Ein Feuer Auf Der Tiefe
klammerten sich ihm an Hemd und Hose. Aus der Nähe konnte Jefri erkennen, dass der Stiel die Person war: Die Haut war schmutzbedeckt und trocken, aber er war weich und bewegte sich.
Zwei von Amdi waren noch am Boden, zu beiden Seiten des Fahrzeugs ausgebreitet, um das Feuer besser sehen zu können. »Wehe!«, schrie ihm Amdi ins Ohr. Trotz der Nähe war er im Tosen des Feuers kaum zu hören. »Da kommen wir niemals durch, Jefri. Unsere einzige Chance ist, hier zu bleiben.«
Die Stimme des Raumlers erklang aus einer kleinen Platte an der Basis seines Stiels. »Nein. Wenn ihr hier bleibt, dann werdet ihr sterben. Das Feuer breitet sich aus.« Jefri hatte sich so weit wie möglich hinter den Stiel des Fahrers geduckt, und trotzdem spürte er die Hitze noch. Wenig mehr, und das Öl in Amdis Fell konnte Feuer fangen.
Die Tentakel des Fahrers hoben die bunte Decke an, die auf seiner Hülle lag. »Zieht das über euch.« Er winkte mit einem Tentakel den übrigen von Amdi. »Über euch alle.«
Die beiden am Boden kauerten hinter den Vorderrädern des Wesens. »Zu heiß, zu heiß«, erklang Amdis Stimme. Doch die beiden sprangen auf und verkrochen sich unter der sonderbaren Plane.
»Bedeckt euch, überall!« Jefri spürte, wie der Fahrer die Decke über sie zog. Der Wagen rollte schon zurück, auf die Flammen zu. Schmerz brannte durch jede Pore in der Plane hindurch. Der Junge langte fieberhaft erst mit einer, dann mit der anderen Hand zu, um den Stoff über seine Beine zu ziehen. Ihre Fahrt war ein wildes Geschüttel, und Jefri konnte sich kaum festhalten. Rings um sich fühlte er, wie sich Amdi mit seinen freien Kiefern anstrengte, um die Plane an Ort und Stelle zu halten. Das Feuer brüllte wie ein wildes Tier, und die Plane selbst brannte heiß auf seiner Haut. Jeder neue Stoß stieß ihn von der Hülle hoch und drohte seinen Griff aufzureißen. Eine Zeit lang verdunkelte Panik sein Denken. Erst viel später erinnerte er sich an die winzigen Töne, die aus der Voderplatte drangen, und verstand, was sie bedeuten mussten.
Pham rannte auf die neuen Flammen zu. Quälender Schmerz. Er hob die Arme vors Gesicht und fühlte, wie die Haut an seinen Händen Blasen bekam. Er wich zurück.
»Hier lang, hier lang!«, rief Pilger hinter ihm und geleitete ihn heraus. Er taumelte zurück. Das Rudel stand in einer schmalen Gasse. Es hatte seine Schilde dem neuen Feuerstreifen entgegengekehrt. Zwei von dem Rudel machten ihm Platz, als er zwischen sie sprang.
Sowohl Johanna als auch das Rudel klopften ihm auf den Kopf.
»Dein Haar brennt!«, rief das Mädchen. Nach ein paar Sekunden hatten sie das Feuer erstickt. Der Pilger sah auch ein wenig angesengt aus. Seine Schultertaschen waren sicher verschlossen; zum ersten Mal spähten keine neugierigen Welpenaugen daraus hervor.
»Ich kann immer noch nichts sehen, Pham.« Das war Ravna von hoch oben her. »Was geht vor?«
Ein rascher Blick nach hinten. »Wir sind wohlauf«, keuchte er. »Holzschnitzerins Rudel erledigen gerade Stahls. Aber Blaustiel…« Er spähte zwischen den Schilden hindurch. Es war, als schaute er in einen Brennofen. Direkt an der Burgmauer gab es vielleicht einen kleinen Freiraum. Eine schwache Hoffnung, aber…
»Etwas bewegt sich da drin.« Pilger hatte einen Kopf kurz hinter einem Schild hervorgestreckt. Er zog ihn jetzt zurück und leckte seine Nase von beiden Seiten.
Pham schaute abermals durch den Spalt. In dem Feuer gab es Schatten, weniger helle Stellen, die hin und her wogten – sich bewegten? »Ich sehe es auch.« Er spürte, wie Johanna ihren Kopf dicht neben seinen presste und fieberhaft spähte. »Es ist Blaustiel, Rav… Bei der Flotte!« Das letzte hatte er zu leise gesagt, als dass es durch den Klang des Feuers zu hören gewesen wäre. Es gab keine Spur von Jefri Olsndot, aber: »Blaustiel rollt mitten durch das Feuer, Rav.«
Der Skrod kam aus den tieferen Teilen des Ölsees heraus. Langsam, stetig rollte er weiter. Und nun sah Pham Feuer im Feuer, sah, wie Blaustiels Rumpf in kleinen Flammenadern glühte. Seine Wedel waren nicht mehr eingezogen. Sie ragten heraus und wanden sich in ihrem eigenen Feuer. »Er kommt immer noch, fährt geradewegs heraus.«
Der Skrod ließ die Feuerwand hinter sich und rollte mit ruckartiger Selbstvergessenheit den Hang hinab. Blaustiel bog nicht zu ihnen ab, doch kurz bevor er das Landeboot erreichte, kamen alle sechs Räder auf einmal knirschend zum Stehen.
Pham stand auf und rannte zu dem Skrodfahrer
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