Ein Ex, ein Kuss - und neues Glück?
die beiden gefreut. Aber als ich erfahren habe, dass ausgerechnet du mein Baby austragen würdest …“
„Aber das ist doch genau das Gleiche.“
„Nein, das ist etwas völlig anderes. Hast du eine Ahnung, wie sich das für mich angefühlt hat? Als ich gehört habe, dass du von mir schwanger geworden bist?“
Grace zögerte. Jetzt wirkte sie nicht mehr wütend. Stattdessen schien sich ein ganz anderes Gefühl in ihr auszubreiten. Eins, das Josh noch nicht deuten konnte.
„Wie hast du dich denn dabei gefühlt?“, wollte sie wissen.
„Ich … ich kann dir das nicht erklären.“ Ihm fehlten die Worte für das, was er damals durchgemacht hatte. Als er erfahren hatte, dass die Frau, die er liebte, sein Kind austragen würde – bloß um es nach der Geburt wegzugeben. Und dass sie nie die Wahrheit erfahren würde. Damals war es ihm so vorgekommen, als würde er sie beide damit bestehlen: sie und ihn.
„Warum hast du es mir nicht einfach gesagt?“, hakte sie nach. „Statt mir immer wieder vorzuhalten, wie dumm ich doch gewesen war, und dass ich die Sache noch bereuen würde?“
„Das ging nicht. Ich musste Michael schwören, niemandem etwas davon zu erzählt. Nicht mal Phoebe wusste etwas davon.“
„Das glaube ich dir nicht. Michael hätte sie nie im Leben getäuscht.“
„Ach?“, gab Josh zurück. „Etwa so, wie Phoebe ihn nie getäuscht hätte?“
Grace wurde knallrot.
„Habe ich dir nicht gesagt, dass Michael bestimmt kein Heiliger ist?“
„Allerdings.“
„Wenn ich dadurch etwas hätte verhindern können, hätte ich dir die Wahrheit verraten“, sagte Josh. „Obwohl ich Michael versprochen habe, die Sache für mich zu behalten.“
„Aber als du hier ankamst, war es schon zu spät“, erwiderte sie. „Da war ich bereits schwanger.“
Josh nickte.
„Vielleicht hätte Michael mich ja auch noch eingeweiht, wenn Phoebe und ich gewartet hätten, bis er aus Kopenhagen zurückgekommen ist.“
„Kann sein.“ Ihre Blicke begegneten sich.
Wir wissen doch beide, dass er das eben nicht getan hätte, dachte Josh.
Grace schüttelte den Kopf. „Ich verstehe das alles nicht. Warum hat Michael das zugelassen? Und warum hast du mitgespielt?“
„Na ja, Michael war ziemlich verzweifelt, und ich konnte nicht anders.“
„Michael und Phoebe waren beide ziemlich verzweifelt, aber sie wussten auch beide, dass die Schwierigkeiten nicht bei Michael lagen, sondern bei Phoebe …“
„Das stimmte anfangs zwar“, erwiderte Josh. „Aber nach einer Weile war Michael sich da nicht mehr so sicher. Er wirkte nach außen zwar immer ruhig und besonnen – aber nur deswegen, weil er sich Phoebe zuliebe mit aller Kraft zusammennahm. In Wirklichkeit stand er kurz vor einem Nervenzusammenbruch.“
Josh schluckte, dann fuhr er fort: „Phoebe hatte schon so viel durchmachen müssen, um ihnen ihren größten gemeinsamen Wunsch zu erfüllen … und Michael hat sich dabei so hilflos gefühlt … Irgendwann war er überzeugt davon, dass es in Wirklichkeit an ihm lag. Ich habe ihm nahegelegt, sich deswegen untersuchen zu lassen, aber er hat mich praktisch angefleht …“
Josh hielt inne, als er bemerkte, dass Grace ihn vorwurfsvoll anstarrte. „Du bist nicht die Einzige, die Michael und Phoebe viel zu verdanken hatte“, sagte er verärgert. „Im Grunde habe ich genau das Gleiche getan wie du.“
„Ach, ja?“ Sie zog eine Augenbraue hoch. „Dass du dich für ein paar Minuten mit ein paar bebilderten Heftchen in einer Kabine eingeschlossen hast, soll das Gleiche gewesen sein?“
„Wenn ich geahnt hätte, was daraus werden würde, hätte ich mich nie im Leben darauf eingelassen!“
Grace war völlig durcheinander. Was geschah hier eigentlich gerade? Sie hatte das Gefühl, bloß die Hälfte von dem zu verstehen, was Josh ihr erzählte. Nur eines war ihr bewusst: Während er bereit gewesen wäre, Phoebe bei einer Schwangerschaft zu unterstützen, war er um den halben Erdball geflogen, um zu verhindern, dass Grace sein Baby auf die Welt brachte.
„Schon gut, Josh“, sagte sie unterkühlt. „Du brauchst das nicht weiter auszuführen. Für Phoebe hättest du deinen Samen hergegeben, aber ich war dir nicht gut genug.“
„Nein! Das stimmt überhaupt nicht!“
„Was stimmt denn dann?“
„Na ja, Phoebe war eben Phoebe. Die Frau meines Bruders. Aber du …“ Normalerweise war Josh nie um Worte verlegen, doch jetzt fiel es ihm offenbar schwer, seinen Satz zu Ende zu bringen.
„Was ist mit
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