Ein Fall von Liebe
glitzerte diskret. Sie hatten ihre Abwesenheit dazu benutzt, die Sonntagszeitungen auf dem Tisch auszubreiten, und waren in sie vertieft. Als sie hereinkam, blickten sie auf. Peter tat einen Pfiff.
»Die werden Augen machen«, sagte Charlie.
C. B. lachte. »Ihr seid beide unmöglich. Einer alten Frau den Kopf zu verdrehen! Warum setzt ihr euch nicht woandershin, wo es gemütlicher ist? Rosie muß hier abräumen. Habt ihr vor, heute morgen in den Klub zu gehen?« Das kurze Schweigen, das der Frage vorausging, gab ihr ein gewisses Gewicht.
Charlie spürte es. Er blickte Peter fragend an. »Ich glaube nicht. Ich würde gern etwas schwimmen.«
»Fein«, sagte Peter.
»Werdet ihr ins Strandbad gehen?« fragte C. B.
»Nein, lieber dorthin, wo die Wellen höher sind.« Peter wählte immer ihren verlassenen Strand, wo sie sich nackt tummeln konnten und Zeit genug hatten, ihre Badehose überzustreifen, wenn jemand gesichtet wurde.
»Ausgezeichnet«, sagte C. B. »Dann sehe ich euch zum Lunch. Ich fürchte, es wird nicht viel mehr als ein Picknick werden. Vielleicht sollten wir es draußen unter den Bäumen verzehren. Das könnte ganz lustig sein.« Sie rauschte davon.
Der majestätische Packard setzte sie vor der Klubveranda ab. Henry half ihr heraus, und Bruce Munger erwartete sie auf der obersten Stufe. Sie begrüßten sich als alte Freunde. Er war ein stattlicher, anregender und höflicher Mann.
»Ich weiß, warum Sie kommen«, sagte er. »Will Pringle hat mich angerufen, nachdem Sie mich angerufen hatten. Es ist wohl das Beste, wir sprechen unter vier Augen. Gehen wir ins Büro hinauf.«
Sie stiegen die Treppe hinauf, kamen durch den Speisesaal, in dem niemand war, und gingen dann in die Geschäftsräume des Klubs. Auch dort war niemand, bis auf einen jungen Mann, der sich von einem Schreibtisch erhob, als sie eintraten. »Ach, Dick. Sie kennen Dick Baird, Armina. Dies ist Mrs. Collinge. Charlie Mills ist ihr Enkel.«
»Ihr Enkel? Ich dachte, ihr Neffe.«
C. B. stützte sich anmutig auf ihren Schirm. »Es gab eine Zeit, da konnten es die Menschen kaum glauben, daß ich Großmutter war. Sie hielten meine Tochter für meine Schwester.« Sie lächelte. »Ich war nicht immer darauf bedacht, es zu berichtigen. Der Irrtum hat sich lange gehalten.«
»Das ist nicht überraschend«, sagte Munger. »Ich finde noch immer, daß man Ihnen die Großmutter nicht glauben kann.«
»Schmeicheleien gehen Ihnen immer leicht über die Lippen, Bruce.«
»Nun, ich werde jetzt gehen«, sagte Baird. »Ich nehme die Anzeigen für das Kabarett morgen mit in die Stadt, und mein Büro wird sie dann verschicken.«
»Bleiben Sie hier, Mr. Baird«, sagte C. B. in befehlendem Ton. »Sie gehören, glaube ich, zum Vorstand. Ich bin froh, einen Zeugen zu haben. Dies soll ein offizieller Besuch sein.« Sie ging auf einen der Stühle zu, die um den Schreibtisch herumstanden und setzte sich. Die beiden Männer setzten sich ebenfalls. C. B. schwenkte angewidert einen ihrer Handschuhe. »Ich habe gerade einen unsäglich beleidigenden Anruf von einem Mann namens Pringle bekommen. Ich weiß, Sie sind heute sehr weitherzig bei der Aufnahme von Mitgliedern, wenn sie nur ihre Beiträge pünktlich bezahlen, aber in diesem Fall scheinen Sie mir doch zu lax gewesen zu sein.«
»Nun, Pringle ist ganz in Ordnung. Ein bißchen ungeschliffen vielleicht.«
»Ich möchte mit solchen Männern nichts zu tun haben, Bruce. Er hat meinen Enkel unbeschreiblicher Dinge beschuldigt, und da er sich auf seine Mitgliedschaft im Klub beruft, bestehe ich darauf, daß Sie bis morgen früh eine schriftliche Entschuldigung von ihm erhalten. Andernfalls verlange ich, daß die ganze widerliche Affäre der Öffentlichkeit bekanntgegeben wird.«
»Nun, Armina, ich möchte sagen, es ist da ein Mißverständnis zwischen den jungen Leuten gewesen. Die jungen Leute haben heute viel mehr Freiheit als zu unserer Zeit. Manchmal führt das zu Schwierigkeiten.«
C. B. reckte sich und saß sehr aufrecht auf ihrem Stuhl. Sie klopfte mit ihrem Schirm auf den Boden. »Ich habe Charlie zu einem vollkommenen Gentleman erzogen. Es ist unvorstellbar, daß er sich je schlecht benehmen würde.«
»Da haben Sie gewiß recht. Er ist ein feiner Kerl. Ich wünschte, ich hätte, als ich so alt war wie er jetzt, so ausgesehen. Ich wette, Scharen von Mädchen schwärmen für ihn.«
»Das mag sein, aber ich kann Ihnen versichern, Charlie hat im Augenblick kein Interesse an dieser
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