Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
untersuchen willst. Ich schlage daher vor, jeder von uns übernimmt eine Kneipe und
konzentriert sich mit seinen eigenen Leute darauf. Auf diese Weise kommen wir schneller voran.«
Christian nickte.
»Ein ausgezeichneter Vorschlag. Jeder von uns wird schlagkräftiger sein, weil die Befehlskette kürzer ist.«
»Stimmt.« Deverell stellte seinen Krug ab und nahm aus seiner Rocktasche das Blatt, auf das Jack ihnen die drei Adressen geschrieben hatte. »Dann lasst uns mal sehen…«
Später, bevor er sich für ihren gemeinsamen Abend in der guten Gesellschaft umkleidete, saß Jack am Schreibtisch in der Bibliothek des Clubs und verfasste einen Brief an seine Tante Lady Davenport mit der Bitte, den Inhalt seiner anderen Tante Lady Cowper mitzuteilen.
Er verwandte größte Mühe auf die Formulierung und Wortwahl; bei solchen Damen war eine Andeutung faszinierender als eine Erklärung. Trotzdem war seine Bitte, als er den fertigen Brief noch einmal durchlas, klar verständlich. Er bat sie, Lady Clarice Altwood dabei zu helfen, in die gesellschaftlichen Kreise zurückzukehren, denen sie ihrer Geburt nach angehörte.
Er erwähnte die Gründe für dieses Ansinnen nur indirekt, eine ernste, aber letztlich unbegründete Bedrohung eines nahen Verwandten, wobei sie ihren Brüdern helfen wollte, diese zu beseitigen. Es bestand keine Notwendigkeit für eine genauere Erklärung. Der Brief würde ausreichen, dass seine Tanten, einflussreiche Damen der Gesellschaft, Clarice unbedingt kennenlernen wollten.
Über seine eigenen Gründe, ihr zu helfen, verlor er kein Wort.
Ihre Phantasie würde sich überschlagen. Wenn sie ihn und Clarice wunschgemäß morgen früh empfingen, rechnete er fest damit, dass die beiden Damen sie mit leuchtenden Augen willkommen heißen und beinahe vor Neugier platzen würden.
Lächelnd unterschrieb er, dann fiel ihm noch etwas ein, was er als Nachsatz anfügte, nämlich, falls sie eine Dame kannten, der sie vertrauten, dass sie die Dinge in politischer Hinsicht zu beeinflussen bereit war, würde er sich freuen, ihr vorgestellt zu werden.
Er streute Sand auf den Brief und versiegelte ihn, er musste grinsen. Er würde jede Wette eingehen, dass, wenn er und Clarice morgen seine Tanten aufsuchten, Lady Osbaldestone ebenfalls anwesend sein würde.
15
An Jacks Seite betrat Clarice die Eingangshalle der Fortescues und stellte sich mit ihm in die Reihe der Gäste, die langsam die Treppe hinaufstiegen. Hätte man es ihr überlassen, hätte sie einen anderen Rahmen für ihre Rückkehr in die Gesellschaft gewählt. Die Fortescues hatten zwei Töchter, die sie unter die Haube bringen mussten. Daher würde ihr Ball das gewohnte Gedränge sein, das die gute Gesellschaft während der Saison so liebte.
Sie schaute sich die anderen Gäste an, die sich auf den Stufen drängten, und murmelte:
»Sieht nicht so aus, als könnte man hier viel erreichen.« Für die Herstellung von James’ Ruf hätte sie die erleseneren Treffen der politisch einflussreichen Elite ausgesucht.
Jack zuckte die Achseln, und seine Hand glitt zu ihrer, die leicht auf seinem Arm ruhte, er strich zart darüber.
»Wir werden von deinen Brüdern erfahren, ob es bislang schon irgendwelche Gerüchte gibt. Bis wir mehr wissen, kannst du nicht viel tun.«
Sie verzog das Gesicht, musste ihm recht geben, auch wenn sie wünschte, es sei anders. Es lag in ihrem Wesen, voranzustürmen, Dinge in Angriff zu nehmen, aber um James zu helfen, mussten sie in der Tat vorsichtiger sein. »Ich habe meinen Tanten geschrieben, den beiden Schwestern meines Vaters und der Schwester meiner Mutter und meinem Onkel mütterlicherseits, habe sie unterrichtet, dass ich in London bin und mich
auf Altons Bitte hin in der Gesellschaft bewege, vor allem damit die unseligen Vorwürfe gegen James nicht unnötig zur Sensation werden.«
Jacks Lippen verzogen sich zu einem erfreuten Lächeln. »Ich gehe davon aus, dass deine Tanten und dein Onkel keine Freunde von ›unnötigen‹ Sensationen sind?«
»Nicht wenn ihre Familien davon betroffen sind.« Clarice bemerkte die vielen Seitenblicke, die man ihnen zuwarf. Sie beugte sich dichter zu Jack und senkte die Stimme. »Wenigstens erregen wir Aufsehen.«
»Kein Wunder mit dem Kleid.«
Der knappe Tonfall veranlasste sie aufzusehen und ihn anzublicken.
»Es ist der letzte Schrei.«
Sein Mund bekam einen grimmigen Zug.
»Für eine Dame deines Alters, deines Ranges und mit der Figur, zweifellos. Leider dient ein solches
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