Ein Ex, ein Kuss - und neues Glück?
nicht bei ihm meldete, wusste Josh, dass Grace nichts verraten hatte, um ihn zu schützen. Dadurch hatte er sich nur noch schuldiger gefühlt.
Er hatte noch versucht, ihr zu schreiben, dabei aber nie die richtigen Worte gefunden. Wie sie ihn angesehen hatte, in dieser einen Nacht … Diesen Blick hatte er nie mehr vergessen. Ihre glänzenden grünen Augen, als er sie geküsst hatte, ihr die Kleidung abgestreift hatte, eins mit ihr geworden war.
Ihr Blick hatte ihm verraten, dass sie für immer bei ihm bleiben wollte. Kein anständiger Mann hätte sich diesem Blick entziehen können …
Aber als er das nächste Mal mit einem Ring in der Tasche zu Besuch kam, war sie gerade nicht zu Hause. Erst zum Abendessen tauchte sie wieder auf – aber nicht allein. Und die ganze Zeit schaute sie mit ihren funkelnden grünen Augen nur ihren neuen Freund an, nicht Josh.
Am liebsten hätte er den Typen am Kragen gepackt und aus dem Haus geworfen, um dann mit Grace im Keller zu verschwinden und sie leidenschaftlich zu lieben. Bis sie ihn wieder so ansah wie damals.
Stattdessen erzählte er am Esstisch, was er in Australien erlebt hatte. Grace hörte ihm nicht mal mit halbem Ohr zu. Offenbar interessierte sie sich nicht mehr für ihn, und ihre gemeinsame Liebesnacht war für sie nur eine Art Initiationsritus gewesen. Eine Handlung, die ihr geholfen hatte, die Schwelle vom Mädchen zur Frau zu überschreiten.
Also hatte sie nicht die ganze Zeit darauf gewartet, dass er wieder auftauchte und sich zu ihr bekannte. Stattdessen hatte sie sich beruflich weiterentwickelt, hatte den Marktstand aufgegeben und mit Michaels Hilfe einen kleinen Laden im Kunsthandwerkscenter gemietet. Außerdem hatte sie einen anderen Mann gefunden, mit dem sie jetzt ihre Tage und Nächte verbrachte. Jemanden, der gleich bei ihr in der Nähe wohnte.
Am selben Abend hatte Josh den Ring in seinem winzigen Kellerbadezimmer im Mülleimer entsorgt. Und dann war er sofort wieder abgeflogen, zurück in sein neues australisches Leben. Dort hatte er schnell Ersatz für Grace gefunden: die wunderschöne blonde, blauäugige Jessie, mit der er kurze Zeit später vor dem Standesbeamten gestanden hatte.
Ähnlich schnell wurde Jessie klar, dass sie mit ihrem Jawort einen schlimmen Fehler begangen hatte, und so trennte sie sich bald von ihm. Inzwischen war sie glücklich mit einem Mann verheiratet, der sie zu schätzen wusste.
Nein, das konnte Grace alles nicht verstehen, sie wusste ja nicht mal etwas davon. Aber jetzt, wo er in ihren Armen lag, ihre Wärme spürte und ihren süßen Duft einatmete, wollte er ihr das nicht erklären.
„Du bist müde“, sagte sie. „Und du trauerst sehr um Michael. Kein Wunder, dass du so aufgelöst bist.“
Du hast ja keine Ahnung, dachte Josh.
Sie hob den Kopf und sah Josh mit ihren grünen Augen durchdringend an. „Außerdem hast du wahrscheinlich schlechte Neuigkeiten für mich. Oder?“
„So schlimm ist es gar nicht. Eher durchwachsen.“
„Wie denn genau?“, hakte sie nach.
„Na ja, so ähnlich, wie ich schon vermutet hatte. Michael hat seinen Anwalt gebeten, ein neues Testament für ihn und Phoebe aufzusetzen. Das Haupterbe sollte jetzt an Posie gehen.“
„Das hatte ich nicht anders erwartet“, bemerkte Grace ungeduldig. „Und weiter?“
„Sein Anwalt hatte Michael nahegelegt, einen Vormund für Posie zu benennen. Da hat er einfach mich genommen, ohne das vorher mit Phoebe zu besprechen. Er ging wohl davon aus, dass sie keine Einwände haben würde, immerhin hatte sie auch nichts dagegen gehabt, mich zum Testamentsvollstrecker zu ernennen.“
„Aber sie hatte doch etwas dagegen.“
„Ja, und das finde ich auch nachvollziehbar. Offenbar ist sie in der Anwaltskanzlei explodiert und hat Michael vollkommen zu Recht daran erinnert, dass ich die Leihmutterschaft nie unterstützt habe. Und dass du Posie zur Welt gebracht hattest.“
„Und? Was ist am Ende herausgekommen?“
„Na ja, Michael hat dann als Kompromisslösung vorgeschlagen, dass wir beide das Sorgerecht bekommen sollten. Aber Phoebe fand das vollkommen unsinnig, weil wir auf zwei unterschiedlichen Kontinenten leben. Sie hat Michael dann allerdings in der Kanzlei stehen lassen, und er musste die Angelegenheit allein zu Ende abwickeln.“
„Dann ist also alles noch offen?“
„Nein“, erwiderte Josh. „Du kennst doch Michael, er konnte es schlecht aushalten, wenn irgendetwas nicht bis ins letzte Detail geregelt war. Er hat sein eigenes
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