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Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)

Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)

Titel: Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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war ihr Vater tot und an seiner Stelle regierte nun ihr ältester Bruder Alton. Hinter ihr stand Jack, nicht unbedingt entspannt, aber elegant, größer und stärker als sie, fähig wie auch willens, ihr beizustehen, sollte sie Hilfe brauchen.
    Dieses Wissen war ihr ein großer Trost, was sie überraschte. Ja, es beunruhigte sie sogar ein wenig. Sie hatte nie zu denen gehört, die sich auf andere verließen, und hatte vor langer Zeit schon gelernt, dass es besser war, keine Zeugen zu haben, falls etwas schieflief. Es hatte ihr nie gefallen, wenn andere ihre Schwächen bemerkten. Doch mit Jack … irgendwie war Jack anders.
    Er war ihr sehr ähnlich. Sie vertraute ihm, dass er wusste, wie er reagieren musste.
    Es kam ihr sehr merkwürdig vor, mit einem Gentleman wie Jack auf der Türschwelle ihres Vaterhauses zu stehen.
    Schwere Schritte näherten sich, dann hörten sie, wie ein schwerer Riegel zurückgezogen wurde.
    Langsam öffnete die Tür sich.
    »Ja, bitte?«
    Hocherhobenen Hauptes blickte Clarice in das Gesicht des Butlers ihres Vaters und sah, wie seine anfangs noch hochnäsige Miene ehrlicher, herzlicher Freude Platz machte, wie sie sich auch auf ihren Zügen widerspiegeln musste.
    »Lady Clarice! Mylady  – kommen Sie herein!« Der alte Edwards bemühte sich, sich schwungvoll zu verbeugen. Er lächelte breit, als sie über die Türschwelle in die schwarz-weiß geflieste Halle trat. »Es tut meinen alten Augen so gut, Sie wiederzusehen, Mylady.«
    »Danke, Edwards. Das hier ist Lord Warnefleet.« Sie wartete, während Edwards sich auch vor Jack verneigte. »Ist Alton da?«
    »Allerdings, Mylady, und er wird überglücklich sein, Sie nach all diesen Jahren wiederzusehen. Er befindet sich in der Bibliothek.«
    Clarice verbarg ihr Erstaunen, als sie sich zum Korridor auf der linken Seite der breiten Treppe wandte. Alton zu dieser Stunde in der Bibliothek? Dass er überhaupt dort war. Hier hatte sich eindeutig etwas verändert.
    Sie hatte seit sieben Jahren keinen Fuß mehr in dieses Haus gesetzt, nicht seit sie von der Familie nach Avening verbannt worden war. Im Lauf der Jahre hatte sie es sich angewöhnt, sich von ihrer Familie fernzuhalten, ja, sogar von ihren Brüdern. Auch wenn sie den Kontakt vermutlich hätte wieder aufnehmen können, nachdem ihr Vater gestorben war und sein Urteilsspruch nicht länger galt, ihren Namen nicht zu erwähnen. Aber nach fünf Jahren ohne jeglichen Kontakt hatte sie sich daran irgendwie gewöhnt.
    Vermutlich war es ihren Brüdern nicht anders ergangen, denn sie hatten ihr nie geschrieben oder sie in Avening besucht, auch nach dem Tod ihres Vaters nicht. Während ihrer Besuche in der Stadt hatte sie daher auch keine Anstrengungen unternommen, den Kontakt wieder aufzunehmen, und da sie Gesellschaftssalons und Ballsäle mied, hatte sie sie nie bei einer Veranstaltung getroffen.
    Sie blieb vor der Bibliothekstür stehen und stellte erstaunt fest, dass sie keine Aufregung, sondern leise Verwunderung und Neugier verspürte. Alton, stets gut gelaunt, hatte immer schon einen Hang zur Frivolität gehabt, zu Leichtfertigkeit. Sein Mund war beständig zu einem unbekümmerten Lächeln verzogen, das recht zutreffend seine Sicht auf die Welt wiedergab. Und er war vermutlich der ernsthafteste ihrer Brüder.
Die drei Söhne ihres Vaters aus erster Ehe waren von Geburt an bevorzugt und verwöhnt worden. Zwar waren sie alle mit guter Gesundheit gesegnet und hatten ein ausgeglichenes Wesen, aber wohin das alles führen würde, war vorhersehbar gewesen.
    Edwards war vorausgegangen. Sie gestattete ihm, die Tür zu öffnen und sie anzukündigen. Es hätte Edwards gekränkt, wenn sie ihn fortgewinkt hätte. In dem Augenblick, da er verkündete: »Lady Clarice, Mylord, und Lord Warnefleet«, trat sie schwungvoll in das Zimmer.
    Und sah Alton hinter dem riesigen Schreibtisch sitzen, er war hagerer geworden. Langsam hob er den Kopf, den er, anscheinend aus Verzweiflung, in die Hände gestützt hatte. Seine Miene spiegelte Benommenheit und Unverständnis wider. Flüchtig glitt sein Blick zu Jack.
    Clarice blinzelte, und sieben Jahre lösten sich in Luft auf. »Gütiger Himmel, Alton! Du bist doch nicht zu dieser frühen Stunde betrunken?«
    Sie hätte es nicht für möglich gehalten, aber sein schon viel zu blasses Gesicht wurde noch ein wenig bleicher.
    »Nein! Natürlich nicht! Hab keinen Tropfen angerührt, nicht seit gestern. Ich schwöre …« Seine Worte verklangen. Einen Augenblick starrte er

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