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Ein Fall für Kay Scarpetta

Ein Fall für Kay Scarpetta

Titel: Ein Fall für Kay Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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ein Handgelenk geschlungen. Ich wußte, was das bedeutete - sie hatte es sehr eilig, nach Hause zu kommen. Ich haßte den Gedanken daran, wie Lucy sich heute betragen haben könnte.
    "Und?" fragte ich, als ich zur Tür kam.
    Bertha schüttelte den Kopf. "Schrecklich, Dr. Kay. Dieses Kind. Ah - ah! Habe keine Ahnung, was, zum Teufel, in sie gefahren ist. Sie war unerträglich."
    Dieser unendliche Tag schien keine Ende zu nehmen, und jetzt kam noch ein weiteres Problem auf mich zu. Lucy ging es schlecht. In der Hauptsache war das meine Schuld. Ich hatte mich nicht genügend mit ihr beschäftigt. Oder vielleicht hatte ich mich zeitweise mit ihr befaßt, und das brachte das Problem eher auf den Punkt.
    Ich war es nicht gewohnt, Kinder mit derselben Direktheit und Offenheit zu behandeln, die ich relativ ungehemmt Erwachsenen gegenüber zeigte, daher hatte ich sie nicht wegen des Computereinbruchs befragt, ich hatte ihn nicht einmal erwähnt. Statt dessen hatte ich am Montag abend, nachdem Bill gegangen war, mein Telefonmodem in meinem Büro entfernt und nach oben in den Kleiderschrank gebracht.
    Ich dachte, Lucy würde annehmen, ich hätte es mit in die Stadt genommen, zur Reparatur oder ähnliches, sofern sie überhaupt bemerken würde, daß es fehlte. Gestern abend hatte sie das Fehlen des Modems nicht erwähnt, aber sie war bedrückt gewesen, reagierte ausweichend und verletzt, wenn ich sie dabei ertappte, wie sie mich beobachtete, anstatt den Film anzuschauen, den ich in den Videorecorder eingelegt hatte.
    Was ich getan hatte, war absolut logisch. Wenn es die geringste Möglichkeit gab, daß es Lucy gewesen war, die in den Computer in der Stadt eingedrungen war, dann verhinderte das Entfernen des Modems, daß sie es noch einmal tun konnte, ohne daß ich sie beschuldigen oder eine unangenehme Befragung durchführen mußte, die die Erinnerungen an diesen Besuch bei mir überschatten würde. Wenn der Einbruch sich wiederholte, würde dies beweisen, daß Lucy nicht der Eindringling gewesen sein konnte, wenn es je eine Frage dazu geben sollte.
    All das, wo ich weiß, daß menschliche Beziehungen genausowenig auf Vernunft wachsen, wie meine Rosen mit gutem Zureden gedüngt werden können. Ich weiß, es ist feige und egoistisch, wenn man unter dem Deckmantel von Intellekt und Vernunft Zuflucht sucht und dabei das Wohlbefinden eines anderen Menschen aufs Spiel setzt.
    Ich erinnerte mich an meine eigene Kindheit, wie sehr ich die Spielchen meiner Mutter gehaßt hatte, die sie spielte, wenn sie an meinem Bett saß und Fragen über meinen Vater beantwortete. Zuerst hatte er einen "Bazillus", etwas, das "ins Blut geht" und immer wieder Rückfälle verursachte. Oder er kämpfte mit etwas, was ihm ein Farbiger oder ein "Kubaner" in seinen Lebensmittelladen gebracht hatte. Oder "er arbeitet zu hart und macht sich selbst fertig, Kay". Alles Lügen. Mein Vater hatte eine lymphatische Leukämie. Sie wurde diagnostiziert, bevor ich in die erste Klasse kam. Erst als ich zwölf Jahre alt war und er ins Stadium der Anämie absackte, wurde mir mitgeteilt, daß er sterben würde.
    Wir belügen Kinder, obwohl wir die Lügen, die man uns erzählt hatte, nicht glaubten. Ich weiß nicht, warum wir das tun. Ich wußte nicht, warum ich es bei Lucy tat, die genauso wie jeder Erwachsene begriff.
    Gegen halb neun saßen wir am Küchentisch. Sie spielte mit einem Milchshake herum, und ich trank einen dringend notwendigen Scotch. Die Veränderung in ihrem Verhalten war beunruhigend, und ich verlor langsam die Geduld. Jeder Kampf in ihr hatte aufgehört; alle Klagen und Vorwürfe wegen meiner Abwesenheit waren verklungen. Ich konnte sie scheinbar mit nichts mehr aufheitern, nicht einmal, als ich erzählte, daß Bill noch vorbeikommen würde, um ihr gute Nacht zu sagen. Es schien sie nicht sonderlich zu interessieren. Sie reagierte und antwortete nicht, sie vermied es, mir in die Augen zu sehen.
    "Du siehst krank aus", murmelte sie schließlich.
    "Wie kannst du das wissen? Du hast mich nicht angesehen, seit ich zu Hause bin."
    "Na und? Du siehst trotzdem krank aus."
    "Nun, ich bin nicht krank", sagte ich. "Ich bin nur sehr müde."
    "Wenn Mutti müde ist, sieht sie nicht krank aus", erwiderte sie mit fast vorwurfsvollem Unterton. "Sie sieht nur krank aus, wenn sie mit Ralph streitet. Ich hasse Ralph. Er ist ein Idiot. Wenn er zu uns kommt, lasse ich ihn das Kreuzworträtsel in der Zeitung machen, nur weil ich weiß, daß er es nicht kann. Er ist ein

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