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Ein feuriger Verehrer

Ein feuriger Verehrer

Titel: Ein feuriger Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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»Ich hätte mein Möglichstes getan, um euch zu helfen, aber Zivilpersonen war der Zugang nicht erlaubt.«
    »Nein.« Sie klappte ihre Augen wieder zu. »Das war er nicht.«
    Trotzdem hatte er, wenn auch nur flüchtig, das Gemetzel, das Grauen und mitten darin seine Frau gesehen. Hatte gesehen, wie sie damit umgegangen, wie sie äußerlich zwar völlig ruhig geblieben, ihr Blick jedoch von einem Mitleid erfüllt gewesen war, von dem sie angenommen hatte, sie hätte es vor aller Welt versteckt.
    »Manchmal beneide ich dich wirklich nicht um deinen Job, Lieutenant.«
    Fast hätte sie gelächelt. »Wie soll ich dir das glauben, wenn du alle fünf Minuten deine Nase in meine Angelegenheiten steckst?« Nach wie vor mit geschlossenen Augen griff sie nach seiner Hand. »Das Hotel hat dir gehört, nicht wahr? Ich hatte noch keine Zeit, um das zu überprüfen.«
    »Ja, es hat mir gehört. Weshalb ich auch die Verantwortung für die Menschen trage, die darin gestorben sind.«
    »Nein.« Sie riss die Augen auf. »Die trägst du nicht.«
    »Dann trägst du sie also alleine? Liegt die Zuständigkeit für die Toten ausschließlich bei dir?« Rastlos stand er auf und füllte sich ein Glas mit Brandy, den er eigentlich gar nicht wollte. »Lass mich dir versichern, dass es diesmal anders ist. Der Türsteher, der einen Arm verloren hat und eventuell seinen Verletzungen erliegt, ist ein Freund von mir. Ich kenne ihn schon seit zehn Jahren, habe ihn aus London hierher nach New York gebracht, weil das immer sein Traum gewesen ist.«
    »Das tut mir Leid.«
    »Das Bedienungspersonal, die Musiker, die Leute am Empfang, die Fahrstuhlführer, sie alle sind gestorben, während sie für mich tätig gewesen sind.« Er wandte sich ihr wieder zu, und in seinen Augen blitzte kalter Zorn. »Ich bin zuständig für jeden Gast, jeden Touristen, jeden einzelnen Menschen, der sich unter dem Dach des Hauses aufgehalten hat.«
    »Du darfst diese Sache nicht persönlich nehmen. Das darfst du einfach nicht«, wiederholte sie mit eindringlicher Stimme, stand auf und packte ihn am Arm. »Roarke, es geht ihnen weder um dich noch um die Menschen, für die du Verantwortung empfindest. Es geht ihnen einzig um die Macht.«
    »Weshalb sollte es mir wichtig sein, worum es ihnen geht, außer, wenn ich es benutzen kann, um sie zu finden?«
    »Es ist mein Job, sie zu finden. Und das werde ich auch tun.«
    Er stellte seinen Brandy fort, legte eine Hand unter ihr Kinn und zwang sie, ihm ins Gesicht zu sehen. »Bildest du dir allen Ernstes ein, dass ich mich aus dieser Sache ausschließen lassen würde?«
    Sie wollte wütend auf ihn sein, und ein Teil von ihr war es auch, weil er ihr Gesicht derart besitzergreifend zwischen seinen Fingern hielt. Doch stand zu viel auf dem Spiel, gab es zu viel zu verlieren, war er eine viel zu gute Quelle, und so erwiderte sie: »Nein.«
    Sein Griff wurde sanfter, und er strich mit dem Daumen über das kleine Grübchen in der Mitte ihres Kinns. »Das ist schon mal ein Fortschritt«, murmelte er.
    »Dass wir uns recht verstehen …«, schränkte sie umgehend ein.
    »Dein Wunsch ist mir Befehl.«
    Sie rollte die Augen. »Fang jetzt bloß nicht so an. Dein Wunsch ist mir Befehl. Das klingt, als wärst du irgendein blaublütiger Schnösel. Dabei wissen wir beide, dass du in einer schmutzigen Gosse in Dublin aufgewachsen bist.«
    Jetzt verzog er sein Gesicht zu einem Grinsen. »Siehst du, wir verstehen uns bereits. Du hast doch nichts dagegen, wenn ich es mir bequem mache, während du mir deinen Vortrag hältst, oder?« Er nahm erneut Platz, zog eine Zigarette aus einem eleganten Etui, zündete sie an und nahm seinen Brandy wieder in die Hand.
    »Willst du mich vielleicht ärgern?«
    »Nicht wirklich, auch wenn mich das offensichtlich keine große Mühe kostet.« Er zog an seiner Zigarette und blies eine duftende Rauchwolke aus. »Aber weißt du, eigentlich kannst du dir deine Predigt sparen. Ich bin mir nämlich sicher, dass mir die wichtigsten Punkte sowieso noch im Gedächtnis sind. Wie, dass dies dein Job ist, in den ich mich nicht einzumischen habe. Dass ich nicht auf eigene Faust ermitteln darf und so weiter und so fort.«
    »Wenn du diese Dinge weißt, warum hältst du dich dann, bitte sehr, nicht dran?«
    »Weil ich es nicht will – und weil du, wenn ich mich daran hielte, zum Beispiel die Daten auf dem Rechner des Tüftlers noch lange nicht entschlüsselt hättest.« Als ihr die Kinnlade herunterklappte, blickte er sie grinsend an.

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