Ein Fall für die Schwarze Pfote: Hugo auf heißer Spur (German Edition)
weitergefuttert. Wie so häufig landete dabei mehr Essen auf dem Boden als in ihrem Mund. Hugo hielt sich deshalb ausschließlich rund um ihren Kinderstuhl auf. Es war wie im Paradies, wo die leckersten Köstlichkeiten vom Himmel regneten.
Als ein kleines Stückchen Osterschinken zwischen Berno von Schlappenaus Lederschuhen landete, versuchte Hugo, es sich mit der Pfote zu angeln.
Von Schlappenau merkte natürlich, dass Hugo sich an seinen Füßen zu schaffen machte. Weil er auf jeden Fall verhindern wollte, dass seine Schuhe dreckig wurden, und weil er Hunde in Wirklichkeit nicht ausstehen konnte, gab er Hugo einen heftigen Tritt. Am Tisch hatte davon niemand etwas mitbekommen, da Tante Friedes Verlobter gerade von seiner wertvollen Oldtimersammlung erzählte. Und das fand sogar Merlin so spannend, dass er einen kurzen Moment nicht auf Hugo geachtet hatte.
»Mein liebstes Stück ist ein Rolls-Royce aus dem ehemaligen Besitz des englischen Königshauses«, gab von Schlappenau mit vor Stolz geschwellter Brust von sich.
Tante Friede himmelte ihn an. »Ach, Bernilein, dieses Schmuckstück soll unser Hochzeitsauto sein!«
Leider konnte Berno von Schlappenau dies nicht hundertprozentig versprechen.
Wie er erklärte, befand sich der Wagen gerade zur Reparatur in England. Und zwar in der Werkstatt, in der auch Prinz Charles Kunde war.
Der Fußtritt hatte gesessen. Er hatte Hugo ein wenig nach links geschleudert, sodass er mit dem Kopf ans Tischbein geprallt war. Benommen schüttelte er sich und knurrte leise in Richtung des Übeltäters, der ihm das angetan hatte. Dann zwängte er sich beleidigt unter Idas Stuhl hindurch. Von Schlappenau beschrieb gerade ausschweifend seine edle Pferdezucht und betonte dabei, wie sehr er Tiere liebte.
Hugo trottete aus dem Zimmer. Da er hier offensichtlich nicht erwünscht war, wollte er sich einen anderen Ort suchen. Merlin hatte mal wieder seine Jacke auf den Boden unter der Garderobe geworfen. Das war für Hugo das ideale Plätzchen, um ein kleines Verdauungsschläfchen zu machen. Mit den Vorderpfoten buddelte er sich eine gemütliche Kuhle in die Jacke, drehte sich dreimal im Kreis und ließ sich erschöpft fallen. Seinen Kopf legte er seitlich auf einen von Frau Feldmanns dicken Winterstiefeln, die direkt neben Merlins Jacke standen.
Es war so gemütlich, dass Hugo langsam die Augen zufielen und er wohlig grummelnd tief ausatmete. Dabei schmatzte er dreimal.
Als er wieder einatmete, strömte ein süßlicher Geruch in seine Nase. Hugo riss die Augen auf, hob den Kopf und schnupperte. Es war wie eine Mischung aus feiner Schokolade, Marzipan und einem blumigen Damenparfum. Aber weder Merlins Mutter noch Tante Friede rochen so.
Jetzt war Hugo neugierig geworden. Er sprang auf und versuchte herauszufinden, woher der Duft kam. Erst beschnupperte er die Schuhe, die unter der Garderobe standen. Doch die rochen eher nach altem Käse. Besonders Merlins Turnschuhe. Hugo schüttelte sich angewidert und nahm sich dann die Jacken an der Garderobe vor. Die von Merlins Vater roch nach altem Leder. Daneben hing Idas kleine, rosarote Daunenjacke, von der der fremde Duft auch nicht ausging, aber er wurde etwas intensiver.
Als Hugo seine Schnauze noch ein wenig weiter nach links schob, wurde er fündig. Der Geruch kam eindeutig von dem altmodischen Jackett, das Tante Friedes neuem Freund gehörte. Er war so schwach, dass eine normale Menschennase ihn sicherlich nicht wahrgenommen hätte. Doch eine Hundenase war um einiges sensibler. Hugo hoffte, im Jackett noch etwas Süßes zu finden. Dabei hatte er heute eigentlich schon genug gegessen.
Von unten konnte Hugo sehen, dass in der linken Tasche ein paar Handschuhe steckten. Also blieb nur die rechte. Das Jackett hing so hoch oben, dass Hugo erst auf die Holzbank neben der Garderobe springen musste, um näher heranzukommen. Hugo streckte sich und bekam einen Zipfel des Jacketts mit seinen Zähnen zu fassen. Dabei kippte er bedrohlich weit nach vorne.
Plötzlich wurden die Stimmen lauter: Tante Friede und Berno von Schlappenau verabschiedeten sich von den Feldmanns und näherten sich der Garderobe. Hugo erschrak und verlor das Gleichgewicht. Dabei stützte er nach vorne, riss das Jackett mit zu Boden und landete unter dem schweren Stoff zwischen den Schuhen der Familie Feldmann.
»Schade, dass wir schon gehen müssen«, beklagte sich Tante Friede.
Berno von Schlappenau seufzte und erklärte: »Ich habe doch noch diesen überaus wichtigen
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