Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
Achseln.
»Es ging recht gut, aber über einen gemäßigten Trab sind wir nicht hinausgekommen.« Er schaute wieder zu Challenger. »Ich werde nie imstande sein, ein Pferd wie ihn zu reiten.«
Jack lächelte und blickte nach vorn, als sie die Auffahrt verließen.
»Das müssen Sie auch nicht. Matilda reicht völlig aus, um auf dem Besitz herumzukommen. Man muss nicht wie der Wind reiten.«
So ratterten sie – in Percys Fall – und trabten – Jack – über die Landstraße und die Steinbrücke. Challenger witterte das freie Feld dahinter und zerrte ungeduldig an dem Mundstück, als verstünde er nicht, warum Jack nicht galoppieren wollte. »Wo wir gerade davon sprechen«, Jack hielt den Wallach entschlossen zurück, »wenn man ein Pferd wie dieses reitet, muss man es rennen lassen. Das braucht es.« Er nickte zu den Feldern nördlich der Straße. »Sie wissen, wohin wir wollen – zum Hof der Delanceys. Wenn wir uns hier trennen, finden Sie dann den Weg allein dorthin? Ich werde Challenger jetzt sich die Beine vertreten lassen, und wir treffen uns dann auf der Straße vor dem Tor zum Hof.«
Percy nickte.
»Ich werde mich nicht verirren. Ich habe die Karte, und Griggs hat gesagt, sie sei genau.«
Jack salutierte und ritt davon.
Zwei Minuten später preschte er über ein Feld, das noch brachlag, da die Sommersaat noch nicht ausgebracht war. Unter Challengers Hufen zerbrachen die Stoppeln des abgeernteten Winterweizens, und der Geruch der trockenen Stängel und der Duft der nackten Erde, die die Sonne wärmte, stieg auf und hüllte sie ein.
Jack überließ sich dem Augenblick, dem Rennen, das kein Wettrennen war, sondern aus rein privatem Vergnügen geschah und ein ungetrübtes Hochgefühl in ihm weckte. Er und Challenger
flogen über sein Land, einfach so, weil sie es konnten und wollten.
Vielleicht sogar brauchten.
Die Sonne schien auf sie; die Brise war kaum spürbar. Einen flüchtigen Moment begriff er, was es hieß, wenn man fühlte, wie das Herz erbebte.
Im selben Augenblick erkannte er, was es bedeutete, sich heimisch zu fühlen.
Es war seltsam, wie manchmal verschiedene Dinge zusammenhingen oder – um genauer zu sein – in Gedanken eine Verknüpfung ergaben. Während er frei und unbekümmert auf Challengers Rücken über sein Land und seine Felder galoppierte, hatte Jack ein Gefühl, dass er am richtigen Ort war; als ob das letzte fehlende Puzzleteilchen seinen Platz gefunden hätte und damit sein Leben vollkommen machte … mit einer Ausnahme.
Mit Percy an seiner Seite besuchte er seine Pächter und frischte seine Kenntnis über den Osten des Landsitzes auf. Als der Nachmittag zur Neige ging, kehrte er mit Percy nach Hause zurück und war in jeder Hinsicht zufrieden. Er schickte Percy zu Griggs, um Bericht zu erstatten, und brachte Challenger in den Stall. Dort verbrachte er eine angenehme halbe Stunde im Gespräch mit Crawler, der ebenfalls angetan war von Percy, auch wenn er ein unerfahrener junger Spund war. In dieser Angelegenheit lief alles wie gewünscht.
Durch die Gartentür betrat Jack das Haus und ging in die Halle, wobei seine Stiefel laut auf den Fliesen hallten. Am Fuß der Treppe blieb er stehen; seine Haut prickelte plötzlich … er blickte nach oben und sah Clarice auf dem Absatz stehen. Sie war auf dem Weg nach unten gewesen, hatte seine Schritte gehört und war stehen geblieben. Ihre Blicke trafen sich, verfingen sich, und dann schritt sie in königlicher Haltung gelassen die Treppe hinab.
Jack schaute ihr dabei zu. Beobachtete das leichte Wiegen ihrer Hüften unter dem feinen Musselin ihres Kleides, eine Kreation in sattem Burgunderrot, die ihre vollen Brüste und ihre langen Beine betonte, die sich bei jeder Stufe unter dem Stoff abzeichneten. Mit den Augen verschlang er ihre anmutige Selbstsicherheit, ihre feinen Züge, so heiter und gelassen, und ihr dunkles Haar, das zu einer üppigen, schimmernden Krone aufgesteckt war.
Er spürte ihre Stärke, dieser tiefe Brunnen weiblicher Unerschütterlichkeit, eine elementare Kraft, die ihn lockte, fesselte. Es war vollkommen klar, was das letzte Puzzleteilchen war. Er musste es nur noch sichern, sie nehmen und in sein Leben einbinden, in sein Bild einfügen, um es vollständig zu machen.
Ganz und gar.
Er griff nach ihrer Hand, als sie näher kam. Sie überließ sie ihm, erwartete, dass er sich darüberbeugte. Stattdessen schloss er seine Finger darum.
»Komm mit.«
Er drehte sich um und ging zur
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