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Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Titel: Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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mir verbieten«, erwiderte Callie. »Oder er würde ihn verprügeln. Na komm, vergessen wir das Ganze und fahren nach Hause, Stanley. Ich bin fix und fertig. Dieser Kriminalfall bleibt wohl ungelöst. Aber das alles hat auch was Gutes. Du hast ja gehört, was Chester über die Seifenlauge und Janes widerlichen Plan gesagt hat. Das entlastet mich jetzt endgültig.«
    »Vielleicht solltest du es lieber dabei belassen.«
    »O nein. Ich will, dass Daddy mir restlos glaubt, und deswegen bist du mein Zeuge, ob dir das gefällt oder nicht.«
    Es gefiel mir nicht, doch als wir nachmittags nach Hause kamen, erzählte Callie Mom and Dad von der Begegnung mit Chester. Ich stand daneben und bestätigte alles.
    Als sie fertig war, stieß Daddy einen Seufzer der Erleichterung aus. Er tätschelte Callie die Schulter und ging hinaus.
    »Glaubt er mir jetzt endlich?«, hakte Callie bei Mom nach.
    »Ja, er glaubt dir«, versicherte ihr Mom. »Wahrscheinlich muss er jetzt erst mal ein bisschen weinen.«
     
    Wie der Mann aussieht, spielt überhaupt keine Rolle«, sagte Buster. »Meinst du, jeder, der ’n krummes Ding dreht, hat auch ’ne krumme Nase? Oder sieht aus wie ’n Ungeheuer? Schleift die Hände aufm Boden hinter sich her? Na, Junge, glaubst du das?«
    Es war spät am Abend, wir saßen im Vorführhäuschen, und Buster ließ einen Film laufen, einen Western mit Audie Murphy.
    »Ich weiß nicht. Dieser Bubba Joe, der soll ja ziemlich gemein aussehen, und das ist er anscheinend auch.«
    »Da hast du recht. Aber das heißt noch lang nicht, dass jeder, der gemein aussieht, ein schlechter Mensch ist. Und noch viel weniger, dass einer, der so harmlos dreinschaut wie das Sandmännchen, nix Böses im Schilde führt. Verstehst du?«
    »Ja, Sir.«
    »Kannst dir das fürs Leben merken. Eine schöne Fassade ist nett anzuschaun, aber dahinter ... tja, da weiß man nie. Was meinst du, warum so viele Männer Ärger mit Frauen haben? Liegt meistens an der Fassade. Männer lassen sich von hübschen Hüllen blenden, aber drunter steckt womöglich ’ne Harpyie. Weißt du, was das ist?«
    »Nein, Sir.«
    »Eine böse Frau mit Flügeln, die gern andre Menschen quält. Meiner Erfahrung nach ist der einzige Unterschied zu normalen Frauen, dass die keine Flügel haben.«
    »Sie wissen ganz schön viel, Buster.«
    »Ich hab mehr vergessen, als die meisten Leute wissen. Hör mal, du interessierst dich doch wirklich für diese Mordgeschichte, oder?«
    »Ja, schon.«
    »Nur mal angenommen, ich würd dir ’n bisschen unter die Arme greifen, was würdest du davon halten? Bloß ’n bisschen. Viel kann ich eh nicht unternehmen. Weiße Leute sehn es nich so gern, wenn sich ’n Schwarzer mit den Flecken auf ihrer weißen Weste beschäftigt.«
     
    Obwohl Buster angeboten hatte, mir zu helfen, wollte er damit erst anfangen, wenn ich die Krücken nicht mehr brauchte. Aber ich war erst nach einigen Wochen so weit, und selbst dann hatte ich zuerst noch Angst, mein Bein richtig zu belasten. Doch schon am zweiten oder dritten Tag vergaß ich das alles und flitzte sogar wieder auf meinem Fahrrad herum, das Dad repariert hatte.
    Meine Eltern hatten mir verboten, mich dem Hügel im Nobelviertel zu nähern, und wenn ich am Highway entlangfuhr, sollte ich auf dem Rasen bleiben oder auf dem Bürgersteig, wenn niemand kam.
    Eines frühen Morgens sagte ich meinen Eltern, dass ich mit dem Rad rumfahren wollte, und ließ Nub zur Abwechslung mal zu Hause. Ich machte mich auf in die Stadt und düste zum Hintereingang des Zeitungsbüros, wo ich mit Buster verabredet war.
    Das Büro lag in der Nähe von Stilwinds Kino. Als ich vorbeiradelte, hielt ich nach James und seinem Thunderbird Ausschau. Sie waren nicht zu sehen.
    Auf der Rückseite der Zeitungsredaktion, in der Gasse mit den Backsteinhäusern, saß Buster auf einer wackeligen Bank, mit dem Rücken an die Mauer gelehnt. Neben ihm hockte ein hagerer Schwarzer mit einem flachen Hut. Er schüttelte gerade eine Zigarette aus einer Schachtel Lucky Strikes.
    Zwischen ihnen stand ein Pappkarton. Als ich näher kam, entzündete der Hagere das Streichholz an der Backsteinmauer und steckte sich die Zigarette an. Dann sagte er: »Buster, wenn die mich erwischen, verlier ich meinen Job.«
    »Sie werden den Krempel nicht vermissen. Und ich bring ihn dir zurück.«
    »Na ja, du verschwindest besser mit dem Zeug, damit ich wieder auf meinen Posten kann.«
    »Danke, Jukes«, sagte Buster.
    »Gern geschehn, mehr oder weniger. Du bist

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