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Ein feuriger Verehrer

Ein feuriger Verehrer

Titel: Ein feuriger Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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schockierte, zeigte er es nicht. »Ich schlafe auf der Couch.«
    »Man kann es ausziehen und hat darauf jede Menge Platz.« Wahrscheinlich hatte sie sogar irgendwo noch frische Bettwäsche. »Aber es ist ziemlich weich.«
    »Ich kann überall schlafen.«
    »Ich weiß. Ich kann mich noch gut an all unsere Campingurlaube erinnern. Du brauchtest nichts als eine Decke und einen runden Stein, und schon hast du geschlafen wie ein Toter.« Lachend schlang sie ihm die Arme von hinten um die Taille und schmiegte ihr Gesicht an seinen Rücken. »Gott, du hast mir gefehlt. Du hast mir wirklich gefehlt.«
    »Wir – Mom und Dad und wir – hatten gehofft, dich an Weihnachten zu sehen.«
    »Ich konnte nicht.« Als er sich umdrehte, trat sie einen Schritt zurück. »An Weihnachten waren die Dinge hier ein bisschen kompliziert.« Doch sie würde nicht darüber sprechen, würde ihm nicht erzählen, was genau passiert, welches Verbrechen begangen worden war. »Aber bald mache ich Urlaub. Versprochen.«
    »Du siehst verändert aus, Dee.« Er legte seine große Wange an ihre Wange. »Ordentlich. Ausgeglichen. Glücklich.«
    »Ich bin auch glücklich. Ich liebe meine Arbeit.« Sie legte ihre Finger auf den Rücken seiner Hand. »Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll.«
    »Das brauchst du gar nicht. Ich kann sehen, dass es so ist.« Er griff nach einem Sixpack mit Safttüten und zog die Tür des kleinen Kühlschranks auf. Er wusste, es war nicht das Wichtigste, dass man den anderen verstand, sondern dass man schlicht akzeptierte, was er war und was er tat. »Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich dich von deiner Arbeit weggeholt habe.«
    »Das brauchst du nicht zu haben. Zum letzten Mal hatte ich frei, als …« Kopfschüttelnd stopfte sie Tüten und Kartons in die verschiedenen Regale. »Verdammt, ich weiß nicht mal mehr, wann. Und wenn etwas Wichtiges zu tun gewesen wäre, hätte Dallas mir bestimmt kein grünes Licht gegeben.«
    »Sie hat mir gut gefallen. Sie ist stark, mit dunklen Stellen, aber alles andere als hart.«
    »Du hast Recht.« Peabody legte den Kopf auf die Seite und musterte ihren Bruder. »Aber hat dir Mum nicht beigebracht, dass man sich nur dann näher mit der Aura eines anderen Menschen befassen soll, wenn dieser damit einverstanden ist?«
    Zeke stieg eine leichte Röte in die Wangen, gleichzeitig jedoch erklärte er mit einem Grinsen: »Sie ist verantwortlich für dich. So genau habe ich sie mir gar nicht angesehen, aber ich möchte einfach wissen, wer sich hier um meine große Schwester kümmert.«
    »Deine große Schwester schafft es ziemlich gut, sich um sich selbst zu kümmern. Warum packst du nicht erst mal aus?«
    »Das dauert höchstens zwei Minuten.«
    »Was ungefähr doppelt so lange ist, wie ich brauche, um dir hier alles zu zeigen.« Sie packte ihn am Arm und zog ihn durch den Wohnraum zum Schlafzimmer hinüber, in dem es außer dem Bett lediglich ein kleines Tischchen, eine Lampe und ein schmales Fenster zu entdecken gab.
    »Jetzt hast du alles gesehen.« Das Bett war wie gewohnt ordentlich gemacht, und auf dem Nachttisch lag ein aufgeschlagenes Buch. Sie würde nie verstehen, dass es Menschen gab, die sich lieber mit einem Handcomputer und einer Diskette unter die Decke kuschelten. Allerdings war es ihr ein wenig peinlich, dass ihr Bruder, als er das Buch in die Hand nahm, merkte, dass ihre Lektüre aus einem gruseligen Kriminalroman bestand.
    »Dich scheint die Arbeit selbst in deiner Freizeit zu faszinieren.«
    »Sieht ganz danach aus.«
    »Du hattest schon immer Spaß an solchem Zeug.« Er legte das Buch zurück auf den Nachttisch. »Stets geht es um Gut und Böse, nicht wahr, Dee? Wobei am Schluss das Gute siegt.«
    »So ist es mir am liebsten.«
    »Aber wozu gibt es dann das Böse überhaupt?«
    Bei dem Gedanken an die Dinge, die sie schon gesehen, mit denen sie sich schon hatte befassen müssen, hätte sie am liebsten laut geseufzt. Stattdessen erklärte sie ihrem Bruder: »Das kann niemand sagen, aber man muss wissen und damit rechnen, dass es da ist. Und muss es versuchen, in den Griff zu kriegen. Genau das ist mein Job.«
    Er nickte und betrachtete sie prüfend. Er wusste, dass sie sich anfangs mit Verkehrsunfällen, irgendwelchen banalen Streitereien und jeder Menge Papierarbeit hatte befassen müssen. Inzwischen jedoch war sie bei der Mordkommission gelandet, beschäftigte sich also täglich mit dem Tod und denjenigen, die ihn verursacht hatten.
    Ja, sie hatte sich verändert.

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