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Ein feuriger Verehrer

Ein feuriger Verehrer

Titel: Ein feuriger Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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ermittle im Todesfall seines Bruders. Ist er da?«
    »Oh, Lieutenant.« Die Frau hob kurz die Finger an die Augen und stand dann auf. »Einen Moment, bitte.«
    Sie stöckelte zu einer hohen weißen Tür, klopfte leise an und verschwand in dem angrenzenden Raum. Eve hörte das Piepsen, das einen neuen Anruf auf dem Link auf der Konsole meldete, dann kam die Sekretärin wieder heraus.
    »Bitte treten Sie ein, Lieutenant. Mr Branson ist bereit, Sie zu empfangen. Kann ich Ihnen eine Erfrischung oder einen Kaffee bringen?«
    »Nein, danke.«
    Eve trat durch die Tür, und das Erste, was ihr auffiel, war, dass das Büro das genaue Gegenteil von J.C.s Domäne war. Hier dominierten statt alberner Stühle in Tierformen und grinsender Droidenpuppen kühle Farben, strenge Linien, nüchterne Eleganz. Das gedämpfte Grau und Blau wirkte beruhigend, und der große Schreibtisch stand nicht voller Nippsachen, sondern bot demjenigen, der daran Arbeit leisten wollte, jede Menge Platz.
    Hinter diesem Schreibtisch hatte sich B. Donald Branson aufgebaut. Er war nicht bullig wie sein Bruder, sondern rank und schlank. Sein Körper steckte in einem eleganten, gut sitzenden Anzug, sein zurückgekämmtes goldfarbenes Haar betonte eine hohe Stirn, und unter den etwas dunkleren, dichten, spitz zulaufenden Brauen hervor sah er sie aus müden, blassgrünen Augen an.
    »Lieutenant Dallas, es ist wirklich nett, dass Sie sich persönlich herbemühen.« Seine wohltönende Stimme wirkte ebenso beruhigend wie der gesamte Raum. »Ich hatte mich bei Ihnen melden wollen, um Ihnen für Ihre Freundlichkeit zu danken, als Sie gestern Abend angerufen haben, um mich über den Tod meines Bruders zu informieren.«
    »Tut mir Leid, Sie zu diesem Zeitpunkt belästigen zu müssen, Mr Branson.«
    »Nein, bitte. Setzen Sie sich doch. Wir alle versuchen, irgendwie damit zurechtzukommen.«
    »Ich habe den Eindruck, dass Ihr Bruder sehr beliebt gewesen ist.«
    »Geliebt«, verbesserte er sie, während er ihr gegenüber Platz nahm. »Es war unmöglich, J.C. nicht zu lieben. Deshalb fällt es uns so schwer, uns vorzustellen, dass er von uns gegangen ist. Und dann auch noch auf diese Art und Weise. Lisbeth, sie war wie ein Teil unserer Familie. Mein Gott.« Um seine Fassung wiederzuerlangen, wandte er sich ein paar Sekunden ab.
    »Verzeihung«, riss er sich schließlich zusammen. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Mr Branson, lassen Sie uns versuchen, die Sache so schnell wie möglich hinter uns zu bringen. Ms Cooke behauptet, sie wäre dahintergekommen, dass Ihr Bruder sie mit einer anderen Frau betrog.«
    »Was? Das ist völlig absurd.« Branson winkte zornig ab. »J.C. hat Lisbeth angebetet. Er hat andere Frauen nicht mal angesehen.«
    »Wenn das wahr ist, weshalb hätte sie ihn dann töten sollen? Haben die beiden oft gestritten? Kam es dabei zur Anwendung von Gewalt?«
    »J.C. konnte niemandem jemals länger als fünf Minuten böse sein«, erklärte Branson müde. »Er konnte es einfach nicht. Er war ein durch und durch sanftmütiger Mensch und vor allem ganz bestimmt kein Frauenheld.«
    »Sie glauben also nicht, dass er Interesse an einer anderen hätte haben können?«
    »Wenn das der Fall gewesen wäre – was ich absolut nicht glaube –, hätte er Lisbeth das gesagt. Er wäre ihr gegenüber offen gewesen und hätte ihre Beziehung beendet, bevor er etwas Neues angefangen hätte. J.C. war geradezu rührend ehrlich.«
    »Wenn das so ist, fehlt mir das Motiv. Sie und Ihr Bruder waren gemeinsame Eigentümer dieses Unternehmens. Wer erbt jetzt seine Hälfte?«
    »Ich.« Branson faltete die Hände auf der Platte seines Schreibtischs. »Unser Großvater hat die Firma gegründet, und J.C. und ich haben uns seit über dreißig Jahren die Firmenleitung geteilt. Unser Geschäftsvertrag legt fest, dass der Überlebende oder die Erben des Überlebenden den Teil des jeweils anderen übernehmen.«
    »Hätte er einen Teil des Unternehmens Lisbeth Cooke vermachen können?«
    »Nein. Das ist vertraglich ausgeschlossen.«
    »Eventuell hat er ihr ja sein Privatvermögen hinterlassen.«
    »Mit seinem Privatvermögen konnte er natürlich tun und lassen, was er wollte.«
    »Wie groß ist dieses Vermögen?«
    »Ich denke, dass es durchaus nicht unbeachtlich ist.« Dann schüttelte er abwehrend den Kopf. »Sie denken, dass sie ihn für Geld getötet hat? Das kann ich nicht glauben. Er ist ihr gegenüber stets äußerst großzügig gewesen, und Lisbeth ist – war – eine gut bezahlte

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