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Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Titel: Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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beschimpft hatte.‹
    Und dann steht im Gesellschaftsteil, dass sie nach England geht, um dort die Schule zu besuchen. Das steht eine Woche, nachdem der Polizeichef seinen Eintrag macht, in der Zeitung. Wahrscheinlich war sie schon fort, als es in der Stadt bekannt wurde.«
    »Ihr Vater hat es getan?«, fragte ich.
    »Das dachte jedenfalls der Polizeichef. Er schlägt ihrem Vater vor, sie nicht mehr zu Hause zu behalten, sondern sie wegzuschicken. Was schließt du daraus? So hat der Polizeichef die Probleme gelöst. Das Mädel wegschicken, damit der Alte ihr nix mehr antut und sie in Ruhe das Kind auf die Welt bringen kann.«
    »Anscheinend war er doch ein ganz guter Polizeichef.«
    »Wie kommst du darauf? Er hat mehr zum Schutz des Alten getan als zum Schutz des Mädchens. Hat sie weggeschickt, damit dem Alten die Peinlichkeit erspart bleibt und es der Stadt nicht schadet. Wenn er dem Mädel wirklich hätte helfen wollen, hätt er sich die Sache genauer ansehn und was unternehmen müssen. Den Bericht hat er bloß deswegen geschrieben und aufbewahrt, weil vielleicht irgendwer irgendwann die Sache noch mal aufrollt. So kann er nachweisen, dass er sich immerhin bemüht hat. Niemand kann ihm vorwerfen, dass er das Ganze einfach unter den Teppich gekehrt hat. Und was noch besser ist, mit dem Bericht konnte er verhindern, dass Stilwind ihn unter Druck setzt, Geld hin oder her. Das macht der Stilwind nämlich. Setzt die Leute mit seinem Geld unter Druck. Und noch was: Der Polizeichef ist in Pension gegangen, kurz nachdem Jewel Ellen ermordet wurde.«
    »Dass Susan weggegangen ist und Jewel Ellen starb, hängt mit dem Polizeichef zusammen?«
    »Es hängt beides mit der Familie Stilwind und dem Polizeichef zusammen. Erinnerst du dich an die Briefe? Ich glaube, dass Jewel Ellen von ihrem Vater schwanger war, genau wie ihre große Schwester. Die eine hat der Alte weggeschickt, aber die andere ließ sich vielleicht nicht mundtot machen.«
    »Also hat er sie ermordet.«
    Buster nickte. »So kann es gewesen sein. Ich weiß, dass sich der Polizeichef ein hübsches kleines Häuschen unten am Fluss gekauft hat. Und er holt sich ungefähr einmal im Jahr ein neues Auto. Und alles bloß von der Pension eines Polizisten. Diese Sachen weiß ich von Jukes.«
    »Aber wenn er Geld bekommen hat, warum hat er dann den Bericht in der Akte gelassen, sodass jeder ihn finden kann?«
    »Weil er nie selber zu Stilwind gegangen ist und Geld verlangt hat. Stilwind hat es ihm einfach gegeben. Wollte nicht, dass der Polizeichef rumerzählt, was er weiß. Vielleicht war Stilwind nicht mal sicher, ob es überhaupt einen Bericht über die ganze Angelegenheit gab, aber er hat’s befürchtet. Der Polizeichef nimmt das Geld ganz selbstverständlich an, und Stilwind gibt es ihm genauso selbstverständlich, weil er seine Probleme immer auf die Art aus der Welt schafft. Mit Geld.
    Und was den Bericht angeht – mehr als das ist es ja gar nicht, ein Bericht. Dort steht nicht ausdrücklich, dass Stilwind seiner Tochter irgendwas angetan hat. Aber der Eindruck entsteht zweifellos. Er hat das Papier im Archiv gelassen, damit niemand ihm je vorwerfen kann, er hätte es an sich genommen, um damit zum Beispiel Stilwind zu erpressen. Wenn die Sache wieder hochkommt, kann er sagen: ›Der Bericht ist in der Akte, wo er hingehört. Und wisst ihr was, man könnte tatsächlich denken, dass der Kerl dem Mädchen irgendwas angetan hat. Hab das damals nicht weiterverfolgt. Hätte ich vielleicht machen sollen, aber hab ich irgendwie versäumt.‹ Verstehst du?«
    »Ja, Sir. Ich glaub schon. Aber was hat das mit Margret zu tun?«
    »Vielleicht hat Jewel Ellen Margret in die ganze Kiste eingeweiht, und Stilwind hat es rausgekriegt. Jewel wurde wütend, hat sich verplappert. Vielleicht hat sie ihm erzählt, dass sie Mädchen mag und keine Männer. Das hätte seinen Stolz noch mehr verletzt. Möglicherweise hat sie ihm gesagt, dass sie und Margret das Kind zusammen aufziehen wollen. Das hätte ihm gar nicht gepasst, wenn sein Enkelkind von seiner eigenen Tochter in der Stadt rumgelaufen wär. So was ist schlecht fürs Geschäft.«
    »Aber er kann doch nicht seine eigene Tochter umbringen!«
    »Manche Leute sind zu allem fähig, Stan.«
    »Und was machen wir jetzt?«
    »Hab’s dir doch gesagt, Junge. Ist alles nur ein Spiel. Wer würde uns schon zuhören? Wir stehn wieder vorm selben Problem. Ein Junge und ein alter Nigger mit einer Wahnsinnsgeschichte. Und es kommt noch was

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