Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Titel: Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
Vom Netzwerk:
dazu: Das alles könnte nur ein Teil der Geschichte sein. Wie bei den blinden Männern mit dem Elefant. Jeder hat einen anderen Teil von dem Elefant vor der Nase und glaubt, er wüsste, wie der ganze Elefant aussieht. Sie haben alle recht, und gleichzeitig hat keiner von ihnen recht. Am Ende läuft es vielleicht drauf raus, dass wir unser Bestes getan und einiges rausgefunden haben, aber jetzt bleibt uns nix anderes übrig, als es dabei bewenden zu lassen. Mir zumindest bleibt nix anderes übrig. Ich halt mich da raus.«
    »James Stilwind weiß vielleicht noch was.«
    »Du kannst es einfach nicht lassen, wie?«
    »Nein, Sir.«
    Buster seufzte.
    »Er hat im selben Haus gewohnt wie Jewel Ellen und sein Vater«, sagte ich, »also könnte er noch was wissen.«
    »Bisher hat er kein einziges Wort drüber verloren. Wie kommst du drauf, dass er sich’s jetzt anders überlegt?«
    »Wie müsste ich es anstellen, damit James mit mir darüber redet?«
    »Da bin ich überfragt«, sagte Buster und legte den Bericht des Polizeichefs zurück in den Ordner. »Das ist dein Problem. Find’s alleine raus.«
    »Können Sie mir einen Rat geben?«
    »Nein.«
     
    Später ging ich wieder nach vorn und half Callie am Imbissstand. Nachdem Buster mir all das erklärt hatte und ich dennoch nicht bereit war, die ganze Sache aufzugeben, wurde er mürrisch, als würde er wieder eine seiner Launen bekommen. Davon hatte ich inzwischen genug.
    Ich war überzeugt, dass Buster der Wahrheit auf die Spur gekommen war, aber bestimmt schlummerten irgendwo noch ein paar handfeste Antworten – irgendetwas, womit wir zur Polizei gehen konnten. Falls James etwas wusste, konnte man ihn vielleicht mit einer List dazu bringen, es auszuspucken. Das war keine besonders brillante Idee, aber in dem Alter waren brillante Ideen einfach nicht meine Stärke.
    Callie und ich hatten eine geschlagene Stunde lang keine Kunden. Wir saßen einfach nur da und warfen pappiges Popcorn um die Wette in Colabecher. Callie gewann.
    »Was hältst du eigentlich von James Stilwind?«, fragte ich.
    »Wir haben Freikarten von ihm bekommen, stimmt’s?«
    »Aber was hältst du von ihm?«
    »Ach, er ist ganz niedlich. Und arrogant. Ein bisschen zu sehr von sich selbst überzeugt, der Angeber. Und er sieht für sein Alter ziemlich jung aus. Er muss mindestens Ende dreißig sein, oder?«
    »Dann war er ungefähr fünfzehn, als seine Schwester damals verbrannt ist.«
    »Wahrscheinlich ... Glaubst du immer noch, dass er sie umgebracht hat?«
    »Das war doch deine Idee.«
    »Ganz sicher nicht.«
    »Na ja, einer von uns hat damit angefangen. Vielleicht war ich es.«
    Sie schaute mich an und lächelte. Das war ihre ganz eigene Art, dir zu verstehen zu geben, dass sie dich für einen kleinen Deppen hielt, aber so tun würde, als hätte sie dich furchtbar lieb – obwohl du wusstest, dass sie nur so tat und dass sie wusste, dass du es wusstest.
    »Hör auf damit, Stanley. Hör auf mit dem Rumschnüffeln.«
    »Erzähl mir bloß nicht, dass es dich nicht interessiert.«
    »Also gut, es interessiert mich ein bisschen. James fasziniert mich. Ein bisschen.«
    »Und Drew ist eifersüchtig ohne Ende.«
    »Ja, Drew ist eifersüchtig.«
    »Warum tust du das, Callie?«
    »Vermutlich, weil ich es kann. Ist doch nichts dabei.«
    »Glaubst du, du könntest mal mit James reden?«
    »Mit ihm reden? Worüber denn?«
    »Über den Mordfall.«
    »Es gibt keinen Mordfall. Du bist kein Detektiv, Stanley.«
    »Aber es macht trotzdem Spaß. Du könntest ihn in ein Gespräch darüber verwickeln. Du weißt schon, deinen Charme zum Einsatz bringen.«
    »Ich weiß nicht genau, Stanley. Flirten ist eine Sache, aber jemanden aushorchen ... ich weiß nicht.«
    »Wahrscheinlich hast du recht«, sagte ich. »Über so eine Sache würde niemand reden. Und wenn er dich noch so hübsch findet.«
    »O doch, das könnte schon klappen. Aber ich würde so was nicht tun.«
    »Sicher. Versteh ich.«
    »Wenn ich wollte, könnte ich ihn zum Reden bringen.«
    »Ganz bestimmt.«
    »Du klingst nicht gerade überzeugt.«
    »Was ist denn los mit dir? Du hast recht. Es ist lächerlich. Du könntest es bestimmt, wenn du nur wolltest.«
    »Ich glaube, du traust es mir nicht zu, Stanley.«
    »Das hab ich nicht gesagt.«
    »Nein, aber ich merke es dir an, so wie du dich benimmst ... also gut. Die Wette gilt. Gib mir nur ein paar Tage Zeit.«
    Ich blieb ganz ruhig und gelassen, um es nicht noch zu verderben. Heiliger Bimbam, ausnahmsweise hatte ich

Weitere Kostenlose Bücher