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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Blick auf Kiefern mit rasierklingenscharfen Zahnleisten. Er warf seinen Trinkkolben auf den Tisch vor ihr.
    Pham Nuwens Hand schoss hervor und erfasste den Kolben, ehe er aufschlug – noch ehe ihr recht bewusst geworden war, was vor sich ging. Der Rotschopf erhob sich langsam. Aus den Schatten hervor standen die beiden anderen Humanoiden auf und näherten sich ihrem Freund. Pham Nuwen sagte kein Wort. Er stellte den Kolben vorsichtig hin und beugte sich nur leicht zu den anderen hin, die Hände locker und doch Klingen ähnlich. In billigen Geschichten ist von ›Blicken voll tödlicher Drohung‹ die Rede. Ravna hätte nie damit gerechnet, derlei in Wirklichkeit zu sehen. Doch die Humanoiden sahen es auch. Sie zogen ihren Freund sanft vom Tisch zurück. Das Großmaul sträubte sich nicht, doch als er erst einmal außer Reichweite Phams war, brach er in einen Schwall von Kreisch- und Zischlauten aus, die den Hausübersetzer sprachlos bleiben ließen. Der Humanoid machte eine scharfe Geste mit drei Fingern und verstummte.
    Pham Nuwen setzte sich hin, die grauen Augen ruhig und gelassen. Vielleicht hatte er tatsächlich Grund, arrogant zu sein! Ravna blickte zu den beiden Skrodfahrern hinüber. »Es tut mir Leid, dass Ihre Fracht an Wert verloren hat.«
    Die meisten Kontakte hatte Ravna bisher mit Minderen Skrodfahrern gehabt, deren Reflexe nur geringfügig über ihre angestammte sesshafte Lebensweise hinaus ergänzt wurden. Hatten diese beiden die Unterbrechung überhaupt wahrgenommen? Doch Blaustiel antwortete unverzüglich: »Entschuldigen Sie sich nicht. Seit wir hier sind, haben sich diese drei ständig beklagt. Und wenn sie auch unsere Vertragspartner sind, ich bin ihrer überdrüssig.« Er verfiel in den Topfpflanzen-Zustand.
    Nach einer Weile sprach die andere von den beiden Fahrern – sie hieß wohl Grünmuschel. »Außerdem ist unsere Geschäftssituation vielleicht kein Totalausfall. Ich bin sicher, dass die anderen Drittel der Fracht dem Straumli-Bereich nicht nahe gekommen sind.« Das war die übliche Verfahrensweise: Jeder Teil der Ladung wurde von einem anderen Unternehmen transportiert, jeder auf einer anderen Route. Wenn die anderen beiden Drittel beglaubigt werden konnten, ging die Besatzung der Aus der Reihe vielleicht nicht mit leeren Händen aus. »Ja, es gibt vielleicht einen Weg für uns, die volle Beglaubigung zu bekommen. Wir waren zwar beim Straumli-Bereich, aber…«
    »Wie lange ist es her, dass Sie dort abgereist sind?«
    »Sechshundertfünfzig Stunden. Etwa zweihundert Stunden, nachdem sie vom Netz abgefallen sind.«
    Plötzlich ging es Ravna auf, dass sie mit einer Art Augenzeugen sprach. Nach dreißig Tagen wurde die Gruppe Bedrohungen noch immer von der Ereignissen bei Straum beherrscht. Nach allgemeiner Ansicht war eine PERVERSION DER KLASSE ZWEI geschaffen worden – selbst die Vrinimi-Org glaubte das. Dennoch beruhte das meiste auf Vermutungen. Und jetzt sprach sie mit Wesen, die wirklich vor Ort gewesen waren. »Sie glauben nicht, dass die Straumer eine PERVERSION erschaffen haben?«
    Es war Blaustiel, der antwortete. »Leider«, sagte er. »Unsere Beglaubiger bestreiten es, doch ich sehe da einen Gewissenskonflikt. Wir haben tatsächlich Seltsames auf Straum gesehen… Hatten Sie jemals mit künstlichen Immunsystemen zu tun? Diejenigen, die im Mittleren Jenseits funktionieren, bereiten mehr Scherereien, als sie wert sind, also wahrscheinlich nicht. Bei manchen Beamten der Crypto-Verwaltung habe ich unmittelbar nach dem Straumli-Sieg echte Veränderungen bemerkt. Es war, als wären sie auf einmal Teile einer schlecht abgestimmten Automatik, als wären sie jemandes… äh… Finger… Niemand kann daran zweifeln, dass sie im Transzens herumgespielt haben. Sie haben dort oben etwas gefunden, ein verschollenes Archiv. Aber darum geht es nicht.« Er schwieg eine ganze Weile; fast hätte Ravna geglaubt, er sei fertig. »Wissen Sie, kurz bevor wir Straumli Haupt verließen, haben wir…«
    Doch nun sprach auch Pham Nuwen. »Darüber habe ich mich schon gewundert. Alle reden so, als sei dieser Straumli-Bereich zum Untergang verurteilt gewesen, sobald sie mit den Forschungen im Transzens begonnen hatten. Sehen Sie. Ich habe mit Software voller Programmfehler und mit fremdartigen Waffen herumgespielt. Ich weiß, dass man dabei ums Leben kommen kann. Doch es sieht so aus, als hätten die Straumers ihr Labor vorsorglich weit entfernt eingerichtet. Sie arbeiteten an etwas, das schiefgehen

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