Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
hatte ihn eine Erkenntnis durchbohrt, so durchdringend wie Amors Pfeil.
Im Gegensatz dazu war der Schmerz, als sich die Klinge in seine Schulter bohrte, fast enttäuschend schwach gewesen.
Das Leben war zu kurz, um nicht nach der Liebe zu greifen, sie sich zu nehmen. Wenn sie ihre Meinung geändert und beschlossen hatte, in London zu bleiben … nun, dann würde sie sie eben noch einmal ändern müssen.
In der Kutsche war ihm ihr Rat für Alton wieder eingefallen. Leute, die solche Ratschläge erteilten, sprachen gewöhnlich aus eigener Erfahrung.
So sei es. Er hatte vorgehabt, ihr zu zeigen, wie sehr er sie liebte, hatte gedacht, das würde reichen, aber… vielleicht war es nicht genug. Und wenn nicht, nun … leider war es eine Sache, es ihr zu zeigen, und eine völlig andere, es ihr zu sagen. Die Worte laut auszusprechen. Das konnte sich leicht als die schwerste Aufgabe entpuppen, vor der er je gestanden hatte, aber er würde es tun.
Er musste es tun; ihm blieb keine andere Wahl.
Das oder er würde riskieren, sie zu verlieren. Und das kam nicht infrage.
Er schloss die Tür und ging zum Kamin, während sie aus ihrem Umhang schlüpfte und ihr Retikül ablegte. In der Kutsche hatte er überlegt, ob er zulassen sollte, dass sie sich zuerst das von der Seele redete, was in ihr brodelte. Aber dann fiel ihm ein, dass sie vielleicht abschweifte und ihn von seinem eigentlichen Vorhaben abbrachte. Besser, er biss gleich in den sauren Apfel.
Er drehte sich zu ihr um, als sie auf ihn zukam, und blickte ihr in die Augen.
»Es gibt etwas, das ich sagen möchte.«
Sie blinzelte überrascht, dann aber sah er einen gewissen Argwohn in ihren dunklen Augen.
Er atmete tief durch und sagte dann rasch: »Die Wahrheit ist … ich liebe dich wahnsinnig, und ich werde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, damit du mir gehörst.«
Sie kniff die Augen zusammen, erinnerte sich bestimmt an ihre eigenen Worte, aber jetzt, da er den Anfang gemacht hatte, stellte er fest, dass ihm der Rest leichter fiel.
»Ich weiß, dass deine Familie dich braucht, sie meinen es sicher ehrlich, aber ich brauche dich mehr.« Er sah ihr weiter fest in die Augen und ließ alle Schutzschilder, den letzten Schleier fallen, hinter dem er sich die ganze Zeit über geschickt versteckt hatte. »Ich habe ein Herrenhaus, das viel zu lange schon leer steht, einen Rosengarten mit einer Bank, auf die sich
nie eine Dame des Hauses gesetzt hat, um sich an den Blüten zu erfreuen und ihren Kindern beim Spielen zuzusehen.
Ich weiß, du liebst deine Brüder, deine Familie. Ich verstehe, wie wichtig sie dir sind, vielleicht verstehe ich es sogar besser, weil ich ein Einzelkind bin. Und deshalb wünsche ich mir in meinem Leben nichts sehnlicher, als eine eigene Familie zu gründen – mit dir. Eine Schar Kinder – kleine Mädchen, die wie du sind, herrisch und anmaßend, und mich herumkommandieren.« Er hob die Schultern. »Und ein paar Jungen, die vielleicht mehr wie ich sind, damit dir und den Mädchen nicht langweilig wird, wenn ihr unser Leben organisiert.«
Tränen stiegen ihr in die Augen, aber er wagte nicht zu fragen, warum sie weinte.
»Ich nehme an, ich sollte mich mehr an die üblichen Vorschriften halten, aber das scheint auf uns kaum zuzutreffen.« Er holte tief Luft und beeilte sich, weiterzusprechen. »Ich möchte dich auf jede nur vorstellbare Weise, aber vor allem als meine Ehefrau. Ich will keine gutmütige sanfte Miss, irgendein weinerliches Dummchen. Ich will dich, so wie du bist, was du bist. Das an dir, was andere nicht verstehen und vor dem sie Angst haben, das, was ich in den letzten Wochen so klar und deutlich wahrnehmen konnte – das bist du, und ich liebe dich und brauche dich.
Ich möchte dich so, wie du bist, an meiner Seite, in guten wie in schlechten Zeiten.« Es gelang ihm, leicht zu lächeln. »Wir haben bereits beide die schlimmen Seiten des anderen kennengelernt und es gemeistert – und auch Krankheit.« Er deutete auf seinen Kopf. »Aber mehr als alles andere will ich dich, nicht irgendeine Tochter eines Marquis, nicht eine Braut mit einer schönen Mitgift, sondern dich.«
Er nahm ihre Hände, trat näher zu ihr und schaute ihr in die Augen, in denen Tränen schwammen. »Du weißt, was ich bin. Ich bin kein sanfter Mann. Über die Jahrhunderte sind
die Warnefleets immer Krieger gewesen. Deswegen brauche ich auch keine sanftmütige Frau als meine Gemahlin, sondern dich als meine Kriegerkönigin. Für mich bist
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