Ein Ex, ein Kuss - und neues Glück?
dort nichts und niemand zu sehen.
„Komm, wir gehen wieder nach oben, deine Mum wartet bestimmt schon auf uns“, sagte er, hob Posie hoch und trug sie zur Treppe. Auf den Stufen hielt er kurz inne. Ein ganz leichter, kaum wahrnehmbarer Duft lag hier in der Luft: nach Seife, Shampoo und noch etwas anderem. So riecht nur Grace, dachte er. Und sofort war ihm klar, was eben passiert war.
Diesen Duft hatte er immer als Erstes wahrgenommen, wenn er den Eingang zum Keller von außen aufschloss. Normalerweise mitten in der Nacht, nach einem langen Direktflug von Sydney.
Der Duft haftete an den Laken, auf denen er einzuschlafen versuchte – vergeblich. Stattdessen hatte er sich immer wieder vorgestellt, wie sie sich über ihn beugte, wie ihm ihr langes Haar über die Haut strich. In seinen Wachträumen atmete er ihren Duft nach Shampoo ein und dachte darüber nach, wie vertraut sie ihm immer noch war … und trotzdem gab es so vieles, was er nicht über sie wusste.
Dann war sie also eben im Keller gewesen und hatte ihm kurz dabei zugeschaut, wie er mit Posie gespielt hatte!
Als er in die Küche kam, stand sie gerade am Herd und legte Speckstreifen so gelassen und routiniert in eine Pfanne, als wäre sie schon seit einer Stunde mit den Frühstücksvorbereitungen beschäftigt.
„Du hast doch bestimmt Hunger, oder?“, sagte sie betont fröhlich.
Josh ließ sich nicht beirren. „Warum hast du eigentlich nichts gesagt? Du warst doch gerade im Keller, oder?“
„Was hätte ich denn sagen sollen? ‚Kuckuck‘?“
„Gute Idee.“
„Ach, ihr zwei wart so in euer Spiel vertieft, da wollte ich euch nicht stören.“
„Du hättest uns aber nicht gestört.“
„Doch, das Kuckuck-Spiel spielt man am besten zu zweit.“ Sie sah ihn fragend an. „Woran hast du eigentlich gemerkt, dass ich unten war?“
„An deinem Duft.“
„Ich dufte nicht – ich habe nichts aufgesprüht.“
Josh bemerkte, dass Posie inzwischen an seiner Schulter eingeschlafen war. Vorsichtig legte er das Baby in das Kinderbettchen. Ihm stockte der Atem, als sie kurz die Augen aufschlug … dann wurde ihm warm ums Herz, als sie sie langsam wieder schloss. Eben beim Spielen war sie noch völlig ausgelassen gewesen.
Aber jetzt, wo sie schlief, kam sie ihm zart und zerbrechlich vor. Und ihm wurde bewusst, was es bedeutete, ein Kind zu haben. Rund um die Uhr für einen kleinen Menschen verantwortlich zu sein, ohne Auszeit. Alles andere war dann zweitrangig, auch die Arbeit.
Jetzt, wo Grace für Posie da war, konnte sie sich nicht mehr wie vorher um ihr kleines Schmuckatelier kümmern, das sie sich über Jahre hinweg aufgebaut hatte. Sie benötigte dringend Unterstützung. Und Posie brauchte einen Vater. Nicht bloß einen Samenspender, sondern jemanden, der wirklich für sie da war. Jemanden wie Michael.
Nicht so einen unruhigen Geist wie mich, dachte Josh. Er spürte einen Stich in der Herzgegend. Aber wieso sollte er sich etwas vormachen? Er war eben kein häuslicher Typ, sondern musste ständig neue Horizonte erobern. Grace brauchte jemanden wie Toby Makepeace …
Josh blickte hoch. Und erschrak: Offenbar hatte Grace ihn die ganze Zeit dabei beobachtet, wie er sich über Posies Bettchen gebeugt hatte. Sie lächelte zwar nicht direkt, aber ihre Miene wirkte entspannt und weich.
Er richtete sich auf. „Doch, du duftest sehr wohl.“
„Wirklich? Und wie willst du das bitte beweisen, Josh Kingsley?“
Er stellte sich zu ihr an den Herd. „So!“, sagte er, beugte sich über ihren Kopf und atmete den Duft ihres Shampoos ein. Dabei kitzelte ihm das seidige kurze Haar in der Nase.
Sie wich zurück. „Hier am Herd riecht es nur nach gebratenem Speck.“
„Du benutzt Kräutershampoo, oder?“
„Ja, genau wie jede zweite Frau.“
Aber Graces Shampoo war kein Industrieprodukt. Er erinnerte sich vage, dass sie es hier in Maybridge in einem kleinen Laden für Naturkosmetik kaufte. „Ist das Rosmarin?“, erkundigte er sich.
Sie murmelte etwas und versuchte, sich von ihm zu lösen. Aber er legte ihr einfach die Hände auf die Schultern und hielt sie fest. Dann rieb er die Wange an ihrem glatten, weichen Nacken.
Sie zuckte zusammen, als seine Barthaare über ihre Haut strichen. Erschauerte, als er sie berührte …
„Es ist das Ingwer-Zitronen-Shampoo aus dem Kunsthandwerkscenter“, sagte sie plötzlich.
Genau! dachte er. Danach hatte sein Laken immer geduftet!
Der Gedanke erregte Josh so sehr, dass er sich vorsichtshalber ein paar
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