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Ein feuriger Verehrer

Ein feuriger Verehrer

Titel: Ein feuriger Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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Sie musterte den Jungen flüchtig. Er war kreidebleich, und auf seiner Stirn hatte sich eine Beule in der Größe einer Babyfaust gebildet, doch seine Atmung funktionierte. »Ich bringe ihn in Sicherheit und komme dann zurück.«
    »Schaffen Sie ihn raus, Dallas. Sie haben keine Zeit zu verlieren.«
    Sie rappelte sich mühsam auf und schlitterte, während sie sich am Geländer festhielt, unbeholfen über das Eis. »Bringen Sie Ihre Leute raus, Malloy. Brechen Sie die Sache ab.«
    »Sechs haben wir entschärft, es fehlen also noch vier. Wir müssen weitermachen, Dallas. Wenn wir es nicht schaffen, alle Bomben zu entschärfen, fliegen der gesamte Bahnhof und vermutlich das Stadion in die Luft.«
    Eve warf sich den Jungen über die Schulter und zog sich auf die Treppe. »Schaffen Sie die Leute raus. Retten Sie ihre Leben. Die Gebäude sind egal.«
    Sie stolperte zwischen den Sitzreihen hindurch und trat die Taschen, Mäntel und Esswaren, die die Leute hatten liegen lassen, aus dem Weg.
    »Sieben. Jetzt sind es nur noch drei. Wir werden es ganz sicher schaffen.«
    »Um Gottes willen, Anne. Setzen Sie endlich Ihren Hintern in Bewegung.«
    »Guter Ratschlag.«
    Aufgrund des Schweißes, der ihr in die Augen tropfte, nahm Eve Roarke erst wahr, als er ihr den Jungen von der Schulter nahm. »Bring ihn raus. Ich hole Anne Malloy.«
    »Den Teufel wirst du tun.«
    Mehr brachte ihr Gatte nicht heraus, als mit einem Mal der Boden unter ihren Füßen bebte, die Wand in ihrem Rücken einen breiten Riss bekam und sie beide Hand in Hand bis zu einer der Stellen rannten, wo Polizisten in voller Kampfmontur die letzten Zivilpersonen durch die Türen schoben, drängten, ja beinahe warfen, bis niemand mehr im Stadion war. Eves Trommelfelle rebellierten, als sie den Knall hörte. Eine Wand aus Hitze traf sie in den Rücken, sie wurde in die Luft gehoben und flog, mit vor Lärm und Hitze schwirrendem Schädel, durch die Tür. Etwas Heißes, Schweres krachte direkt hinter ihnen beiden auf den Boden.
    Jetzt hieß es überleben. Ohne einander loszulassen, kämpften sie sich wieder auf die Beine und liefen, während Steine, Glas und Stahl auf sie niederprasselten, blindlings immer weiter. Die Luft war erfüllt vom Kreischen von Metall, vom Krachen von Stahl, vom Donnern herumfliegenden Gesteins.
    Sie stolperten über einen Körper, der unter einem hüftbreiten Stück Beton gefangen war. Ihre Lungen brannten, und ihre Kehle war voller Rauch. Sie hörte eine Reihe kleinerer Folgeexplosionen, und messerscharfe Glasscherben regneten auf sie herab.
    Als sie wieder etwas sehen konnte, nahm sie Hunderte schreckensstarrer Gesichter, Berge rauchenden Schutts und unzählige Leichen wahr.
    Dann schlug der kalte Wind in ihr Gesicht, und sie wusste, sie und Roarke hatten überlebt.
    »Bist du verletzt, bist du getroffen?«, rief sie, ohne sich bewusst zu sein, dass sie seine Hand weiter fest umklammert hielt.
    »Nein.« Auf wundersame Weise hatte er auch den verletzten Jungen nicht verloren, weshalb dieser immer noch ohnmächtig über seiner Schulter hing. »Und du?«
    »Nein, ich glaube nicht … Nein. Bring ihn zu den Sanitätern«, bat sie ihren Mann, blieb keuchend stehen und drehte sich blinzelnd um. Von außen sah das Stadion beinahe unbeschadet aus. Rauch drang aus den Öffnungen, wo sich zuvor Türen befunden hatten, und die Straße war mit verkohlten, verbogenen Schuttstücken übersät, doch das Stadion stand.
    »Sie hatten alle außer zwei Sprengsätzen entschärft. Es haben nur noch zwei gefehlt.« Sie dachte an den Bahnhof – an die vielen Züge, die unzähligen Pendler, die Heerscharen von Händlern – und wischte sich das Blut und den Dreck aus dem Gesicht. »Ich muss zurück und prüfen, wie es drinnen aussieht.«
    Er hielt sie weiter fest. Als sie durch die Tür geflogen waren, hatte er noch einmal hinter sich gesehen, und so erklärte er entschieden: »Eve, du kannst dort nichts mehr tun.«
    »Ich kann nicht tatenlos hier rumstehen.« Sie schüttelte ihn ab. »Ich habe dort drinnen noch Leute. Bring das Kind zu einem Sanitäter. Es ist schwer gestürzt.«
    »Eve …« Als er jedoch ihren Gesichtsausdruck bemerkte, brach er resigniert ab. »Ich werde auf dich warten.«
    Sie ging zurück über die Straße und wich dabei kleinen Feuern und rauchenden Trümmerbergen aus. Die ersten Plünderer warfen bereits gierig Fensterscheiben ein, weshalb sie sich einen der uniformierten Beamten schnappte und ihm, als er sie abschütteln wollte, ihren

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