Ein Fall für zwei (German Edition)
kennenlernen. Zweifellos lädt Mom sie nächste Woche zum Essen ein, und dann kann ich mir alles über den Mann, der sie verlassen hat, anhören.”
Dylan lachte und setzte sich auf Clints Schreibtisch. “Lilly ist in Ordnung.” Er versuchte die Unterlagen zu lesen, die Clint gerade faxte, aber Clint stopfte alles zurück in den Umschlag. “Was verschickst du da?”
“Nur ein paar Unterlagen, die die Polizei in Chicago noch braucht.”
“Ich dachte, damit seist du fertig. Offen gesagt sprichst du fast nie von deiner Zeit dort. Ich habe mich schon gefragt, ob du dort etwas angestellt hast.”
“Nein.”
“Natürlich nicht. Mein großer Bruder bricht ja nie die Regeln.” Dylan setzte sich rittlings auf den Stuhl. “Gefällt dir die alte Heimat so, wie du es dir vorgestellt hast?”
“Es dauert etwas, bis man sich wieder einlebt.” Wieso mussten seine Brüder ihn ausgerechnet heute beide einem Verhör unterziehen?
“Dir ist doch klar, dass Ben und ich deine Fürsorge nicht mehr brauchen, oder?”
“Ich kam her, weil ich hier leben will.” Weshalb rechtfertigte er sich eigentlich?
“Gut, denn wir freuen uns, dich wieder hier zu haben. Und Mom wird noch glücklicher darüber sein, wenn ich fort bin.”
“Du willst weg?” Wieso wusste er nichts über die Pläne seines Bruders?
“Da du jetzt hier bist und dich um Mom kümmerst und da Ben die Ranch versorgt, kann ich meine eigenen Pläne verfolgen und sehen, was die Welt mir sonst noch zu bieten hat.”
“Was hast du denn vor?”
“Nichts Besonderes, ich hab nur so ein paar Ideen. Ich will nicht mein ganzes Leben umkrempeln, so wie die Schönheit aus Boston, die bei Lilly sitzt.”
“Aus Boston?” Clint fuhr hoch. “Sie kommt aus Boston?”
“Sie sagt, sie stamme aus einer der angesehensten Familien Bostons.”
Das konnte doch nicht wahr sein! Laura? Hier in Two Horse Junction? Clints Herz raste und er konnte sich kaum noch auf seinen Bruder konzentrieren. “Wieso ist sie hier?”
“Sie sucht den Cowboy, der für ihren Liebeskummer verantwortlich ist.”
Clint sprang so heftig auf, dass sein Stuhl umkippte. “Wie heißt sie?”
Dylans charmantes Lächeln erinnerte Clint an ihren Vater.
“Laura”, antwortete Dylan.
“Laura Carter?”
Fragend hob Dylan eine Augenbraue. “Den Nachnamen hat sie nicht verraten. Sie meinte nur, der Cowboy würde schon wissen, wer sie sei.”
“Ist sie schön?”
“Das sind die meisten Frauen.”
“Blond?”
Dylan nickte.
“Recht groß? Mit einem flauschigen Hund?”
“Einen Lhasa Apso kann man wohl kaum als Hund bezeichnen. Ein Schoßhündchen eben.”
Clint war bereits draußen. Er lief zu Lillys Hotel und grüßte unterwegs flüchtig ein paar Einwohner. Ihren Blicken nach zu urteilen, hatten sie bereits alle von der Fremden gehört, die vor dem Hotel ihre Geschichte zum Besten gab. Als Clint vor dem Hotel ankam, hörte er Gelächter von der Veranda.
“Der Mann hat immer wieder von Two Horse Junction und seinen wunderbaren Einwohnern geschwärmt. Er wollte die Bevölkerung vergrößern, sobald er die passende Ehefrau gefunden habe”, hörte Clint eine ihm sehr vertraute Stimme sagen. “Seine Mutter hat eine Liste von geeigneten Heiratskandidatinnen.”
“Aber wieso wollte er denn nicht Sie heiraten?”, fragte Sheila Kelly. “Sie sind hübsch und auch sehr nett. Ich mag Ihren Hund, und Ihr Kleid hat wirklich Stil. Er müsste doch überglücklich sein, Sie zur Frau zu bekommen.”
“Meine Hündin ist eine Heldin”, sagte Laura, während Clint sich einen Weg durch die Menge bahnte.
Ihm stockte der Atem, als er sie in einem kurzen pinkfarbenen Kleid mit Sweetums auf der Schaukel der Veranda sitzen sah. Sweetums’ Schleife passte farblich perfekt zum Kleid und Laura wischte ihr zwischendurch immer wieder über die winzige Schnauze, damit sie nicht auf ihr Kleid sabberte. Clint stellte sich hinter sie, sodass sie ihn nicht sehen konnte, aber Sweetums witterte ihn und schnupperte.
Laura machte eine dramatische Pause. “Er dachte, ich passe nicht nach Texas, und er hat mir nicht einmal eine Chance gegeben. Dabei kann ich mich überall einleben.”
Mitfühlend schüttelte Sheila den Kopf. “Der Kerl ist unglaublich stur. Immer wieder wollte er allen beweisen, dass er nicht so sei wie sein Vater.”
Alle nickten zustimmend.
Also hielten ihn alle in Two Horse Junction für stur?
“Und Sie hatten fünf Tage lang eine Affäre, und dann hat er Sie einfach verlassen?”,
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