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Ein Fall für Kay Scarpetta

Ein Fall für Kay Scarpetta

Titel: Ein Fall für Kay Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Es gab wenige Straßenlaternen, stellte ich fest. Nachts war es hier sicher sehr dunkel, und wenn der Mörder aufpaßte und dunkle Kleidung trug, würde man ihn nicht sehen können.
    Marino sagte: "Er kam durch das Küchenfenster auf der Rückseite hinein. So, wie es aussieht, kam sie gegen neun, halb zehn Uhr nach Hause in jener Nacht. Wir fanden eine Einkaufstüte im Wohnzimmer. Auf dem letzten Kassenbon, den sie erhalten hat, war die Zeit acht Uhr dreißig abgedruckt. Sie geht heim, macht sich ein kleines Abendessen. An dem Wochenende war es warm, und ich nehme an, sie ließ das Fenster geöffnet, um die Küche zu lüften, da sie Rinderhackfleisch und Zwiebeln gebraten hatte."
    Ich nickte, da ich mich an den Mageninhalt von Brenda Steppe erinnerte.
    "Wenn man Bouletten und Zwiebeln brät, ist die Küche verqualmt und stinkt. Zumindest ist das in meiner verdammten Bleibe so. Außerdem waren das Einwickelpapier von dem Hackfleisch, eine leere Nudelsoßendose und Zwiebelschalen in dem Mülleimer unter der Spüle, und eine fettige Pfanne lag im Wasser."
    Er hielt inne und fügte dann nachdenklich hinzu: "Ganz schön makaber, wenn man sich überlegt, daß vielleicht die Auswahl ihres Essens daran schuld war, daß sie später ermordet wurde. Wissen Sie, vielleicht hätte sie das Fenster nach einer Dose Thunfisch oder einem Sandwich oder s o was nicht offengelassen. "
    Auf diesem Thema kauten Beamte der Mordkommission immer wieder herum. Was wäre gewesen, wenn? Was, wenn die Person nicht beschlossen hätte, eine Schachtel Zigaretten in einem Billigladen zu kaufen, wo zwei bewaffnete Räuber den Angestellten als Geisel hielten? Was, wenn jemand beschlossen hätte, in dem Moment hinauszugehen und die Katzentoilette auszuleeren, als ein Gefängnisausbrecher sich dem Haus näherte? Was, wenn jemand keinen Streit mit dem Liebhaber gehabt hätte, der damit endete, daß er beleidigt wegfuhr, genau in dem Moment, als ein betrunkener Fahrer in einer Kurve auf der Gegenfahrbahn fuhr?
    Marino fragte: "Haben Sie bemerkt, daß die Autobahn weniger als zwei Kilometer von hier entfernt ist?"
    "Ja. Da ist ein Supermarkt an der Ecke, kurz bevor man in dieses Wohngebiet einbiegt", erinnerte ich mich. "Eine mögliche Stelle, wo er das Auto geparkt haben könnte, wenn man annimmt, daß er den Rest der Strecke zu Fuß zurückgelegt hat."
    Nachdenklich bemerkte er: "Ja, der Supermarkt. Er schließt um Mitternacht."
    Ich zündete mir noch eine Zigarette an und spielte auf das Sprichwort an, das besagt, daß ein guter Detektiv in der Lage sein muß, sich in den, den er fangen will, hineinzudenken.
    "Was hätten Sie getan", fragte ich, "an seiner Stelle?"
    "An seiner Stelle?"
    "Ja, wenn Sie dieser Mörder wären."
    "Einer von der künstlerischen Sorte wie Matt Petersen oder nur so ein üblicher Wahnsinniger, der darauf abfährt, Frauen zu vergewaltigen und zu erwürgen?"
    "Das letztere", sagte ich ruhig. "Nehmen wir das letztere an."
    Er wollte mich reizen un d gab ein ziemlich grobes La chen von sich. "Das war falsch, Doc. Sie hätten fragen müssen, wo da der Unterschied ist. Es gibt nämlich keinen. Was ich versuche, Ihnen zu sagen, ist, daß ich es in beiden Fällen auf dieselbe Art machen würde - egal, wer ich in meinem normalen Leben bin, wenn ich arbeite und mich wie jeder andere Mensch verhalte. Wenn ich in Aktion bin, bin ich genau wie jeder andere Mistkerl, der irgendwann einmal gemordet hat oder es einmal tun wird. Arzt, Rechtsanwalt oder Indianerhäuptling."
    "Fahren Sie fort."
    Er tat es. "Zuerst sehe ich sie, gerate irgendwo mit ihr zusammen. Vielleicht komme ich an ihre Haustür, verkaufe etwas oder liefere Blumen, und wenn ich sie sehe, sagt diese kleine Stimme in meinem Kopf: >Die ist es<. Vielleicht arbeite ich auf einem Bau in der Gegend und sehe, wie sie allein geht und kommt. Ich beobachte sie. Ich könnte ihr eine Woche lang folgen, um soviel wie möglich über sie und ihre Gewohnheiten zu erfahren. Welche Lichter im Haus bedeuten, daß sie wach ist, und welche, daß sie schläft, wie ihr Auto aussieht und solche Dinge."
    "Wieso sie?" fragte ich. "Von allen Frauen der Welt, warum gerade diese?"
    Er überlegte kurz. "Sie bewegt irgend etwas in mir."
    "Durch ihr Aussehen?"
    Er dachte immer noch nach. "Vielleicht. Aber vielleicht ist es ihre Art. Sie ist eine berufstätige Frau. Hat ein hübsches Haus, was bedeutet, daß sie so klug ist, daß sie sich ein nettes Leben machen kann. Berufstätige Frauen sind manchmal ziemlich

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