Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein feuriger Verehrer

Ein feuriger Verehrer

Titel: Ein feuriger Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
Vom Netzwerk:
tausend haben wir weniger als vierhundert Tote zu beklagen.«
    »So kann ich das nicht sehen.«
    »Manchmal ist das alles, womit man sich trösten kann.«
    »Ich habe heute Abend eine Freundin verloren.«
    »Ich weiß.« Er umfasste zärtlich ihr Gesicht. »Das tut mir Leid.«
    »Sie hatte einen Mann und zwei Kinder.« Eve wandte sich ab und starrte in die Dunkelheit des Abends. »Außerdem war sie schwanger.«
    »Oh, Gott.« Als er sie an seine Brust ziehen wollte, trat sie einen Schritt zurück.
    »Ich kann nicht. Dann breche ich zusammen, und das kann ich mir nicht erlauben. Ich muss es ihrer Familie sagen.«
    »Ich werde dich begleiten.«
    »Nein, das ist Sache der Polizei.« Sie presste ihre Hände vor die Augen und blieb einen Moment steif stehen. »Feeney und ich werden mit ihnen sprechen. Ich habe keine Ahnung, wann ich nach Hause kommen werde.«
    »Ich werde selbst noch eine Zeit lang hier sein. Sie können ein paar zusätzliche Hände brauchen.«
    Sie nickte und wandte sich zum Gehen.
    »Eve? Komm auf jeden Fall nach Hause. Du wirst es brauchen.«
    »Ja, ja, ich komme ganz bestimmt.« Sie machte sich auf die Suche nach ihrem Kollegen, um mit ihm gemeinsam eine Nachricht zu überbringen, die weitere Leben zerstören würde.
    Roarke arbeitete noch zwei Stunden mit den Unglücklichen und den Verletzten, bestellte – als kleine, für Geld erhältliche Trostmittel – hektoliterweise Kaffee und dampfend heiße Suppe und dachte, während man die Toten in das bereits übervolle Leichenschauhaus brachte, daran, dass seine eigene Frau Tag für Tag damit befasst war, dass auch Toten Gerechtigkeit widerfuhr.
    Das Blut. Die schreckliche Vergeudung. Sie waren ein beinahe natürlicher Bestandteil ihres Lebens. Er hatte das Gefühl, als kröche der Gestank von beidem ihm bis unter die Haut.
    Er warf einen Blick auf das wie mit Narben übersäte, ruinierte Stadion. Es war aus Stahl, aus Stein, aus Glas und ließe sich mit Geld, mit Zeit, mit Schweiß problemlos wieder aufbauen, überlegte er.
    Es war für ihn wie eine Sucht, solche Gebäude zu besitzen. Symbole und Strukturen. Natürlich ging es dabei um Profit, gestand er sich, während er ein Betonstück von der Erde aufhob, bereitwillig ein. Es ging ums Geschäft und ums Vergnügen. Doch wusste er auch ohne ein Gespräch mit Dr. Mira, weshalb es einen Mann, der in schmutzigen, engen Räumen mit undichten Dächern und zerbrochenen Fenstern aufgewachsen war, derart danach verlangte zu besitzen. Zu erhalten und zu bauen.
    Das Bedürfnis, diesen Mangel aus der Kindheit auszugleichen, hatte er zu einer Stärke entwickelt.
    Er hatte die Macht, dafür zu sorgen, dass das Stadion wieder errichtet werden würde. Er könnte sein Geld und seine Energie in den Wiederaufbau investieren, damit das geschundene Gebäude eine Art von Wiedergutmachung erfuhr.
    Und Eve würde die Toten rächen, dachte er, wandte sich zum Gehen, fuhr nach Hause und wartete dort auf seine Frau.
    Stunden später fuhr Eve durch die feuchte, kalte Dunkelheit kurz vor Anbruch der Dämmerung in Richtung ihres Zuhauses. Links und rechts der Straßen sandten grelle Werbetafeln ihre Angebote aus. Kauf dieses oder jenes und werde damit glücklich. Sieh dir dieses oder jenes Stück an und brich in Begeisterungsstürme aus. Komm hierher und staune. Selbst in einer Nacht wie dieser hörte New Yorks selbstverliebter Tanz nicht auf.
    Dampf stieg von den Schwebegrills, aus den Belüftungsschächten sowie aus den Auspuffen der Maxibusse, in denen die Drohnen zur Frühschicht fuhren, in den dunklen Himmel auf.
    Ein paar sichtlich angeheiterte Nutten standen auf den Bürgersteigen und riefen den Arbeitern ihre Angebote zu.
    »Lass dich von mir reiten, Süßer. Für einen Zwanziger kriegst du es von mir so gut gemacht, wie du es nie zuvor erlebt hast.«
    Zu müde selbst für billigen Sex schlurften die Angesprochenen weiter auf die Busse zu.
    Eve verfolgte, wie ein Betrunkener über den Gehweg torkelte und dabei seine Flasche wie einen Säbel schwang, während eine Gruppe Teenager Geld zusammenlegte, um ein paar Soja-Burger zu erstehen. Je niedriger die Temperaturen, umso höher die Preise, wusste Eve.
    Das nannte man freies Unternehmertum.
    Plötzlich lenkte sie ihr Fahrzeug an den Rand der Straße, beugte sich über das Lenkrad und machte die Augen zu. Sie hatte das Stadium der Erschöpfung inzwischen hinter sich gelassen und war in die Phase eingetreten, in der die Nervenenden regelrecht vibrierten und in der sich die

Weitere Kostenlose Bücher