Ein Feuer Auf Der Tiefe
Prozent der Organisations-Kapazität betrug.
Freunde, wir von Windsang befassen uns mit Langstrecken-Kommunikation. Wir wissen, wie schwierig es ist, Transceiver-Elemente von der Masse eines Planeten zu unterhalten. Wir wissen, dass die Anbieter in unserer Branche einfach keine strikten vertraglichen Verpflichtungen eingehen können. Gleichzeitig aber ist das Verhalten der Vrinimi-Org unzumutbar. Es ist wahr, dass die Org in den letzten drei Stunden R01 bis R04 der Allgemeinheit wieder zur Verfügung gestellt und versprochen hat, die von der MACHT geleisteten zusätzlichen Zahlungen an all jene weiterzugeben, die ›Unannehmlichkeiten‹ hatten. Doch nur Vrinimi weiß, wie hoch diese zusätzlichen Zahlungen tatsächlich sind. Und niemand (nicht einmal Vrinimi!) weiß, ob dies das Ende der Abschaltungen ist.
Was für Vrinimi ein plötzlicher, unglaublicher Geldstrom ist, bedeutet für euch andere eine nicht abzuschätzende Katastrophe.
Daher erwägt Windsang bei Debley Tief eine erhebliche – und dauernde -Erweiterung unserer Dienstleistungen: den Bau von fünf zusätzlichen Haupttransceivern. Selbstverständlich wird das enorme Kosten verursachen. Transceiver sind niemals billig, und Debley Tief hat nicht ganz die Geometrie, derer sich Relais erfreut. Wir gehen davon aus, dass die Kosten über viele Jahrzehnte guter Geschäfte hinweg amortisiert werden müssen. Wir können es nicht ohne deutliches Engagement der Kunden in Angriff nehmen. Um den Bedarf festzustellen und zu sichern, dass wir bauen, was wirklich gebraucht wird, gründen wir eine zeitweilige Nachrichtengruppe, die Interessengruppe Windsang-Erweiterung, die bei Windsang moderiert und archiviert wird. Sende- und Empfangsgebühren werden in dieser Gruppe für Transceiver-Zweig-Kunden nur zehn Prozent unseres üblichen Satzes betragen. Wir fordern euch, unsere Transceiver-Zweig-Kunden, auf, diese Dienstleistung zu nutzen, um miteinander zu sprechen und zu entscheiden, was ihr in Zukunft mit einiger Sicherheit von der Vrinimi-Org erwarten könnt und wie ihr zu unserem Angebot steht. Wir warten auf Antwort von euch.
NEUN
Danach schlief Ravna gut. Der Vormittag war halb vorbei, als sie allmählich wieder munter wurde. Ihr Telefon klingelte mit monotoner Beharrlichkeit, laut genug, um in die angenehmsten Träume zu dringen. Sie öffnete die Augen, desorientiert und glücklich. Sie lag da und hielt fest in den Armen… ein großes Kissen. Verdammt. Er war schon weg. Sie ließ sich für eine Sekunde zurückfallen und erinnerte sich. Diese letzten beiden Jahre war sie einsam gewesen, und bis vergangene Nacht hatte sie nicht einmal gewusst, wie einsam. Glück, derart unerwartet, derart heftig… war etwas Seltsames.
Das Telefon klingelte unbeirrt weiter. Schließlich rollte sie sich aus dem Bett und trottete durchs Zimmer; dieser technoprimitive Unsinn müsste seine Grenzen haben. »Ja?«
Es war ein Skrodfahrer. Grünmuschel? »Entschuldigen Sie, dass ich Sie belästige, Ravna, aber – ist mit Ihnen alles in Ordnung?« Der Fahrer verstummte.
Ravna kam plötzlich zu Bewusstsein, dass sie vielleicht ein wenig sonderbar aussah: ein breites Grinsen über beide Backen, die Haare nach allen Richtungen abstehend. Sie fuhr sich mit der Hand über den Mund, um ein Lachen zurückzuhalten. »Ja, mir geht es gut.« Gut! »Was ist?«
»Wir möchten Ihnen für Ihre Hilfe danken. Wir hätten uns nie träumen lassen, dass Sie so eine hochgestellte Persönlichkeit sind. Wir hatten Hunderte von Stunden lang versucht, die Org zu überzeugen, dass sie nach den Flüchtlingen Ausschau halten soll. Doch nach dem Gespräch mit Ihnen war keine Stunde vergangen, und wir erhielten die Mitteilung, dass die Suche unverzüglich aufgenommen wird.«
»Hm.« Wie das? »Das ist wunderbar, aber ich bin nicht sicher, ob ich… Wer bezahlt denn dafür?«
»Ich weiß nicht, aber es ist wirklich sehr teuer. Man hat uns gesagt, dass ein Basis-Transceiver für die Suche eingesetzt wird. Wenn irgendwer auf Sendung ist, müssten wir es binnen Stunden wissen.«
Sie plauderten noch ein paar Minuten lang. Ravna fand allmählich wieder die Zusammenhänge, während sie die Ereignisse der letzten zehn Stunden nach Dienst und Vergnügen sortierte. Sie hatte halbwegs damit gerechnet, dass die Org sie in der Wandergesellschaft abhören würde. Vielleicht hatte Grondr die Geschichte einfach dort gehört und ihr vollen Glauben geschenkt. Doch erst tags zuvor hatte er über die Überlastung der
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