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Ein Fall für Nummer 28

Ein Fall für Nummer 28

Titel: Ein Fall für Nummer 28 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Klages
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ihn an und hob ihr Schild auf.
    Der Junge nickte. Aber das sah Nadeshda nicht, weil sie schon wieder hinüber zur anderen Seite guckte.
    Otto war verschwunden.
    »Mann, jetzt ist er weg! Und nur weil du nicht gucken kannst!«, jammerte Nadeshda.
    »Ja«, sagte der Junge. »Das tut mir leid.«
    Nadeshda achtete gar nicht mehr auf den Jungen. Sie musste hinüber auf die andere Straßenseite und Otto suchen. Weit konnte
     er nicht sein! Doch da sah sie den langen Radomski. Er hastete keine zwei Meter entfernt an ihr vorbei und steuerte auf den
     Bahnhof zu.
    »Herr Radomski!«, rief Nadeshda und rannte ihm mit Bummbrett hinterher. »Herr Radomski, warten Sie doch! Warten Sie!«
    Der lange Radomski schaute sich verwundert um. Er blieb stehen.
    Als Nadeshda ihn eingeholt hatte, fragte sie nach Luft japsend: »Wo ist er?«
    »Wo ist wer?«, fragte Radomski.
    »Na, der Mann! Der kleine dicke Mann, mit dem Sie da eben gerade auf der anderen Straßenseite geredet haben«, erklärte Nadeshda
     ungeduldig.
    Radomski warf sich ein Zimtkaugummi in den Mund. Kauend erwiderte er: »Ich? Geredet? Mit einem Mann? Unsinn. Ich glaube, du
     brauchst eine Brille. So, und nun muss ich zusehen, dass ich meine Bahn bekomme.«Ehe Nadeshda noch etwas sagen konnte, war Radomski im Bahnhof verschwunden.
    Nadeshda starrte hinter ihm her. »Aber ich habe ihn doch ganz genau gesehen«, murmelte sie laut vor sich hin. Sie hätte heulen
     können. »Was machen wir denn jetzt, Bummbrett?«, fragte sie den Hund mit zittriger Stimme.

Poli-Kala Wunderkind
    Während Nadeshda noch neben Bummbrett hockte und überlegte, was sie jetzt tun sollte, hörte sie plötzlich eine Stimme hinter
     sich sagen: »Vielleicht kann ich dir helfen?!«
    Nadeshda wandte den Kopf. Der Junge mit der Sonnenbrille! War er ihr gefolgt? Hatte er etwa schon die ganze Zeit hinter ihr
     gestanden und ihr Gespräch mit dem langen Radomski belauscht?
    Genervt stand Nadeshda auf. Da erst sah sie den langen weißen Stock, den der Junge in der Hand hielt. Wozu brauchte der diesen
     Stock? Hieß das etwa   ...? Nadeshda dachte daran, wie sie ihn gestern bei ihrer ersten Begegnung im Treppenhaus angefahren hatte, weil er Bummbrett
     nicht gesehen hatte. Sie wurde über und über rot.
    »Du   ... du   ...«, stotterte sie. »Du bist tatsächlich blind?«
    »Sag ich doch«, erwiderte der Junge gelassen. »Und, was ist jetzt? Soll ich dir nun helfen oder nicht?«
    Bummbrett hatte sich inzwischen mutig hinter Nadeshda hervorgetraut. Der Junge beugte sich zu ihm hinunter und kraulte ihm
     das Fell.
    »Du? Mir helfen?« Nadeshda lachte ungläubig. »Wie soll denn das gehen?«
    »Keine Ahnung«, sagte der Junge. »War nur so eine Idee. Du müsstest mir allerdings erst einmal mehr über den Mann erzählen,
     den du so dringend suchst. Und wer ist dieser Radomski, mit dem du da eben geredet hast?«
    Nadeshda antwortete nicht. Sie hatte nicht die geringste Lust, diesem fremden Jungen etwas von Ottos geheimnisvollem Verschwinden
     zu erzählen. Der sollte sie in Ruhe lassen. Sie wollte jetzt allein sein, um in Ruhe über Otto nachdenken zu können. Doch
     da fiel ihr Blick auf die Bahnhofsuhr. Schon fast vier! Sie musste schleunigst zum Treffpunkt mit Gogo und Poli-Kala.
    »Der Mann war sowieso nicht wichtig«, erklärte sie schnell. »Und außerdem habe ich jetzt keine Zeit mehr. Tschüs! Komm, Bummbrett,
     wir müssen los. Gogo und Poli-Kala warten.«
    »Gogo und Poli-Kala, wer sind denn das? Sind das deine Freunde?«, rief der Junge ihr hinterher. Es klang, als hätte er sich
     sehr gern weiter mit Nadeshda unterhalten.
    Nadeshda tat, als hätte sie nichts gehört, und ranntedavon. Doch hinter sich hörte sie ein bekanntes Geräusch. Tock, tock, tock. Das war es also gewesen, was sie nachts im Bett
     gehört hatte: das Geräusch, das der Junge mit seinem Stock machte, wenn dieser auf den Boden aufschlug. Das Tock, Tock, Tock
     hinter Nadeshda wurde immer schneller. Der Junge folgte ihr und schien immer weiter aufzuholen. »Hey, bleib mal stehen! Mir
     ist noch etwas eingefallen!«, rief er.
    Nadeshda verdrehte die Augen. Seufzend wartete sie, bis der Junge sie eingeholt hatte.
    »Also, der Typ, der so nach Zimtkaugummi stinkt, dieser Radomski, der hat hundertprozentig gelogen. Und der andere ist wahrscheinlich
     sein Komplize. Ja, da staunst du, was?«, sagte der Junge und teilte ihr oberwichtig mit: »Ich bin nämlich Hobbydetektiv!«
    Tolle Wurst!, dachte Nadeshda. Ein blinder Detektiv!

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