Ein Fall für die Schwarze Pfote: Hugo auf heißer Spur (German Edition)
von Merlins Vater. Den hatte er sich heimlich aus dem Flur stibitzt. Ida saß neben Tante Friede in ihrem Kindersitz und stopfte sich Osterei Nummer sieben in den Mund. Ihr ganzes Gesicht war mit Schokolade beschmiert.
»Jetzt ist aber genug. Sonst wird dir noch schlecht.«
Merlins Vater versuchte ihr die Schokostücke, die noch nicht in ihrem Mund gelandet waren, aus der Hand zu nehmen. Ida gefiel das aber gar nicht. Sie zappelte wie wild auf ihrem Stuhl herum und strampelte energisch mit ihren dicken Beinchen. Dabei flog ein Stückchen von der süßen Trophäe neben Idas Stuhl auf den Teppich.
Sofort ließ Hugo von dem Schuh ab und versuchte, sich den heruntergefallenen Schokorest zu schnappen.
»Hugo, aus!«, rief Merlin.
Er wusste, dass Hunde Schokolade nicht vertragen konnten. Größere Mengen konnten sogar tödlich für sie sein. Doch Hugo schien das wenig zu kümmern. Trotz Merlins Verbot verputzte er jeden einzelnen Krümel und leckte dann noch den Teppich sauber. Ostern schien Hugo ganz besonders zu gefallen.
Nach dem zweiten Cappuccino und dem dritten Stück Osterzopf kam Tante Friede so richtig in Fahrt. Ausschweifend berichtete sie, wie sie ihren neuen Lebensgefährten auf ihrer letzten Kreuzfahrt kennengelernt hatte.
»Ach, Kinderchen, es war wie beim Traumschiff im Fernsehen. Zum ersten Mal ist mir dieser stattliche junge Mann auf dem Oberdeck aufgefallen. Wie er dastand und sein Haar im Wind wehte …«
Tante Friede hörte gar nicht mehr auf zu schwärmen. Bei jedem romantischen Detail, an das sie sich erinnerte, leuchteten ihre Augen ein Stückchen mehr.
Berno von Schlappenau ergänzte ihre Erzählungen von Zeit zu Zeit mit einem kurzen »Wie recht du hast« oder »Wunderwunderschön«.Tante Friede schien überglücklich. Frau Feldmann hing gespannt an ihren Lippen.
Merlin hingegen fand Tante Friedes Ausführungen schrecklich langweilig. Hin und wieder legte er so unauffällig wie möglich die rechte Hand neben seinen Teller. Langsam schob er sie nach vorne und steckte seinen Zeigefinger in das kleine Schüsselchen mit Fleischsalat, das neben der großen Käseplatte stand. Dann hielt er die Hand neben seinen Stuhl nach unten, und schon stürzte sich Hugo darauf, um sie möglichst gründlich sauber zu lecken.
Das kitzelte ganz schön, aber Merlin konnte sich mit größter Mühe beherrschen, nicht laut loszulachen. Stattdessen grinste er zufrieden. Er konnte es immer noch nicht so recht glauben, dass Hugo nun wirklich sein Hund war und für immer bei ihm bleiben durfte.
Seinen Vater schienen Tante Friedes Beziehungsgeschichten anfangs auch nicht sonderlich zu interessieren. Das änderte sich schlagartig, als sie verkündete: »… und dann ist mein schnuckeliges Traumprinzchen im Abendrot vor mir auf die Knie gefallen und hat mir einen Heiratsantrag gemacht. Hochzeit ist in einem Monat! Ist das nicht traumhaft?«
Herr Feldmann verschluckte sich vor Schreck an einer sauren Gurke. Er lief knallrot an und hustete lautstark. Tante Friede hatte schon des Öfteren einen Freund gehabt, aber heiraten wollte sie bisher noch nie. Und schon so bald!
»Ach, das ist ja wundervoll! Ich freu mich so für euch!« Merlins Mutter sprang auf und umarmte die beiden. »Was sind Sie denn für ein Sternzeichen, Herr von Schlappenau?«
»Äh, also ich, äh, ich bin Waage!« Die Antwort kam etwas zögerlich.
»Waage und Steinbock! Die perfekte Mars-Venus-Verbindung!« Frau Feldmann war voll in ihrem Element. »Und wo wollt ihr heiraten?«
Friede warf ihrem Verlobten einen erwartungsvollen Blick zu.
»Na ja, eigentlich wollte ich die Feier natürlich auf meinem Familienlandsitz in Südfrankreich ausrichten.« Dabei wechselte sein Blick von Frau zu Herrn Feldmann. Dann drehte er sich zu Tante Friede um, nahm ihre Hand und schaute etwas verlegen drein. »Aber leider ziehen sich die Renovierungsarbeiten der Stallungen nun doch länger hin als geplant. Sogar das Wasser aus dem Swimmingpool musste ausgelassen werden. Ich hab es heute erst erfahren. Es tut mir so leid, mein Täubchen.«
Tante Friede war sichtlich enttäuscht. »Wie schade, ich hatte mich schon so gefreut. Na Hauptsache, wir fahren gemeinsam in unsere Flitterwochen in die Karibik, Schnäuzelchen.«
»Aber natürlich, meine Liebste«, säuselte Berno von Schlappenau.
Merlin fand Tante Friedes Freund ziemlich seltsam. Nichts von dem, was er sagte, klang wirklich ehrlich. Irgendwie mochte er diesen von Schlappenau nicht.
Ida hatte die ganze Zeit
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