Ein Fall für Nummer 28
Poli-Kala vor ihnen. In der Hand hielt sie ein angebissenes
Stück Marmorkuchen. Krank sah sie nicht mehr aus.
»Poli-Kala, wieso bist du hier?«, fragte Gogo entrüstet. »Wieso liegst du nicht bei Opa Bahrenfeld auf dem Sofa? Und woher
hast du den Kuchen?«
Bevor Nadeshda und Gogo aus dem Gebüsch gekrochen waren, steckte Poli-Kala sich schnell das restliche Stück des Marmorkuchens
in den Mund. Kauend deutete sie zu einer Parkbank. Dort saß Opa Bahrenfeld, aufgestützt auf seinen Regenschirm, und war ebenfalls
dabei, genüsslich ein Stück Kuchen zu verzehren. Bummbrett lag zu seinen Füßen und schleckte sich das Maul.
Mit einer Serviette winkte Opa Bahrenfeld zu Nadeshda und Gogo hinüber. »Wollt ihr auch was? Hier gibt es Kakao und Marmorkuchen!«,
rief er vergnügt. Neben ihm auf der Bank stand eine geöffnete Holzkiste.
Nadeshda sprintete hinüber und schaute in die Kiste: Darin lag ihr Geburtstagskuchen. Beziehungsweise das, was davon noch
übrig war.
Gogo starrte seine kleine Schwester an: »Opa Bahrenfeld und du, habt ihr etwa ganz allein den halben Kuchen aufgegessen?!«
Poli-Kala schüttelte den Kopf: »Nein, nicht allein. Bummbrett hat auch etwas abbekommen!«
»Manno, das war mein Geburtstagskuchen!«, beschwerte Nadeshda sich.
Opa Bahrenfeld schaute verwirrt von Poli-Kala zu Nadeshda. »Dein Geburtstagskuchen? Aber das kann doch gar nicht sein! Wie
kommt der denn hierher?« Und dann berichtete Opa Bahrenfeld, wie sie zu dem Kuchen gekommen waren: »Ich habe es ja erst nicht
glauben wollen, aber Poli-Kala ist plötzlich eingefallen, dass sie am Vormittag geträumt hat, dass im Fischerspark eine Schatzkiste
mit Marmorkuchen und Kakao versteckt ist. Da sind wir dann hierher gegangen, um nachzuschauen. Und da war tatsächlich eine
Schatzkiste!«
Nadeshda schaute Poli-Kala mit großen Augen an. Das war ja unglaublich! Poli-Kala konnte träumen, wo ein Schatz versteckt
lag? Konnte Gogos kleine Schwester etwa hellsehen? Vielleicht wäre es doch ganz praktisch, sie in ihrem Detektivclub mit dabeizuhaben.
Wenn Poli tatsächlich hellsehen konnte, würden sie ihre künftigen Fälle in null Komma nichts lösen können!
Opa Bahrenfeld verteilte für Nadeshda und Gogo Kuchenstücke auf Servietten und schenkte ihnen Kakao ein.
»Na, habt ihr für mich auch noch ein Stück übrig gelassen?«, fragte da eine weibliche Stimme.
»Mama!«, rief Nadeshda und fiel ihrer Mutter um den Hals. »Mama, das Detektivspiel war super!«
Dicht gedrängt saßen sie nun alle zusammen auf der Bank. Opa Bahrenfeld holte seine Mundharmonika aus der Tasche und spielte
Nadeshda doch noch ein Geburtstagsständchen. Alle sangen mit und Bummbrett jaulte dazu. Nadeshda fühlte sich pudelwohl. Und
es war fast so schön, wie sie sich ihren zehnten Geburtstag immer vorgestellt hatte. Nur einer fehlte: Otto!
Gogo, der neben Nadeshda saß, gluckste grinsend in sich hinein. Nadeshda schaute ihn fragend an.
Gogo raunte Nadeshda zu: »Wenn Poli tatsächlich hellsehen kann, dann könnte man mit ihr eigentlich tierisch viel Geld verdienen.
Sie könnte zum Beispiel in Talkshows auftreten. Poli könnte den Leuten alles erzählen, was sie wissen wollen. Zum Beispiel,
wohin etwas verschwunden ist. Wenn sie nicht mehr wissen, wo sie ihr Sparbuch versteckt oder wohin sie ihren Haustürschlüssel
gelegt haben. Was meinst du?«
Verschwundene Schlüssel und Sparbücher interessierten Nadeshda im Moment nicht sonderlich. Sie wusste etwas weit Wichtigeres,
wonach sie Poli-Kala fragen wollte.
Gogo begann, Opa Bahrenfeld von den Aufgaben ihrer Detektivschnitzeljagd zu berichten: »... und hiersoll am Elbhang sogar einmal ein richtiges Schloss gestanden haben.«
»Ja, ja«, sagte Opa Bahrenfeld, »das Donnerschloss im Donnerspark. Aber davon sind heute nicht einmal mehr Ruinen zu sehen.
Der lange Radomski, der Neue aus dem Parterre, hat sich auch schon sehr für das Schloss interessiert.«
Während Opa Bahrenfeld von dem Donnerschloss erzählte, zog Nadeshda Poli-Kala heimlich ein Stück beiseite. Leise, damit die
anderen es nicht hörten, fragte sie: »Sag mal, Poli, kannst du mir vielleicht sagen, wann ich unseren Nachbarn Otto wiedersehe?«
»Wieso, den Otto siehst du doch jeden Tag!«, erklärte Poli-Kala verwundert.
Da erzählte Nadeshda ihr schnell das Märchen von der kranken Oma, das sie auch schon Radomski aufgetischt hatte.
»Bestimmt kommt er heute«, sagte Poli-Kala. »Du hast doch heute
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