überlassen! In seinen Armen fühlte sie sich so sicher … Gleichzeitig wusste sie, dass er nicht immer für sie da sein konnte, sondern bald schon wieder abreisen würde. Also musste sie den Kampf um ihre Tochter selbst austragen – sofern es dazu kommen sollte.
„Schon gut, Josh“, sagte sie und löste die Wange von seiner weichen, warmen Haut. „Unsere Eltern wollen Posie sowieso nicht haben. Uns wollten sie doch auch nicht.“
„Das stimmt zwar“, erwiderte er. „Aber bei uns ging es auch nicht gleichzeitig um ein schönes großes Haus, zwei lukrative Lebensversicherungen und die Teilhaberschaft in Michaels Architekturbüro, die bestimmt einigen Wert hat. Wer auch immer sich um Posie kümmert, darf alles nach eigenem Ermessen verwalten, bis sie volljährig ist.“
„Wie bitte?“ Grace war entsetzt. „Glaubst du wirklich, dass deine oder meine Eltern sie nur wegen des Geldes zu sich nehmen würden?“
„Na ja, vielleicht nicht nur wegen des Geldes. Mein Vater hat ja inzwischen mit einer sehr viel jüngeren Frau eine neue Familie gegründet. Die beiden haben drei kleine Töchter, die würden sich bestimmt über ein Schwesterchen freuen.“
„Aber … sie ist mein Baby!“ Und schon wieder hatte sie sich verraten.
Er hat ja recht, dachte sie. Ich habe meiner Schwester Posie zwar überlassen, aber innerlich habe ich mich trotzdem nicht von ihr lösen können.
„Meine Mutter wäre bestimmt sofort bereit, von Japan nach England zu ziehen, um in diesem schönen Haus leben zu dürfen und endlich ein gutes, sicheres Einkommen zu haben. Wahrscheinlich würde sie dann ein erstklassiges Kindermädchen für Posie engagieren. Es kann sogar sein, dass sie dir die Stelle anbietet.“
„Kommt gar nicht infrage“, erwiderte Grace heftig. „Posie gehört zu mir. Das muss doch jedes Gericht der Welt anerkennen.“
Josh schüttelte den Kopf. „So einfach ist das nicht. Ich habe das gestern Nacht mal ausführlich im Internet recherchiert. Du hast dir zwar eine befruchtete Eizelle deiner Schwester einsetzen lassen und das Kind zur Welt gebracht, aber dadurch, dass du diese Einverständniserklärung unterschrieben hast, hast du sämtliche Ansprüche aufgegeben. Vor dem Gesetz bist du einfach Posies Tante.“
„Nein …“ Grace fand keine Worte für den Schmerz, den sie gerade empfand. Sie hatte doch schon ihre Schwester verloren … und jetzt sollte sie auch noch Posie verlieren? „Nein. Das stimmt so nicht ganz. Du weißt ja nicht, wie es wirklich war. Ich habe … Das war gar nicht …“
„Was ist denn?“ Josh betrachtete sie eindringlich und umklammerte ihre Oberarme. Als sie nicht reagierte, schüttelte er sie sanft. „Was ist denn?“
Sie blickte zu ihm hoch. Einerseits hatte sie Phoebe hoch und heilig versprochen, niemandem ihr Geheimnis zu verraten. Andererseits würde ihre Schwester bestimmt wollen, dass sie alles dafür tat, ihr Baby zu behalten.
„Sie haben
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