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Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Knochen; reife griffige Haut, versehen mit interessanten Konstellationen aus Sommersprossen. Im Gefühl eiliger Muße begann er zu schrubben.
    »Ach«, sagte sie. Es klang wie eine Mischung aus behaglichem Seufzen, Unglaube und Frage. »Gegen Schmutz könnte man was tun, und das mit dem Alter sollte man wenigstens testen.«
    Er rieb kräftiger und beugte sich vor, um bis an die unteren Rundungen zu gelangen. »Ich dachte, Sie hätten was gegen ätherische Künstler. Esoteriker sowieso.«
    Er hörte die aufgerauhte Altstimme leicht lachen; dann kam zumindest eine feuchte Hand aus dem Wasser und beschäftigte sich mit seiner Gürtelschnalle.
    »Wenn Sie Künstler sind«, sagte Wayne Bergedorf dabei, »revidiere ich meine Vorurteile. Und ›ätherisch‹ endet ein bißchen unterhalb Ihrer wieviel Kilo?«
    »Hundertneunzehn. Oder so.«
    Nach der Schnalle hatte sie den wichtigen Halteknopf geöffnet; nun zupfte sie am Reißverschluß.
    Matzbach legte den Waschlappen auf den Wannenrand und trat einen Schritt zurück. Dabei schüttelte er sich, damit die Hose zunächst gleiten, dann fallen konnte. Als er das Piquéhemd über den Kopf gestreift hatte, griff die Hausherrin, ohne hinzusehen, nach den Wasserhähnen und drehte sie zu; dabei wühlte sie mit den Blicken in seiner wüsten Brustbehaarung und sagte: »Ei.« Matzbach grinste flüchtig, stieg aus den Schuhen, bückte sich, streifte die Socken ab, richtete sich wieder auf und entledigte sich der Unterhose, die sich verhakte beziehungsweise verhakt wurde. Wayne sagte: »Abermals – ei. Wieso zu alt?«
    »Hat was mit Wollen zu tun, nicht mit Können.«
    »Lassen Sie … laß uns das testen. Vielleicht kommt das Wollen ja beim Können.« Sie patschte aufs Wasser; Schaum spritzte auf. »Was war mit dem Esoteriker?«
    »Na ja, wegen der Wünschelrute.«
    Sie schnalzte leise. »Bei Rutengängern schlägt die aber nur wegen Wasser aus.«
    Matzbach kratzte sich den Kopf und deutete auf die Wanne, wo eben sein Fuß im Wasser verschwand.
    »Schon recht«, sagte Wayne. »Aber ich bin eitel und beziehe das Ausschlagen erst mal auf mich.«
    »Wie recht Ihr doch habt, o Schaumige.«
    Irgendwie war die Wanne dann aber doch zu eng für jenes, dies und das. Also folgte Matzbach der Hausherrin nackt und naß in ihr Schlafzimmer und auf das breite Bett, wo zur beiderseitigen Zufriedenheit jenes (»statt Zigarren und Austern, erst mal«), dies (»mobile Seßhaftigkeit«) und das besser gelang.
    Nach der nötigen Weile stand sie auf, um zwei Gläser, eine Flasche Rotwein, einen Aschenbecher und die Zigarren zu holen. Matzbach rollte sich auf den Bauch und sah ihr beim Herumgehen zu, betrachtete die Beine und die Füße und sagte sich, daß Mister Wayne, ehe er John hieß, Marion geheißen hatte, aber in seiner staatstragenden Art kaum als Wiegeler durchgehen konnte, daß es für den »Bergedorf«-Teil bestimmt eine Erklärung gäbe, daß sechs Zehen interessant aussahen und daß er jetzt ganz bestimmt keinen Ring aus dem Portemonnaie holen und auch nicht von Benno Vogelsang reden würde, dessen Identität zweifellos zweifelhaft war. Dubioses aber, dachte er, gab es ohnehin genug.

14. Kapitel
    Leidenschaft macht oft die klügsten Männer zu Narren und die größten Trottel klug.
    L A R OCHEFOUCAULD
    Kurz vor zwei verließ Matzbach den gastlichen Hof. Im kurzen sommerlichen Frotteehemd, das maximal zur Hälfte der Oberschenkel reichte, geleitete Wayne ihn bis zum Wagen. Als er einstieg, streichelte sie das Dach des Citroën.
    »Irgendwann demnächst möchte ich da mal mitfahren«, sagte sie. »Ich hab noch nie in so was gesessen.«
    »Jederzeit, Madame.«
    »Und irgendwann erzählst du mir dann auch, was du wirklich machst, ja? Von wegen malen …«
    »Ach, zum Beispiel könnten Yü und ich unsere Staffeleien hier aufbauen und dein Haus oder gar dich portraitieren.«
    »Jederzeit, Monsieur.« Sie schüttelte den Kopf, lachte und schleuderte eine Kußhand nach ihm.
    Durch die Nacht zum Hotel in Klitterbach heimzufahren war nicht unbedingt die attraktivste aller Möglichkeiten; jene, die Wayne Bergedorfs Haus, Hof und Schlafgemach boten, hätte Baltasar lieber vorgezogen, mußte sie jedoch hintanstellen. »Nicht zum Vergnügen«, knurrte er, »sondern für die Schule lernen wir.«
    Als er dies eben gesagt hatte, erreichte er die Straße, die das Tal durchquerte. Und hätte beinahe einen einsamen Fußgänger überfahren, der von der Straße in die Zufahrt zum Hof bog.
    Baltasar bremste und

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