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Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Titel: Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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auf den Boden; Nub rutschte ab und flog davon.
    Wieder blitzte es, und ich konnte Buster besser erkennen. In der Hand hielt er ein Klappmesser; ein Knie hatte er auf Bubba Joes linken Arm gestützt, das andere Bein ausgestreckt, sodass er Bubba Joes rechtes Handgelenk mit dem Fuß herunterdrückte. Diese Hand umklammerte das große Messer, aber so, wie Bubba Joe dalag, konnte er es nicht zum Einsatz bringen.
    Nub hatte Bubba Joes Bein loslassen müssen, dafür hatte er ihn jetzt am Ohr erwischt und biss und zog mit aller Kraft. Dabei knurrte er so laut, dass es sich anhörte, als stünde ein Auto mit laufendem Motor neben uns. Bubba Joe, ungeachtet seiner Bewegungsunfähigkeit, fluchte immer noch wie ein Bierkutscher.
    Dann sah ich, wie Busters Hand mit dem Messer durch die Luft fuhr. Ich hörte einen Schrei. Ein Röcheln. Ein Stöhnen. Eine Ewigkeit stand ich einfach nur da.
    Nach und nach durchdrangen meine Augen die Dunkelheit. Buster hockte immer noch genauso da, wie ich ihn zuletzt gesehen hatte. Er hielt das Klappmesser umklammert und blickte zu mir her. Nub saß neben Bubba Joes Kopf, hechelte und schaute so zufrieden drein, als hätte er gerade einen Hasen erlegt.
    Bubba Joe lag regungslos da. Ich ging hinüber, beugte mich über die beiden, und als es wieder blitzte, sah ich ganz deutlich, dass Bubba Joes Kehle aufgeschlitzt war. Die Wunde sah aus wie der Mund, den ich letztes Jahr zu Halloween in einen Kürbis geschnitzt hatte, nur war hier alles voller Blut; es rann ihm den Hals hinab, vermischte sich mit dem Regen und wurde fortgespült. Bubba Joes Kopf war mir zugewandt, seine Augen standen offen. Er zitterte.
    Dann veränderten sich die Augen. Jetzt waren es keine Gucklöcher in die Hölle mehr. Die Öffnungen waren zugenagelt worden, nun steckte er drinnen in der finsteren Grube und kam nie wieder heraus.
    Buster packte mich am Arm, zog mich unter einen Baum und schob mich mit dem Rücken gegen den Stamm. »Zum Teufel mit dir, Junge. Verflucht noch mal ... geht’s dir gut, Kleiner? Hat er dich mit dem Messer erwischt?«
    »Nein ... nein, Sir.«
    »Teufel auch, ich hab dir doch gesagt, dass ich manchmal so bin. Ich bin launisch. Das kommt vom Whiskey. Der macht mich ungenießbar. Scheiße, Junge. Alles in Ordnung? Du hättest nicht einfach so weglaufen sollen.«
    »Ich dachte, immer noch besser, als mit Büchern beworfen zu werden.«
    »Ach du großer Gott. Verdammt, Junge.«
    »Was ist mit Bubba Joe?«
    »Ganz schön stark, der Hurensohn.«
    »Sie waren stärker als er.«
    »Jiu-Jitsu, Junge.«
    »Wie bitte?«
    »Keine Sorge, Sohn. Er ist tot ... Verdammt noch mal, schau sich einer diesen Hund an. Zu klein, um ohne Schnaufen und Keuchen eine Treppenstufe hochzukommen, aber hast du gesehn, wie er auf Bubba Joe losgegangen ist? Hast du das gesehn?«
    »Ja, Sir.«
    »Ein tüchtiger Hund. Den musst du behalten.«
    »Hab ich auch vor.«
    »Das ist mal ein Hund, Junge. Groß ist er nicht, aber Kampfgeist hat er! Und Eier wie ein Elefant ... verflucht. Lass mich nachdenken. Jetzt müssen wir erst mal Bubba Joe loswerden. Der Bach da sollte genügen. Den Kerl wird niemand vermissen. Wenn die ihn entdecken, wird ihm keiner eine Träne nachweinen. Ich sag dir was. Bleib, wo du bist.«
    Buster griff sich Bubba Joe und zerrte ihn fort. Von Weitem hörte ich ein Platschen. Dann kam Buster zurück. »Das Wasser trägt ihn vermutlich weiter«, sagte er. »Fließt grad ziemlich schnell ... Du darfst niemand was erzählen. Kein Sterbenswort. Vielleicht irre ich mich ja, und es vermisst ihn doch jemand. Hast du mich verstanden? Du sagst kein Wort.«
    »Nein, Sir. Werd ich nicht.«
    Buster beugte sich vor und übergab sich. Das zog sich über mehrere Minuten hin. Ich war froh, dass der Regen auf uns herabprasselte, sonst wäre der Gestank überwältigend gewesen.
    »Bist du krank?«, fragte ich.
    »Betrunken«, antwortete er. »Komm schon. Gehn wir zurück ins Haus und sehen zu, dass wir dich trocken kriegen. Und ich brauch einen Kaffee. Verdammt noch mal, Junge. Ich hab dich nicht raus in den Regen schicken wollen.«
    »Haben Sie aber.«
    »Das liegt an meinen Stimmungsschwankungen. Das verstehst du doch, oder? Mir war gleich klar, was ich da angerichtet hab und dass es ein Fehler war. Da warst du schon draußen. War nicht deine Schuld. Dann wollt ich dich wieder reinholen ... Hast du gesehn, wie dieser Hund sich auf ihn gestürzt hat? Ein tüchtiger Hund, Junge. Du kennst Stimmungsschwankungen, oder? Das verstehst du

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