Ein Fall von Liebe (Baccara) (German Edition)
zurückgerissen. Sie sah Sterne. „Was hast du mit meinem Kerl gemacht?“
„Dan!“ Rosebud schrie, so laut sie konnte.
Erneut wurde ihr Kopf zurückgerissen. Die Schmerzen waren unerträglich. Die Kellnerin konnte sie doch nicht skalpieren, oder? „Wilde“, hörte sie die weibliche Stimme. „Ich werde dich lehren, dass du hier nichts zu suchen hast.“
Rosebud hörte das Krachen von Knochen und das Aufheulen des Motorradfahrers.
„Lass sie los!“ Es war Dan. Er klang wütend.
Erst war ihr Arm frei, dann ihr Kopf. Sie wurde aufgehoben und auf die Füße gestellt. Als sie die Tränen in ihren Augen wegzublinzeln versuchte, sah sie, dass Dan auf der Hand des Motorradfahrers stand. Einen Arm hielt er um sie geschlungen, in der anderen hielt er ein Messer. Ein Messer? Rosebud kniff die Augen zusammen. Es war eines der Steakmesser vom Abendessen.
„Sie hat mir in die Eier getreten!“, ließ sich der Motorradfahrer hören. Als Antwort trat Dan fester zu. „Meine Hand!“
„Ich will keinen Ärger“, sagte Dan. Er sprach leise, aber seine Stimme war klar und deutlich zu hören. Drohend drehte er sich um und zog sie mit sich. Die Band hatte aufgehört zu spielen. Es war vollkommen still. Links von ihr hörte Rosebud das Klicken eines Revolvers. „Kein Ärger“, wiederholte Dan.
Sie würden sterben. Nur weil Dan sie zum Essen eingeladen hatte.
„Los“, sagte Dan leise.
Rosebud hatte zu viel Angst, um in die Richtung des Klickens zu schauen. Sie schaute nur auf Dans Arm mit dem Messer. Ein Steakmesser war um Längen besser als ein Kugelschreiber. Er hielt es, als würde er im Zweifelsfall auch davon Gebrauch machen. Aber gegen einen Revolver konnte er damit nichts ausrichten. Sie wollte hier nicht sterben. So gut war das Steak nun auch wieder nicht gewesen.
Dan drehte sich noch einmal um seine Achse. Sie waren jetzt nicht mehr weit von der Tür entfernt. Die Freiheit rief.
„Sie hat angefangen!“ Das musste die Kellnerin sein, die so laut kreischte, wie es ihre Lungen hergaben.
Rosebud erstarrte. War das der Funken, der zur Explosion führen würde?
„Mir ist es egal, wer angefangen hat. Ich beende es.“ Wie, zum Teufel, schaffte es Dan nur, so ruhig zu bleiben? Hier standen zweihundert gegen zwei, und er klang, als ginge es um einen Geschäftsabschluss.
Rosebud hörte das Geräusch von Stühlen, die über den Boden gezogen wurden. Dan und sie bewegten sich weiter in Richtung Tür. „Mach dich fertig“, flüsterte er. Ein Schwall frischer Luft streifte ihren Nacken. Sie waren endlich draußen. Dan warf das Messer weg. „Zum Truck“, sagte er. „Jetzt!“
Sie rannten so schnell, dass Rosebud nichts hörte als ihren Atem und das Klopfen ihres Herzens. Sie wusste nicht, ob ihnen jemand folgte. Sie würde sich auch ganz sicher nicht umdrehen. Dan hielt sie am Arm und zog sie mit sich in Richtung Truck. In Sekundenschnelle waren sie im Wagen. „Nach unten“, befahl er ihr und startete den Motor.
„Dein Gewehr?“, fragte sie. Adrenalin durchflutete sie. Ein Teil von ihr wollte auf den Motorradfahrer schießen. Sie wollten eine Wilde? Sie konnten eine haben.
„Nein“, antwortete er und setzte zurück. Er stellte den Rückspiegel neu ein und bog nach links ab. „Bleib einfach für eine Minute unten. Wir sind gleich weg.“
Etwas explodierte hinter ihnen. Rosebud schrie, als der Wagen nach rechts ausbrach, doch Dan bekam ihn wieder unter Kontrolle.
„Sie haben nur über uns hinweggeschossen“, sagte er, als ob das keine große Sache sei. „Wir sind auf dem Highway. Alles in Ordnung, Liebling.“
Rosebud versuchte zu nicken, aber ihr gingen die vergangenen Minuten durch den Kopf: die erbebende Toilettentür, der Atem des Kerls mit dem Kopftuch, wie ihr Kopf zurückgerissen worden war, der Schmerz. Sie berührte ihre Stirn. Sie blutete. Ihr drehte sich der Magen um. „Mir wird schlecht“, japste sie.
„Warte.“ Der Truck wurde schneller, bog nach rechts ab und kam zum Stehen.
Sie riss die Tür auf, taumelte nach draußen, kniete sich ins Gras und übergab sich.
Plötzlich hielten warme Hände ihre Haare zurück, und dann rieben diese Hände ihre Schultern. Toll! Hier kniete sie also und kotzte in Gegenwart von Dan ihr Steak aus.
Als sie fertig war, setzte sie sich auf die Fersen. Dan, der noch immer ihr Haar hielt, kniete sich neben sie und erkundigte sich: „Besser?“
Sie brummelte etwas Unverständliches. Nein. Es war nicht besser. Aber auch in diesem Moment der
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