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Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Titel: Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Birkhoff
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Vermischung von guten Erinnerungen und unerreichbaren Hoffnungen, diese Missverständnisse im sprachlichen Austausch, die falschen Bewertungen von Handlungen des Partners, die Unfähigkeit, den anderen als eigenständige Person zu erforschen ... all das kann Partnerschaften zerstören.
    Trotz meines aufkeimenden Neids musste ich mir eingestehen, dass Felixʼ Mutter auch eine Faszination auf mich ausübte. Es war für mich unvorstellbar, dass man jede Woche locker zwei Kuchen backen konnte, die restlos aufgefuttert wurden.
    »Weißt du«, begann sie eines Tages, »der Felix ist immer gerne nach Hause gekommen. Der Junge hatte schreckliches Heimweh, wenn er nicht bei uns war. Und seine letzte Freundin hat gesagt, dass man den Jungen seinem Elternhaus entfremden müsse. Unglaublich. Das schafft niemand. Merk dir das, Christine: DAS schafft niemand.«
    Ich nickte devot. Meine Konkurrentin hatte sich gerade geoutet!
    Im Kopf war ich schon dabei, Felix den Vorschlag zu machen, zu mir zu ziehen. Wir waren jetzt seit neun Monaten ein Paar, und ich verstand nicht, dass man dann nicht zusammenlebte. Alfons und ich waren nach drei Wochen zusammengezogen. Alfons hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass er sich Hals über Kopf in mich verliebt hatte. Und Felix? Ich wusste es nicht. Ich hätte niemandem sagen können, ob dieser Mann mich so liebte, wie ich ihn liebte. Trotz aller Streitereien, ich liebte ihn und hätte ihn schon nach kürzester Zeit geheiratet. Die Worte seiner Mutter fielen auf fruchtbaren Boden. Meine Besessenheit, geliebt zu werden und eine Familie zu haben, öffnete Tür und Tor für alle Warnungen. Für mich klangen ihre Worte wie Verhaltensmaßregeln, und ich war es mein Leben lang gewohnt, solchen Erwartungshaltungen zu entsprechen. Trotzdem war meine Sehnsucht nach einem gemeinsamen Leben mit ihrem Sohn viel zu groß. Mich nervten die zwischenzeitlich fallenden Kommentare. Mal ermahnte sie mich, »den Jungen« nicht so spät nach Hause »zu schicken«, weil der »Junge« seinen Schlaf bräuchte. Mal sagte sie: »Streitet doch nicht so viel. Ich kann das nicht haben.« Dann erzählte sie mir immer wieder, was die letzte Freundin alles falsch gemacht und Böses gesagt hatte, und dann wiederum schimpfte sie mit Felix, weil der sich an den Wochenenden bei mir durchfutterte und nicht ein einziges Mal auf die Idee kam, wenigstens Kaffee und Aufschnitt einzukaufen. Ich musste trotz der Unterstützung ohnehin jeden Pfennig umdrehen, und da fiel es mächtig ins Gewicht, wenn an den Wochenenden der Kühlschrank geplündert wurde. Felixʼ Mutter schwankte zwischen uns beiden hin und her, und vermutlich war dieser Seiltanz auch kein Genuss für sie. Im Leben nicht hätte sie ihren erwachsenen Sohn vor die Tür gesetzt, auch wenn es höchste Zeit dafür geworden war.
    Felix erschien mir als ein Mensch, der fröhlich lächelnd durch das Leben spazierte. Bei einer heftigen Knutscherei war der Bezug meines Sofas gerissen. Felix interessierte gar nicht, dass ich fast fünfhundert Mark bezahlen musste, um das Sofa neu beziehen zu lassen. Er war immer völlig erstaunt, wenn ich ihm von meinen Geldsorgen erzählte, und verstand nicht, dass ich keine Rücklagen gebildet hatte. Als ich ihm sagte, dass in meiner Wohnung zehntausend Mark steckten, schaute er mich nur ungläubig an. Das wiederum interpretierte ich als Missachtung dessen, was ich mir im Leben aufgebaut hatte, und ich wurde wütend. Dieser Mann hatte keine Ahnung, was das Leben kostete. Er kannte das Gefühl von Geldsorgen nicht.
    Unmittelbar nach dem letzten Telefonat mit meiner Mutter wurde direkt vor meiner Haustür die Seitenscheibe meines Autos eingeschlagen. Eine Sporttasche mitsamt Inhalt war gestohlen worden. Eine Katastrophe für mich. Scheibe reparieren lassen, neue Sportsachen kaufen, das alles waren MEINE Probleme. Kurz darauf wurden mir zwei Male hintereinander die Reifen zerstochen. Ich wusste bald nicht mehr ein noch aus. Als wieder kurze Zeit später jemand die Radmuttern am Auto losgeschraubt hatte und ich nur mit viel Glück in der Polizeischule ankam, gesellten sich zu meinen finanziellen Sorgen noch Sorgen einer ganz anderen Art. Der Gedanke, dass diese »Anschläge« Grüße aus Waldstadt sein könnten, schürte meine Angst vor Jürgen. Die Angst wurde so groß, dass ich jede Nacht zwei bis drei Male mein T-Shirt wechseln musste, weil ich es komplett durchgeschwitzt hatte. Abends legte ich frische T-Shirts ans Bett, sodass ich nur noch danach

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