Ein feuriger Verehrer
Angestellte dieses Unternehmens. Geld spielt sicher keine Rolle.«
»Es wäre eine Möglichkeit«, widersprach Eve. »Ich hätte gern den Namen seines Anwalts und würde es zu schätzen wissen, wenn Sie dafür sorgen würden, dass er mir Einblick in das Testament Ihres Bruders gewährt.«
»Ja, natürlich.« Er klopfte mit der Fingerspitze auf den Schreibtisch und die Mittelschublade glitt auf. »Ich habe eine von Suzannas Visitenkarten hier. Ich setze mich sofort in Verbindung und sage ihr, dass sie Ihnen alle erforderlichen Informationen geben soll.«
Beide erhoben sich gleichzeitig und er drückte ihr die Karte in die Hand.
»Ich weiß Ihre Kooperationsbereitschaft zu schätzen.«
Auf dem Weg aus dem Büro spähte Eve auf ihre Uhr. Wahrscheinlich könnte sie noch diesen Nachmittag einen Termin bei der Anwältin bekommen, überlegte sie, und inzwischen stattete sie der Werkstatt des Tüftlers eine kurze Stippvisite ab.
3
A uf der Suche nach dem Wohnungsschlüssel jonglierte Peabody mit ihren beiden Einkaufstüten hin und her. Sie hatte frisches Obst, Gemüse, Sojamixgetränke, Tofu, getrocknete Bohnen und den braunen Reis, den sie bereits als Kind nicht hatte essen wollen, eingekauft.
»Dee.« Zeke stellte die kleine Tasche, mit der er nach New York gekommen war, auf den Boden und fügte die beiden Tüten seiner Schwester der, die er bereits in der Hand hatte, hinzu. »Du hättest nicht solche Mengen einkaufen sollen.«
»Ich weiß doch noch, wie viel du isst.« Sie lugte über ihre Schulter, zwinkerte ihn grinsend an und verkniff sich die Bemerkung, dass die Dinge, die sie für gewöhnlich in der Speisekammer hatte, von keinem anständigen Hippie je gegessen werden würden. Fett-und chemiehaltige Snacks, Fleischsurrogat und Alkoholika.
»Es ist unerhört, was sie hier für frisches Obst verlangen. Und ich glaube nicht, dass die Äpfel, die du gekauft hast, innerhalb der letzten Tage von einem Baum gekommen sind.« Seine Zweifel daran, dass es Bio-Früchte waren, behielt er höflicherweise für sich.
»Na ja, es gibt nun einmal recht wenig Obstgärten in der Umgebung von Manhattan.«
»Trotzdem. Außerdem hättest du mich die Sachen zahlen lassen sollen.«
»Das ist meine Stadt, und du bist das erste Mitglied der Familie, das mich hier besucht.«
Sie öffnete die Tür, drehte sich noch einmal um und nahm ihm die Tüten wieder ab.
»Es muss doch irgendwelche Öko-Kooperativen in der Gegend geben.«
»Darum habe ich mich noch nie gekümmert. Dafür habe ich keine Zeit. Ich verdiene ziemlich gut, Zeke. Also mach dir mal keine Gedanken.«
Sie blies sich die Haare aus den Augen. »Und jetzt komm endlich rein. Es ist vielleicht nicht groß, aber es mein Zuhause.«
Er trat hinter ihr durch die Tür, betrachtete das durchgesessene Sofa, die mit Krimskrams überhäuften Tische und die leuchtend bunten Poster, mit denen das Wohnzimmer tapeziert war. Schnell zog Peabody, da sie, selbst wenn die Aussicht nicht gerade berauschend war, das rege Treiben draußen jedoch liebte, die heruntergelassenen Jalousien vor dem schmalen Fenster hoch.
Als das Licht nun voll durchs Fenster fiel, wurde ihr bewusst, dass in ihrer Wohnung ein ebensolches Chaos herrschte wie unten auf der Straße. Außerdem hatte sie eine Lesediskette, auf der es um das Hirn eines Serienmörders ging, in ihrem Computer stecken lassen, die sie unbedingt herausziehen und irgendwo verstecken müsste, dachte sie erschreckt.
»Wenn ich gewusst hätte, dass du kommst, hätte ich ein bisschen aufgeräumt.«
»Warum? In deinem Zimmer zu Hause hat doch die gleiche Unordnung geherrscht.«
Feixend ging er in die winzige Küche und stellte dort die Tüte mit den Lebensmitteln ab. Tatsächlich war er geradezu erleichtert, dass die Einrichtung des Wohnzimmers genauso praktisch, bodenständig unprätentiös wie seine Schwester selbst war.
Er merkte, dass der Wasserhahn etwas tropfte und dass es auf der Arbeitsplatte einen Brandfleck gab. Das beides könnte er beheben, überlegte er, obgleich es ihn ein wenig überraschte, dass sie das nicht bereits selbst erledigt hatte.
»Lass mich das machen.« Sie legte Mütze und Mantel ab und lief hinter ihm her. »Du kannst schon mal deine Sachen ins Schlafzimmer bringen. Solange du hier bist, campiere ich auf dem Sofa.«
»Nein, das wirst du nicht tun.« Er öffnete bereits die Schränke, um die Lebensmittel zu verstauen. Falls ihn der Anblick der Vorräte, vor allem der der leuchtend rot-gelben Chipstüte,
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