Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
seine Festung. … Das zum Kriege tüchtige Alter taugt auch für Venus. Tölpel der Greis als Soldat, tölpelhaft greise Liebe.
    P UBLIUS O VIDIUS N ASO
    Kurz vor zehn wollte es ernsthaft dunkel werden; auf dem Platz gingen die Laternen an. Inzwischen waren auch die Herren Fischer und Lauritzen eingetroffen und hatten das von Yü angebotene Bier akzeptiert. Sie standen weiter links, wohin Yü sie nach kurzem Blickkontakt mit Matzbach gelotst hatte.
    Baltasar und Lemberger waren mit dem gründlichen Austausch fertig; im Prinzip herrschte Einigkeit darüber, daß der Bestatter die Ohren auf- und sich aus der Sache ansonsten heraushalten würde.
    »Ach, eines wollte ich Sie fragen. Wissen Sie etwas von Antisemitismus hier in der Gegend?«
    Lemberger klackte mit der Zunge. »Nichts Ungewöhnliches, nur das, was man nach Lage der Dinge im Orient und nach Lage der Hirne im Bergischen erwarten kann. Daß der Papst die kollektive Verdammung der Juden durch die Kirche für Unrecht erklärt hat, wurde hier noch nicht so richtig registriert. Warum fragen Sie?«
    »Dieser Detektiv, Goldstein. Man hat seinen Wagen gefunden, wochenlang irgendwo geparkt, und zwar mit einem Zettel auf dem Beifahrersitz. Darauf stand so etwas wie: Saujude hör auf zu schnüffeln. Schnüpfeln, genauer.«
    Lemberger preßte die Lippen aufeinander. »Goldstein, wie immer er an den Namen gekommen sein mag, ist ungefähr so jüdisch wie ihr Freund Yü schwarz. Als ich noch in Köln gearbeitet habe, hatte er gerade die Seiten gewechselt. Wenn man das so nennen kann.«
    »Also kein Jude.«
    »Definitiv. Und abgesehen von den üblichen Aufwallungen von … sagen wir mal grob Fremdenangst, oder Angst vor dem, womit man nicht vertraut ist, gibt’s hier nichts Großes zu erwähnen.«
    »Sie meinen, selbst wenn Goldstein Jude wäre, oder jemand ihn wegen des Namens dafür hielte, wüßten Sie nicht, was das mit seinem Verschwinden zu tun haben könnte?«
    »Ja. Wie gesagt, es gibt hier wie überall latente Xenophobie, aber die ist bisher nicht aktiv oder gar gewalttätig und richtet sich im Moment sowieso eher gegen Dinge, die mit dem Islam zu tun haben.«
    Baltasar nickte. »Wofür ich ein gewisses Verständnis nur mühsam unterdrücken kann.«
    »Wie soll man das verstehen?«
    »Wir haben ein paar Jahrhunderte gekämpft, um Gedankenfreiheit zu bekommen und Religion zur Privatsache zu machen. So daß jeder nach der jeweils eigenen
façon
unselig werden kann. Da mag ich dann keine Anschauung tolerieren, deren lauteste Vertreter keine anderen Anschauungen tolerieren. Die das ganze Leben ihrer Religion unterordnen wollen. Aber das ist eine andere Geschichte. Bleiben wir bei Goldstein. Was war er, bevor er Detektiv wurde?«
    »Drogenkurier. Die zuständigen Kollegen wußten es, konnten ihm aber nie etwas nachweisen.«
    Fleißner und die anderen hatten wohl ausreichend gegessen und kamen nun auch an die frische Luft. Alle fünf hielten Sektgläser; Matzbach vermutete, daß darin Prosecco lungerte. Sofort schlenderten alle möglichen anderen demonstrativ beiläufig zu ihnen und begannen eine Art Belagerung des Abgeordneten.
    »O Schmerz meiner Netzhaut«, sagte Baltasar leise. »Aber bleiben wir bei Goldstein. Sie wissen nicht zufällig, was aus ihm geworden ist?«
    »Nein.«
    »Und diese beiden Exemplare Journaille – hängen die hier schon länger um oder erst seit der Entführung?«
    Lemberger hatte seine Pfeife lange genug kalt werden lassen; aus einem Lederbeutel stopfte er sie nun neu. Dabei sagte er: »Ich glaube, die sind mit den Fleißners befreundet.«
    »Jeder hat die Freunde, die er kriegen kann.«
    »Hö hö hö. Mißfällt Ihnen irgendwas daran? Ich finde, die vier haben einander gründlich verdient. Oder die fünf; vergessen wir nicht den Wildschweine stemmenden Herrn Pittrich.«
    »Mag sein. Aber diese Berichterstattung, noch dazu exklusiv, war wirklich vom Schweinsten.«
    Lemberger zuckte mit den Schultern. »Was wollen Sie? Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt; ich fürchte, das gilt auch für Journal und Freundschaft.«
    Matzbach schnaubte. »Für Krieg und Liebe bin ich zu alt, von Journalen verstehe ich nichts, und Freundschaft stelle ich mir anders vor.«
    »Wenn Sie für das eine zu alt sind, wieso haben sie dann bei Freundschaft noch Illusionen?«
    »Habe ich nicht. Ich sagte, ich stelle mir das anders vor; das sind keine Illusionen, das ist nur üppige Phantasie.«
    Der Bestatter stand auf. »Ich hol mir noch ein Bier. Wollen Sie

Weitere Kostenlose Bücher