Ein Ex, ein Kuss - und neues Glück?
es also verkauft werden, damit die Erbschaftssteuer beglichen werden kann.“
„Aber … das ist doch Posies Zuhause!“, rief Grace entsetzt aus.
„Nein, es ist dein Zuhause“, erwiderte Josh deutlich, aber freundlich. „Posie ist nicht mal vier Monate alt, da bekommt sie noch nicht so viel von ihrem Wohnumfeld mit. Nur von den Menschen, die sich um sie kümmern.“
Am liebsten hätte Grace ihm widersprochen, aber sie wusste, dass er recht hatte. „Und was gibt es sonst noch zu bedenken?“
„Ich habe vor, einen Fonds einzurichten, der den Unterhalt für Posie, ihre Ausbildung und ihre sonstigen Bedürfnisse abdeckt.“
„Okay, jetzt sind wir bei den rein materiellen Dingen. Ich finde andere Aspekte viel wichtiger: zum Beispiel die Frage, wer sie tröstet, wenn sie weint. Oder wer sie zu ihren Ballettstunden fährt oder sie an ihrem ersten Schultag an der Hand hält. Ich bin dann auf jeden Fall für sie da, aber welches Land wirst du da wohl gerade bereisen?“
„Ach, Grace …“
„Genauso ist es doch! Du hast mir zigmal erzählt, dass du praktisch aus dem Koffer lebst. Selbst wenn du dein Büro nach Maybridge verlegen würdest, wärst du wahrscheinlich nie hier.“
„Glaubst du nicht, dass ich mich ändern kann?“
„Ich kann mir schon vorstellen, dass du das versuchen würdest“, räumte Grace ein. „Aber nachdem du ein paar Wochen die Windeln gewechselt hast, zieht es dich bestimmt wieder in die Ferne. Und dann stellt sich die Frage, was dir wichtiger ist: Posies erstes Wort oder ein Geschäftsabschluss? Ihr erster Schritt oder ein Kunde in China?“
Sie redete sich in Fahrt. „Und was ist, wenn sie krank wird, du aber irgendwo am anderen Ende der Welt auf einer Bergkuppe sitzt? Du meintest doch eben etwas von einer Partnerschaft, aber wie teilen sich da die Verantwortlichkeiten auf? Wahrscheinlich nicht fifty-fifty, das ist schon mal klar.“
„Sieht so dein Angebot aus?“
„Das ist ja gerade der Punkt, Josh. Ich kann dir überhaupt nichts anbieten, weil ich nämlich keinerlei Rechte habe, erinnerst du dich? Du bist doch der Testamentsvollstrecker und hast alle Fäden in der Hand.“
„Das können wir ja noch ändern.“
„Oh …“ Dass er darüber offenbar schon nachgedacht hatte, nahm ihr den Wind aus den Segeln. „Wie denn?“
„Ganz einfach. Wir heiraten, adoptieren Posie ganz offiziell und erhalten dadurch beide gleichermaßen das Sorgerecht. Fifty-fifty sozusagen“, fügte er hinzu und lächelte schief. „Hattest du dir das etwa so vorgestellt?“
Grace blieb fast das Herz stehen. Hatte er ihr etwa gerade einen Heiratsantrag gemacht? Bedeutete das, dass er mit ihr für immer zusammenbleiben würde? In guten wie in schlechten Zeiten? Bis dass der Tod sie schied?
Damit würde auf einen Schlag ihr allergrößter Wunsch in Erfüllung gehen. Denn dann hätte sie sowohl Posie als auch Josh bei sich.
Aber so, wie sie sich das gerade vorstellte, hatte er das wahrscheinlich nicht gemeint. „Damit gehst du aber eine riesengroße Verpflichtung ein“, gab sie zu bedenken. „Dabei könntest du mich doch einfach als ihre Pflegemutter einsetzen, als ihr Vormund.“
„Schon, aber das wäre für uns beide keine besonders sichere Lösung.“
Grace runzelte die Stirn. „Glaubst du etwa, dass ich dann mit ihr durchbrennen würde?“
„Natürlich nicht.“
„Was denn?“
„Vielleicht lernst du ja jemanden kennen.“
„Meinst du damit etwa Toby?“
„Nein. Du hast mir ja schon gesagt, dass zwischen euch nichts läuft, und das glaube ich dir auch. Aber ich halte es nicht gerade für unwahrscheinlich, dass du irgendwann einen vernünftigen Mann kennenlernst, mit dem du dein Leben teilen willst. Und wenn es dann soweit ist, lässt sich wohl kaum vermeiden, dass er meiner Tochter gegenüber eine Art Vaterrolle übernimmt.“
Dann bleib doch einfach bei mir, dachte Grace.
„Ich bin mit allem einverstanden, was du mir vorschlägst“, fuhr Josh fort. „Selbst wenn ich wollte, könnte ich in Australien nicht von heute auf morgen alles aufgeben. Posie hat schon genug durchmachen müssen. Jetzt braucht sie Stabilität in ihrem Leben. Und sie braucht dich.“
Darüber, dass er genau auf ihre Vorstellungen eingehen wollte, konnte sich Grace kaum freuen. Stattdessen spürte sie einen stumpfen Schmerz darüber, dass sich hinter seinem Heiratsantrag nicht viel mehr als ein rein partnerschaftlich-geschäftliches Abkommen verbarg.
„Ich brauche wahrscheinlich auch ein paar
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