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Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Titel: Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Birkhoff
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»Komm doch gleich auf ein Bier rüber, dann lernen wir uns kennen. Silke ist auch gleich von der Arbeit zurück.« Die Basis für eine freundschaftliche Nachbarschaft war schnell gegeben.
    Mein Leben in Ruhrstadt war tatsächlich so ganz anders als in Hannover. Es war ein schwerer Abschied gewesen, und fast täglich dachte ich an »meine Leute« da oben. Von Richard Hinrichs hatte ich in den Jahren nicht nur reiterlich sehr viel gelernt. Viele seiner Sätze und Kommentare begleiten mich bis heute durchs Leben: »Sitzen Sie nicht so fatalistisch auf dem Pferd! Sie RE-agieren immer nur! Sie müssen AGIEREN!« oder »Passen Sie auf, dass Ihnen das Pferd nicht Höflichkeit als Schwäche auslegt! Das gilt übrigens auch für einige Menschen!«
    Vielleicht ist die tägliche Konfrontation mit bestimmten körperlichen Reaktionen aus meiner Jugendzeit mit ein Grund dafür, dass ich auch heute noch mit vierzig Jahren das Reiten als Therapie empfinde.
    Am ersten Tag meiner Ausbildung saß ich inmitten von jungen Leuten, die größtenteils frisch von der Schulbank kamen. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Wir wurden mit einer langen Rede empfangen und mit den Gepflogenheiten einer Polizeischule bekannt gemacht.
    Montagmorgens um sieben Uhr war Dienstbeginn und »Antreten«. Bei Wind und Wetter standen wir in Reih und Glied nebeneinander, und die Anwesenheit wurde kontrolliert. Am Freitagnachmittag endete die Woche stets mit dem »Stubendurchgang«, bei dem die Sauberkeit der Zimmer überprüft wurde und wir ins Wochenende entlassen wurden. Es prasselte derart viel auf mich ein, dass ich Mühe hatte, mein neues Leben zu organisieren. In der Heide schien die Landschaft von einer unendlichen Weite geprägt zu sein. Hier im Ruhrgebiet war alles enger, grauer und hektischer. Die täglichen Wege waren anders geworden, und den Alltag in der Polizeikaserne empfand ich zeitweise als Gefängnisaufenthalt. Mit eiserner Disziplin bemühte ich mich um die Bewältigung des Neuen. Grausam lange Gesetzestexte sollten auswendig gelernt werden, und mit Kopfarbeit oder mit intellektueller Herausforderung hatte die Ausbildung relativ wenig zu tun. Stures Auswendiglernen war angesagt, und es fiel mir unglaublich schwer. Morgens um sechs Uhr begann mein Tag, und selten hatte ich mehr als fünf Stunden Schlaf.
    Gleichzeitig wurde uns allen sportlich sehr viel abverlangt. Schwimmen, Zirkeltraining, Laufen und Kraftsport standen auf dem Programm. Christine, die in ihrem ganzen Leben noch nicht gejoggt war, musste plötzlich morgens um sieben bei Eiseskälte durch den Stadtpark rennen. Der Rest der Auszubildenden war größtenteils zehn Jahre jünger als ich, und die Sorge, nicht mithalten zu können, setzte mir zu. Also lief ich mir die Seele aus dem Leib und verbrachte jede mögliche Sekunde im Kraftraum. Zusätzlich trainierte ich zwei weitere Stunden pro Woche im Hallenbad. Binnen eines Jahres hatte ich Schultern und Arme wie ein Preisboxer und lief die jüngeren Kolleginnen meines Ausbildungsjahrgangs in Grund und Boden.
    Ich bemerkte gar nicht, dass sich in meinem generalstabsmäßig geplanten Leben langsam, aber sicher ein Putzfimmel breitmachte. Jeden Tag putzte ich meine Wohnung und polierte die Armaturen meines Badezimmers. Hatte ich das Waschbecken benutzt, dann säuberte und trocknete ich es sofort und polierte jeden einzelnen Tropfen vom Wasserhahn. Punkt neunzehn Uhr saß ich dann am Schreibtisch und ackerte den Stoff des Tages noch mal durch. Ich verbrachte täglich drei bis vier Stunden mit Lernen und Ausarbeitungen.
    Im Jahrgang war ich bis auf wenige Ausnahmesituationen nicht allzu beliebt. Die raspelkurzen Haare, meine mir selbst aufgebürdete Disziplin, mein Alter und nicht zuletzt die Tatsache, dass ich an den abendlichen Spaßaktionen der anderen weder teilnahm noch diese lustig fand, machten mich schnell unbeliebt. Man konnte mich nicht so recht einschätzen, und viele hatten wohl den Eindruck, dass ich verklemmt und völlig dröge war. Niemand wusste, was ich nach sechzehn Uhr tat, denn ich sprach auch nicht über mein Leben »draußen«. Die wenigen Kollegen und Kolleginnen, die ich näher an mich heranließ, schätzten meine Ehrlichkeit und meinen Humor. So unterschiedlich können die Sichtweisen sein. Niemals in meinem Leben zuvor war ich mit dem Thema »Unbeliebtheit« konfrontiert worden. Ich war immer die Jüngste gewesen, und mein Umfeld mochte mich. Unbeliebt war ich eigentlich nur zu Hause bei meiner Mutter gewesen.
    Kein

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