Ein Fall für zwei (German Edition)
eignete sich nicht als Ehefrau. Ich bin eine Polizistin, sagte sie sich.
Clint hatte gesagt, er würde sie lieben, und als sie darauf nichts hatte erwidern können, hatte er sie nur auf die Stirn geküsst und war gegangen.
Wenn er mich lieben würde, wäre er noch hier, dachte sie. Seine Karriere ist nicht wichtiger als meine. Außerdem liebe ich ihn nicht. Ich denke zwar ständig an ihn, aber das wird sich wieder ändern.
Laura blickte auf den Bericht, den sie gerade schrieb, und fragte sich, was Clint wohl machte. Bestimmt verhaftete er gerade Jungen, die Bonbons geklaut hatten.
Ich wäre dort völlig ratlos, sagte sie sich. Das kleinste Kind könnte mir die unglaublichsten Lügen über das Landleben erzählen, und ich würde sie glauben.
Nach der Arbeit fuhr sie zu Ambers Wohnung, um den kleinen Petey zu besuchen. Garrow hatte für Amber einen Bürojob beim SFI organisiert, ihren ehemaligen Zuhälter dazu gebracht, sie in Ruhe zu lassen, und er passte oft auf Petey auf, wenn Amber abends einen Computer-Lehrgang besuchte. Wann immer Ambers Name fiel, wurde er rot.
Das SFI durchforstete sämtliche Bücher und Akten des Monroe-Konzerns, soweit es nicht durch Cassandras Anwälte und Steuerberater daran gehindert wurde. Garrow hatte gesagt, es würde etwas dauern, aber am Ende würde Cassandra hinter Gittern landen. Zum Glück hatte Tom Watson alles gestanden, weil sein Anwalt damit ein milderes Urteil für ihn aushandeln wollte.
Garrow glaubte sogar gegen Nicholas Vasili eine Anklage bewirken zu können.
Das Klingeln des Telefons riss Laura aus ihren Gedanken. “Detective Carter.”
“Laura? Bist du das?”
“Mom? Was ist los? Geht es Onkel Alfred gut?”
“Ja, mein Liebes, du sollst keine voreiligen Schlüsse ziehen. Das ist so gewöhnlich.” Ihre Mutter klang atemlos. “Ich rufe nur an, um dich zum Dinner einzuladen.”
“Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist? Du hast mich noch nie bei der Arbeit angerufen.”
Nach ein paar Sekunden Stille räusperte sich ihre Mutter. “Tja, ich dachte, du seist so mit deiner Arbeit beschäftigt, dass ich lieber nicht stören sollte.”
“Und weshalb soll ich zum Dinner kommen?” Laura ging in Gedanken den Flugplan nach Boston durch. “Ich könnte heute Abend noch einen Flieger erwischen.”
“Mein Liebes, rede doch keinen Unsinn. Es ist kein Notfall. Ich möchte, dass du am Samstag zum Dinner zu mir kommst. Dann können wir uns in aller Ruhe unterhalten. Ich habe dich ja seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen.”
“In Ordnung, also Samstag.” Was sollte das? Manchmal vergingen Monate, in denen sie mit ihrer Mutter kein Wort sprach, und das hatte sie beide noch nie gestört.
“Dann unterhalten wir uns”, wiederholte ihre Mutter.
Klingt wie eine Drohung, dachte Laura beim Auflegen.
Captain Clark streckte den Kopf aus seinem Büro. “Carter, kommen Sie zu mir.”
Sie wischte sich die feuchten Hände an der Hose ab und stand auf. Der Captain studierte gerade eine Akte, und Laura wartete, bis er den Ordner zuschlug.
“Setzen Sie sich.” Er zog einen anderen Ordner heran. “Dass es zwischen Ihnen und Marshall funkt, hätte ich nie gedacht.”
Was hatte Clint ihm erzählt? Hatten sie bei einem Bier ihre Frauengeschichten ausgetauscht? “Ja, Sir”, antwortete sie nur kühl.
“Er sagte, Sie seien die beste Partnerin gewesen, die er je gehabt habe, und er hat Sie für die Stelle im Morddezernat empfohlen.”
“Das hat er getan?”
“Er sagte, Sie seien die beste Polizistin, die er überhaupt jemals erlebt habe. Deshalb wollte ich Ihnen mitteilen, dass ich ein Empfehlungsschreiben in Ihre Personalakte gelegt habe.”
“Danke, Sir.”
“Wenn Sie so weitermachen, dann werden Sie es schaffen.” Clark schlug die Akte zu und musterte Laura. “Ich muss sagen, ich war nicht sehr glücklich, als ich mich veranlasst sah, Sie in meine Abteilung aufzunehmen. Aber Sie haben gute Arbeit geleistet, besonders bei diesem Monroe-Fall. Jetzt freue ich mich, Sie in meinem Team zu haben.” Förmlich reichte er ihr die Hand. “Sie dürfen gehen.”
“Danke, Sir.” Laura verließ das Büro und fragte sich, ob die ganze Welt aus den Fugen geraten war.
Als ihre Schicht zu Ende ging, kam Bill Horton, ein älterer Kollege, zu ihr.
“Ein paar von uns gehen ein Bier trinken. Kommen Sie mit, Carter?”
Jetzt gehörte sie auf einmal dazu.
“Hallo, Mom.”
Lauras Mutter strich ihr über die Wange. “Du siehst blass aus. Und dein Haar! Wirklich, meine
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