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Ein Fall für Kay Scarpetta

Ein Fall für Kay Scarpetta

Titel: Ein Fall für Kay Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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hing noch am Türrahmen, und in dem hochgewachsenen Gras lag eine Bierdose, die irgendein gedankenloser Fahrer aus seinem Auto geworfen hatte.
    Lori Petersens Haus war eines von den bescheidenen, sauberen Mittelklassehäusern von der Art, wie man sie in jeder Kleinstadt und jeder kleineren Siedlung in Amerika finden konnte. Es war so ein Haus, wie man es am Anfang einer Karriere besaß und zu dem man später irgendwann zurückkam: junge Berufstätige, junge Paare und schließlich ältere Leute, die nicht mehr arbeiten und deren Kinder erwachsen und weggezogen waren.
    Es war fast genau wie das weiße Schindelhaus der Johnsons, wo ich ein Zimmer gemietet hatte, als ich in Baltimore in die Universität ging. Wie Lori Petersen hatte ich ein zermürbendes Dasein geführt, in der Morgendämmerung aus dem Haus und erst spät am Abend zurück. Das Leben war begrenzt auf Bücher, Laboratorien, Examen, Schichtdienste und darauf, die physische und psychische Kraft aufrechtzuerhalten, um all das durchzustehen. Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, so wie Lori nie auf den Gedanken gekommen war, daß irgend jemand beschließen könnte, mir das Leben zu nehmen.
    "Hey ... "
    Ich bemerkte plötzlich, daß Marino mit mir redete. Seine Augen zeigten Neugier. "Sind Sie okay, Doc?"
    "Tut mir leid. Ich habe gerade nicht gehört, was Sie gesagt haben."
    "Ich fragte Sie, was Sie denken. Sie haben jetzt einen Plan in Ihrem Kopf. Was denken Sie?"
    Ich antwortete abwesend: "Ich denke, die Morde haben nichts damit zu tun, wo die Opfer lebten."
    Er war weder gleicher noch anderer Meinung. Er nahm sein Mikrophon in die Hand und sagte dem Funkdienst, daß er EOT war. Er meldete sich ab für den Tag. Die Tour war zu Ende.
    "Zehn-vier, sieben-zehn", krächzte die großspurige Stimme zurück. "Achtzehn Uhr fünfundvierzig, schau nicht zu tief in die Sonne, morgen zur selben Zeit werden sie wieder unser Lied spielen ... " Was bedeutete, Sirenen und Pistolenschüsse und Menschen, die aufeinander losgingen, nahm ich an.
    Marino schnaubte. "Als ich hier ankam, durfte man nicht mal ein >ja< anstatt der zehn-vier sagen, sonst bekam man vom Inspektor was zu hören."
    Ich schloß kurz meine Augen und massierte meine Schläfen.
    "Ist alles nicht mehr, wie es mal war", murmelte er. "Zum Teufel, nichts ist, wie es mal war."

9
    Zwischen den Bäumen schien der Mond wie ein gläserner Globus hindurch, als ich durch die stillen Straßen meiner Siedlung fuhr. Die üppigen Zweige bildeten Schatten, die sich am Straßenrand auf und ab bewegten, und der gesprenkelte Straßenbelag glitzerte im Lichtkegel meiner Scheinwerfer. Die Luft war klar und angenehm warm, genau richtig für Kabrios oder offene Fenster. Ich fuhr mit versperrten Türen, geschlossenen Fenstern, und der Ventilator blies auf der niedrigsten Stufe. Ein Abend, den ich früher bezaubernd gefunden hätte, war heute beängstigend.
    Ich hatte die Bilder des Tages vor Augen, sie verfolgten mich und ließen mich nicht in Ruhe. Ich sah jedes dieser bescheidenen Häuser in den verschiedenen Stadtteilen. Wie hatte er sie ausgewählt? Und warum? Es war kein Zufall. Ich war mir dessen ziemlich sicher. Es mußte irgendein Detail geben, das die einzelnen Fälle miteinander in Verbindung brachte, und ich kam immer wieder zu dem glitzernden Rückstand zurück, den wir auf den Leichen gefunden hatten. Wir hatten absolut keinen Anhaltspunkt, den wir verfolgen konnten, und ich war mir absolut sicher, daß dieses glitzernde Zeug das fehlende Glied war, das die einzelnen Opfer miteinander in Verbindung brachte.
    So weit kam ich mit meiner Intuition. Wenn ich versuchte, mir mehr vorzustellen, wurde mein Kopf leer. War der Rückstand etwas, was uns dorthin bringen konnte, wo er lebte? Hatte es etwas mit seinem Beruf oder seinem Hobby zu tun und brachte ihn das mit den Frauen zusammen, die er ermordete? Oder noch ungewöhnlicher, stammte der Rückstand von den Frauen selbst?
    Vielleicht war es etwas, was jedes der Opfer bei sich zu Hause hatte - oder sogar an sich oder an seinem Arbeitsplatz. Vielleicht war es etwas, was die Frauen von ihm kauften. Wir konnten nicht jeden Artikel testen, den wir im Haus oder im Büro oder an irgendeinem anderen Aufenthaltsort der Opfer fanden, vor allem da wir keine Ahnung hatten, wonach wir suchten. Ich fuhr in meine Einfahrt. Noch bevor ich mein Auto geparkt hatte, öffnete Bertha die Tür. Sie stand im Schein des Verandalichtes, die Hände in die Hüften geste mmt, die Handtasche über

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